
Feliz aniversário, São Paulo! Die Stadt, die sich im 20. Jahrhundert in Folge von Migrationswellen aus der ganzen Welt rasch zu einer Metropole entwickelt hat, wird am 25. Januar 467 Jahre alt! Wir feiern mit und präsentieren euch das von Simone Homem de Mello kuratierte Projekt Projekt «Cities of translators São Paulo»: Ein Mosaik aus Liedern, Essays & Film, das im Grunde selbst zur Stadt wird, durch die man (voller Saudade) flanieren kann. Mit Augusto de Campos, Livia & Arthur Nestrovski, Mônica Salmaso, Massimo Canevacci und vielen mehr. Hier geht es zu den Beiträgen.

Am 18. Dezember haben wir zusammen mit dem LCB einen Digital Essay veröffentlicht, der an die in diesem Jahr leider ausgefallene »Sommerakademie für Übersetzer·innen deutscher Literatur« anknüpft. Zeitgleich ist ein babylonisches „Töchter“-Journal zu Lucy Frickes gleichnamigem Roman erschienen: Die Übersetzerinnen Sinéad Crowe, María Tellechea und Isabelle Liber arbeiteten parallel an der Übersetzung von »Töchter« (Rowohlt, 2018) und haben gemeinsam ein dreistimmiges Journal erstellt. Im Film »Töchter am Wasser« kommen sie zusammen mit Lucy Fricke zu Wort. In gefilmten Kritiker·innengesprächen haben wir Literaturkritiker·innen, eine Übersetzerin und eine Buchhändlerin nach ihren Übersetzungsempfehlungen 2020 gefragt. All das bildet den Startschuss für TOLEDO Talks, ein Debattenforum, in dem wir Übersetzer·innen dazu einladen, ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu gegenwartsbezogenen Themen mit uns zu teilen – in Form von Essays, Geschichten, Plädoyers. In der ersten Reihe »Berührungsängste« nähern sich zwei Dutzend Übersetzer·innen den Sensibilitäten, die das Übersetzen mental, politisch oder ideologisch begleiten können.

»Parallel zu unserem Journal haben wir zusammen mit Lucy Fricke für die Eröffnung der diesjährigen Sommerakademie 2020 an einem Filmprojekt gearbeitet, das einen Austausch zwischen der Autorin und ihren Übersetzerinnen bildet und sich mit dem Reisen, dem Schreiben und dem Übersetzen auseinandersetzt. Der Film fängt in Istanbul an, wo Lucy an ihrem neuen Roman schrieb, und wird dann in Buenos Aires, Berlin und Hamburg, mit zusätzlichen Abstechern zu unseren Verlagshäusern, weitergeführt.
Für dieses vielstimmige Gespräch haben wir uns auf einen Spaziergang am Wasser begeben, vielleicht weil Wasser ein Symbol für Verbindung und auch für Verwandlung ist – von einer Sprache zur anderen…«

"Das 20. Jahrhundert ist wie kein anderes eines der Übersetzung", schreibt Octavio Paz im Vorwort zu einem Gedichtzyklus, den er Ende der Sechziger Jahre gemeinsam mit Jacques Roubaud, Edoardo Sanguineti und Charles Tomlinson verfasst hat: "Renga". 27 Sonette, in denen das Spanische, Französische, Englische und Italienische sich vermischen, verschwimmen, in- und untereinander übersetzen.
2020 wurden Übersetzer·innen und Künstler·innen verschiedener Sparten eingeladen, die ersten vier Sonette von »Renga« zum Ausgangspunkt eines je eigenen Übersetzungsexperiments zu machen. Ein kollektives Übersetzungsspiel ist entstanden: Die Translation Games.
In ihrem kollektiven TOLEDO-Journal werden all die entstandenen Beiträge vorgestellt, die konzeptuellen Zugriffe und praktischen Ansätze offengelegt und der transformatorische Prozess, seine Stufen und Schwierigkeiten dokumentiert. Mit Rengareigen, Renga-Permutationen, bis hin zu Rengänzungen!
Ein Journal von Marina Agathangelidou, Hannes Bajohr, Lea Hopp, Dagmara Kraus, Dong Li, Franziska Paul, Felix Schiller, Kinga Tóth und Versatorium – Verein für Gedichte und Übersetzen ─ und einem Konzept von Anna Luhn und Lena Hintze.

