Nach Kolkata
Fast alle Städte dieser Welt sind mehrsprachig, doch bei einigen sind die Anziehung, das Miteinander, aber auch die Reibungen und Spannungen zwischen den Sprachen von besonderer Intensität und Bedeutung. Gerade hier kann Übersetzungskultur anschaulich werden.
Deshalb widmen wir die erste Expedition der Stadt Kolkata. Die meisten Bewohner der bengalischen Hauptstadt sind mehrsprachig: neben Bengali, Hindi und Marathi spielt das Englische eine große Rolle. Es gibt eine lebendige bengalischsprachige Literaturszene, ein Literaturfestival, den international bekannten Verlag Seagull Books, der für sein reiches Programm ins Englische übersetzter Literatur (viel davon aus dem Deutschen) bekannt ist - und für die enge Beziehung, die er zu seinen Übersetzern pflegt.
Die Expedition findet vom 6. bis 12. November 2018 unter der Regie des in Kolkata lebenden Übersetzers Subroto Saha und seiner Tandempartnerin Isabel Cole statt. Die US-amerikanische Autorin hat viele bedeutende deutschsprachige Autoren (u.a. Wolfgang Hilbig, Friedrich Dürrenmatt und Annemarie Schwarzenbach) für den in Kolkata angesiedelten Seagull Books Verlag übersetzt. Ihr Mitwirken zugesagt hat zudem die kanadische Übersetzungstheorikerin Sherry Simon, Herausgeberin der Studie Cities in translation- intersections of language and memory. Sie wird Kolkata als „translatorische Stadt“ vorstellen, sich auf die Spuren der „Bengali Renaissance City “ und der kolonialen Aufteilung zwischen White und Black Town begeben. Sie zeigt, welche Schlüsselrolle die Übersetzer - „the go-betweens“ - seit dem 19 Jahrhundert für die Identität dieser Stadt spielen.