Buenos Aires
Buenos Aires- Literaturmetropole Südamerikas, 2011 von der UNESCO als Hauptstadt des Buches ausgezeichnet, wird unsere nächste "City of Translators".
Die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Buenos Aires jährt sich 2019 zum 25. Mal. Erstmals seit dem „Kulturdialog Berlin-Buenos Aires“ 2004 aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Städtepartnerschaft wurden neue kollaborative Projekte initiiert, welche die literarischen Verbindungen zwischen den beiden Städten thematisieren - wie die Reihe „Topografien der Stadt: Literarische Stadterkundungen mit Autorinnen und Autoren aus Berlin und Buenos Aires“, kuratiert von Timo Berger.
Wir freuen uns, dass Timo Berger, dessen Anthologie zur Literaturstadt Buenos Aires gerade im Wagenbach Verlag erschienen ist, unser Expeditionsleiter wird!
Über Buenos Aires als "City of translators" schreibt er:
„Unzählige Buchläden und Antiquariate, eine Bücherei, die 24 Stunden geöffnet ist: Literatur – und nicht nur die einheimische – ist in Buenos Aires sehr präsent. Schon bei meinem ersten Besuch – einem einjährigen Studienaufenthalt – habe ich die argentinische Hauptstadt als Stadt der literarischen Übersetzung erlebt. An der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universidad de Buenos Aires las ich Benjamin, Adorno und Peter Bürger in spanischen Übersetzungen, angefertigt in Buenos Aires. Gleichzeitig studierte ich Borges, Silvia Ocampo und Roberto Arlt im Original und übersetzte Ausdrücke und sprichwörtliche Wendungen aus dem Lunfardo (dem Argot Buenos Aires') mithilfe von Kommilitonen. Nicht nur an der Universität herrschte eine große Offenheit und Neugier gegenüber anderssprachiger Literatur und Theorie, auch in privaten Zirkeln setzte sich diese Entdeckerlust fort. Viele porteños, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden, besuchen Schreibwerkstätten, die von anerkannten Schriftstellern wie Liliana Heker oder Arturo Carrera geleitet werden, oder treffen sich zu tertulias literarias, bei denen die Teilnehmer eigene oder fremde Texte vorstellen und mit den anderen diskutieren. Eine dieser tertulias findet regelmäßig dienstagnachmittags in der Wohnung von Daniel Durand im Once-Viertel statt. Pound, Eliot, Ashbury, die angelsächsische Poesie, aber auch die chinesischen Klassiker werden hier in die argentinische Variante des Spanischen übersetzt. Es gibt in Argentinien zudem die Tradition, Übersetzungen in eigene Gedichtbände aufzunehmen: Die 2019 leider verstorbene Dichterin Mirta Rosemberg etwa veröffentlichte in ihren Werkausgaben ihre Versionen der Gedichte von Marianne Moore, Anne Sexton und Emily Dickinson. Auch das ist ein Hinweis darauf, welcher Stellenwert literarischen Übersetzungen in Buenos Aires beigemessen wird. Die hochentwickelte Übersetzerkultur der Stadt drückt sich aus in vielen Publikationen fremdsprachiger Werke, die auf Initiative argentinischer ÜbersetzerInnen entstanden sind. Sammlungen von Gegenwartspoesie anderer Länder, Romane, Essays, Erzählbände auch sehr aktueller Autoren. Das Goethe-Institut spielt dabei die Rolle eines wichtigen Mittlers. So entstand zum Beispiel „El fin de la afirmación. Antología de la novísima poesía en lengua alemana“, eine Zusammenarbeit zwischen dem Goethe-Institut von Buenos Aires und den Verlagen 27 Pulqui und Ediciones Vox (Buenos Aires, 2015).“
von Timo Berger
Der Zyklus Alta Traición von Martina Fernandez Polcuch und Ariel Dilon präsentiert BITÁCORAS DE TRADUCCIÓN.