„Der Roman wandert vorwärts und blickt zurück, erstreckt sich über ein Jahrhundert chinesischer Geschichte von der späten Südlichen Songzeit bis zur Eroberung Chinas durch Dschingis Khan; ersetzte man bestimmte Namen, ist die Geschichte leicht als Allegorie auf Chinas bewegte Geschichte im 20. Jahrhundert zu lesen.“
Karin Betz hechtet und fechtet regelrecht in ihrem Journal zu ihrer gerade bei Heyne erschienenen Übersetzung Die Legende der Adlerkrieger (aus dem Chinesischen) von Jin Yong: Von der Frage, wie sich Bewegung übersetzen lässt, über äußeres und inneres Kungfu und die Natur der Zeichen bishin zu detektivischer Namensentzifferung.
„Dieses Journal soll einladen, munter durch den Wald der Kampfkunst, vom dreizehnten Jahrhundert in das zwanzigste, vom wasserreichen Süden in den kargen Norden, durch die Bedeutungsebenen einzelner Schriftzeichen und nicht zuletzt von der Recherche zur fertigen Übersetzung zu springen.“
Und noch besser: 2021 wird es mit einem Journal zu Yongs Band 2 Der Schwur der Adlerkrieger weitergehen.

„Indigene Literatur kann dazu beitragen, andere Lebensrealitäten besser zu verstehen, und ermöglicht es im Idealfall, neue Welten diesmal wirklich zu entdecken; vor allem, wenn sie nicht pädagogisch-moralisierend auftritt, sondern selbstbewusst und humorvoll – wie in den „Stories aus Kitchike“ von Louis-Karl Picard-Sioui.“
Sonja Finck und Frank Heibert schreiben und sprechen in ihrem TOLEDO-Journal über ihre soeben bei Secession erschienene vierhändige Übersetzung aus dem Quebecfranzösischen: Der große Absturz - Stories aus Kitchike von Louis-Karl Picard-Sioui. Über Komfortzonen, Karl-May-Romantik und Kolonialismus ─ und nicht zuletzt darüber, was es bedeutet, gemeinsam zu übersetzen:
„Statt wie sonst beim literarischen Übersetzen monatelang allein zu Hause am Schreibtisch vor sich hinzuarbeiten, hat das vierhändige Übersetzen ja etwas sehr Dialogisches. Denn alle Denkprozesse und Überlegungen erfolgen nicht still und leise im eigenen Kopf, sondern in Auseinandersetzung mit einem Gegenüber. Das empfinde ich als sehr produktiv, weil zwei Gehirne mehr gute Ideen ausspucken als eins und weil man in seinem Mit-Übersetzer ein Korrektiv hat, wenn man sich mal vergaloppiert.“

„Warum wurde Haruki Murakamis Roman Nejimaki-dori kuronikuru („Aufziehvogel-Chronik“) in der amerikanischen Übersetzung eigentlich gekürzt? Und warum hat der Autor einem so einschneidenden Eingriff in sein Werk zugestimmt?"
Ursula Gräfe erklärt in ihrem neuen TOLEDO-Journal, wer „der Aufziehvogel" ist, was Mandschukuo war und warum es Zeit wurde für ihre Murakami-Neuübersetzung „Die Chroniken des Aufziehvogels" (erscheint am 13. Oktober im Dumont-Verlag).

Verschoben ins nächste Jahr, mit neuer Bewerbungsfrist:
ViceVersa: Deutsch-Armenische Werkstatt ONLINE
6. bis 10. April | Leitung: Valerie Engler, Gayane Ginoyan und Rosemarie Tietze | Bewerbungsschluss: 1. Februar 2021
Bereits für die ursprünglich geplante Werkstatt eingegangene Bewerbungen bleiben gültig.

Die ersten RADIAL-Stipendien – in gemeinsamer Ausschreibung von Deutschem Übersetzerfonds und TOLEDO – wurden vergeben! Ermöglicht durch NEUSTART KULTUR, das Hilfsprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, erweitern sie das Stipendienangebot des Übersetzerfonds auf die stark gewachsene Gruppe der in der Bundesrepublik lebenden Übersetzer·innen aus dem Deutschen in andere Zielsprachen. 26 Übersetzer·innen kommen in diesem Herbst in den Genuss der Förderung:
Ali Abdollahi, Lajos Adamik, Simone Aglan-Buttazzi, Mustafa Al-Slaiman, Shane Anderson, Anna Brovot, David Burnett, Margherita Carbonaro, Ryan Eyers, Ahmed Farouk, Mário Gomes, Samir Grees, Anna Hörmander Plewka, Mark Kanak, Agnieszka Karas, Stéphanie Lux, Danielle Naves de Oliveira, Sool Park, Alexandre Pateau, Virginie Pironin, Laura Radosh, Barbora Schnelle, Drago Tešević, Chunhua Wang, Maj Westerfeld, Deng Zhang.
Wir gratulieren herzlich!
Beantragt werden können Arbeits-, Reise-, Initiativ- und Weiterbildungsstipendien. Einsendeschluss für Bewerbungen: dreimal jährlich, jeweils am 15. Januar, am 15. Mai und am 15. September.

