Beau en chien – Ein Bilderstreifzug durch Montréal
Mont Royal
Der königliche Berg, nach dem die Stadt benannt ist, kommt nicht gerade als türmender Riese daher, man sollte es trotzdem nicht unbedingt wagen, ihn vor den Ohren der Einheimischen zum Hügel zu degradieren. Der Mont Royal besitzt drei Gipfel: Colline de la Croix, Colline d'Outremont (oder Mount Murray) und den Westmount Summit. 2017, zum 375. Stadtgeburtstag, wurde der Outrement offiziell umbenannt in Tiohtià:ke Otsira’kéhne, Mohawk für "Ort des großen Feuers“.
Baustellenstadt Montréal
Die strengen Winter zersprengen den Asphalt der Straßen und machen die Stadt über die Frühjahr- und Sommermonate zu einem Netz von Dauerbaustellen. Die Frostperiode dauert oft weit bis in den Mai hinein.
Rue Sainte-Catherine
Die Heilige Katharina steht mit ihrem Namen für Montréals zentralen Ort konsumatorisch-erotischer Bedürfnisse. Die großen Geschäfte und internationalen Handelsketten prägen die Straßenansicht und Massagesalon reiht sich an Massagesalon.
Wie die Stadt selbst, wird die Rue Saint-Catherine vom Boulevard Saint Laurent, der auf der Nord-Süd-Achse verläuft, in Ost und West und damit in einen englischsprachigen und einen französischsprachigen Bereich geteilt.
Saint Lawrence River
Der Saint Lawrence River begrenzt die Inselstadt Montréal auf der einen, und der Rivière des Prairies auf der anderen Seite. Ihre wasserreichen Strömungen und ihre Eisblockschichten im Winter sind prägend für die urbane Dynamik der Inselstadt Montréal.
Mile End
Montréal ist eine vielsprachige Stadt. Durch die verschiedenen Einwanderungsgruppen sind zahlreiche Sprachen präsent, von Englisch über Französisch, Jiddisch, Portugiesisch, Chinesisch oder auch die Sprachen der First Nations wie Inuktitut, Cree oder Ojibwa.
Die jüdische Einwanderung nach Montréal geht zurück bis ins 18. Jahrhundert und noch vor dem 2. Weltkrieg datiert eine große Einwanderungswelle aus Osteuropa, während der vor allem das Stadtviertel Mile End besiedelt wurde, eine Art Zwischenort zwischen dem französischsprachigen und dem englischsprachigen Teil der Stadt, deren Trennlinie der Boulevard St.-Laurent/St. Lawrence Boulevard ist.
Diese Sprachüberlagerungen und Konkurrenzen sind alltäglich. Auf dem Werbeschild von „Bergson & … Monuments“ ist zu erkennen, wie hinter dem französischen „fils“ ein englisches „son“ wieder zum Vorschein kommt. Sherry Simon schreibt über dieses Phänomen in ihrem Essay „Der dritte Raum von Montréal“:
„Der englische Originalschriftzug wurde gemäß der Sprachengesetzgebung mit einem französischen übermalt. Aber in dem Maße, in dem der französische Schriftzug verblasst, kommt das Englische wieder zum Vorschein und bewirkt einen unerwarteten Palimpsest-Effekt. Die gespenstische Präsenz einer zweiten Sprache entspricht der subjektiven Erfahrung vieler Montrealer, für die die ständige Doppelpräsenz Kommunikation erschwert. Eine lästige zweite Sprache schleicht sich ins Bild und lenkt den Blick auf die Materialität der Botschaft.“
Französisch und Englisch befinden sich, so scheint es, in ständigem Wettstreit, es herrscht ein gepflegtes Misstrauen der jeweils anderen Sprache gegenüber. Die Mehrsprachigkeit wird nicht als Vorteil wahrgenommen, sondern als die Notwendigkeit für eine Sprache Partei zu ergreifen, und so fechten die verschiedenen Sprachen, und insbesondere das Englische und Französische einen schon lange währenden, alltäglichen kulturell-politischen Kampf miteinander aus.
Haiti in Montréal
Etwa 250.000 Menschen haitianischer Abstammung leben in Montréal. Die Zuwanderung begann in den frühen 1960er Jahren.
Exil-Haitianer, Dichter und Verleger Rodney St-Eloi von Mémoire d‘encrier. Der Verlag gibt vor allem Bücher heraus, die gesellschaftliche Stimmen der Vielfalt hörbar machen. Dort erscheinen u.a. der haitianischstämmige Autor Dany Laferrière ebenso wie die indigene Autorin Naomi Fontaine.
Chinatown
Die chinesischstämmige Bevölkerung beläuft sich auf etwa 45.000. Montréal hat ein Chinatown und in der Stadt erscheinen drei chinesische Zeitungen.
Leonard
Überall und übergroß. 2018 titelte die New York Times in einem Artikel des kanadischen Journalisten Dan Bilefsky „Is Leonard Cohen the New Secular Saint of Montreal?“ Bilefsky erfasst Cohens Bedeutung folgendermaßen: „Cohen [...] embodied his native city, its multiple cultural identities, the poetry of its potholes and imperfections.“
Leonard Cohen: Going Home (Old Ideas, 2012)
I love to speak with Leonard
He’s a sportsman and a shepherd
He’s a lazy bastard
Living in a suitLeonard Cohen – „Going home“
Dépanneur
Der „Dépanneur“ ist eine Art Späti. Das französische Verb „dépanner“ bedeutet soviel wie „aus der Klemme helfen“. Im Dépanneur bekommt man zu jeder Tages- und Nachtzeit alles von Eis über Bier bis hin zu Waschpulver und Lottoscheinen.
Ruelle
Eine „Ruelle“ ist eine für Montréal typische Gasse zwischen den Hinterhöfen zweier Häuserreihen, wo häufig die Mülltonnen stehen. Im eigentlichen Sinne sind sie keine Straßen und tragen auch keine Namen. Sie sind typisch für Montréals Architektur und datieren aus der Zeit zwischen 1890 und 1930. 450 solcher „Ruelles“ soll es geben. Sie sind z.T. begrünt und werden eifrig frequentiert von Katzen, Eichhörnchen und Stinktieren.
Universitätsstadt
Sieben Universitäten befinden sich in Montréal und so leben hier etwa 150.000 Student·innen. Generell wirkt die Stadt jung, lebendig, kreativ, mit vielen Cafés und Bars, Graffitis und Street Art, die sich über ganze Häuserfassaden erstrecken.