Wie sieht Übersetzen in fünfzig Jahren aus? Wir spinnen herum. In einer Mischung aus Vortrag, Lesung, Soundperformance und Videolyrik eröffnen wir einen längeren Dialog zur Zukunft des Übersetzens.
Nach der Verschiebung von März auf November wollen wir nicht länger warten. Wir nutzen den Lockdown. Vorbeikommen und: übersetzen! Denn Why wait?! Im Online-Event erleben wir verschiedene Ansätze: vier Beiträge, die auf ganz unterschiedliche Weise spürbar machen, dass Übersetzen alles andere als körperlos ist.
Kuratiert von: Jörg Albrecht und Aurélie Maurin
Mit: Andreas Bülhoff, Marc Matter, Mette Moestrup, Valère Novarina, Tan Qi, Leopold von Verschuer u.v.m.
Why wait? Translate! ist der erste Teil einer interdisziplinären Übersetzungswerkstatt von Burg Hülshoff – Center for Literature und TOLEDO.
25. November 2020, 20 Uhr

Im März 1969 treffen sich die Dichter Octavio Paz, Jacques Roubaud, Edoardo Sanguineti und Charles Tomlinson in einem Pariser Hotelkeller zu einem Akt kollektiver Autorschaft. Ausgehend von der Form des ›renga‹, eines traditionellen japanischen Kettengedichts, erschaffen sie in fünf Tagen »Renga – 27 Sonette« (George Braziller, 1971), in denen das Spanische, Französische, Englische und Italienische sich vermischen, verschwimmen, in- und untereinander übersetzen.
Translation Games nimmt diese literarische Versuchsanordnung, das Spiel zwischen den Sprachen und Formen auf und transponiert es in die Gegenwart. Übersetzer·innen und Künstler·innen verschiedener Sparten wurden eingeladen, die ersten vier Sonette von »Renga« zum Ausgangspunkt eines je eigenen Übersetzungsexperiments zu machen.
Eine Veranstaltung des Exzellenzclusters Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective, LCB und TOLEDO, konzipiert von Anna Luhn und Lena Hintze.
Mit: Marina Agathangelidou, Hannes Bajohr, Lea Hopp, Dagmara Kraus, Dong Li, Franziska Paul, Felix Schiller, Kinga Tóth, Versatorium – Verein für Gedichte und Übersetzung.
Bitte beachten: Ein Teil der Translation Games wird hier oder www.lcb.de gestreamt, ein Teil der übersetzerischen Explorationen der Teilnehmer·innen kann – wenn gewünscht – in Form einer kombinatorischen Faltkarte den Weg in Ihren heimischen Briefkasten finden. Dafür bitten wir um eine kurze Email mit der vollständigen Postadresse an: renga [at] posteo.de

Wir möchten das Übersetzen als einen Prozess begreifen, der sich zwischen Sprachen und Sprechweisen entfaltet; als eine individuelle, solitäre Arbeit, und als Schauplatz des Sozialen; wir möchten die Übersetzung als einen Gegenstand verstehen, der von Subjekten, von Übersetzer·innen erschaffen wird, die die Welt der Sinne und Klänge still durchstreifen, um die Literatur so getreu wie möglich ans andere Ufer zu bringen.
Das FILBA Festival in Buenos Aires geht dieses Jahr online an den Start und TOLEDO macht mit.
In den Werkstätten, Gesprächen und Performances von Ciudad de traducciones begegnen sich Sprachen und Sprechweisen, Klänge und Rhythmen. Und alle, die teilnehmen!

"High as the Waters Rise" was the most difficult translation I’ve ever worked on, in the sense of the most work calculated by time spent. If I stopped there it would be true. It is also true that it was the easiest translation I’ve ever worked on, in the sense that it is easy to do what you love.
Anne Posten schreibt in ihrem TOLEDO-Journal "On Love and Labour, or a Journal of Work" über ihre Übersetzung von Anja Kampmanns "Wie hoch die Wasser steigen" (Hanser Literaturverlage) ins Englische (erscheint im September bei Catapult), reist dazu in die schottische Hafenstadt Aberdeen, umkreist "Stahltampen" und "Inselbeine" und stellt sich dabei einige Fragen über das Verhältnis von Liebe und Arbeit beim Übersetzen. Die deutsche Übersetzung stammt von Anja Kootz.

Iwona Nowacka konnte dank TOLEDO-Mobilitätsförderung im September 2020 von Stettin nach München reisen und erzählt hier von metallenem Truthahnkollern, Stipendiatengabeln und ihrer Wahlheimat.

Der Deutsche Übersetzerfonds legt Programme unter dem Titel „Neustart Kultur“ auf. Sie werden mit insgesamt 5 Mio Euro aus dem von Staatsministerin Monika Grütters initiierten Hilfspaket der Bundesregierung finanziert und schaffen neue Impulse für die Übersetzungskultur in Deutschland.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.uebersetzerfonds.de/#27/neustart-kultur-mit-impulsen-fuer-die-uebersetzungskultur-

Übersetzung als Mantra der Regeneration: TOLEDO meets Hölderlin ... und Jean-René Lassalle! Jean-René Lassalle, der große Meister der Lyrikübersetzung (Übersetzer u.a. von Oswald Egger und Thomas Kling), hat im Hölderlin-Jahr ein Mantraprintemps verfasst (erschienen in "Die Mütze"), als eine Hommage ─ aber auch als Variationen, die woandershin führen, mit eigenen Ausdrucksmitteln (das Quadrat, die instabile Mehrsprachigkeit, experimentelle Übersetzungsprozesse). Das Ganze vor dem Hintergrund der Pandemie, wo Lassalle "sich nach einem heilenden Frühling sehnte, für sich und für andere: nach diesem Mantra, mit seiner eigenen Gedankenmusik." Aufgeführt wurde dies am 12. September im Rahmen von "Silenced choirs - Bald sind wir aber Gesang!" OPEN AIR auf der Wiese überm Wannsee.

Das internationale Lyrikübersetzertreffen JUNIVERS wird ein Jahr weitergedreht (neuer Termin: 7.–14. Juni 2021), weitet sich allerdings bereits in diesem Juni 2020 in den virtuellen Raum aus. Auf der Webseite des LCB ist ein JUNIVERS-Raum entstanden, in dem die Juniversalist·innen kleine poetische Zeichen setzen.
Mit Marina Agathangelidou, Christian Filips, Jo Frank, Odile Kennel, Ludwig Lohmann, Tillmann Severin, Asmus Trautsch, Lea Schneider, Aldo Medeiros, Anne Posten, Masha Qrella, Kamilla Raffo, Felix Schiller, Hans Thill, Leopold von Verschuer

Nach der Expedition „Cities of translators Montréal“ im vergangenen Mai setzen TOLEDO und LCB die Erkundung der québecischen Literatur fort. Die lange Nacht auf drei Bühnen in der Veranstaltungsreihe „Casino“ wird 2020 zur virtuellen Tour de Québec. Sonja Finck, Frank Heibert und Cornelius Wüllenkemper nehmen den Gesprächsfaden auf – erweitert um eine Materialsammlung von Fernbegegnungen, Stadterkundungen und Essays.
Hier der Link zu Videos und Materialsammlung.

Mit der REPUBLIK DER ÜBERSETZER·INNEN feierte TOLEDO die Inszenierung von Übersetzung als kollektives Erlebnis – auf der Bühne. Zwölf Übersetzer·innen des Autors Valère Novarina versammelten sich im großen Theaterraum des Théâtre de la Colline in Paris, um ihre Übersetzungen live zu diskutieren und neu zu inszenieren: ein groß angelegtes Szenenformat, sowohl "Gläserner Übersetzer" als auch Theaterlabor. Marco Baschera, Initiator der Republik: “Durch die REPUBLIK DER ÜBERSETZER·INNEN entsteht ein Fokus gemeinsamer sprachlicher Entdeckung, der sich gerade aus der Verschiedenheit der Sprachen nährt (...) und eine eminent politische Dimension in sich birgt."