Journale TRANSLATION GAMES.

In einem ersten Schritt galt es, den Originaltext senkrecht von oben nach unten auf sinntragende Wörter bzw., Tanka-treu, auf einunddreißig Sinnsilben abzusuchen [*Tanka; Silbenzahl 311], um aus der willentlich mageren Beute (s. #1: negra) ein dem Originaltext nachgestelltes, in seiner lotrechten Anordnung leicht japanisch anmutelndes Kurzgedicht mit der notwendigen Silbenzahl 5-7-5-7-7 zu extrahieren. In einem zweiten Schritt schien mir nichts anderes übrig zu bleiben, als dem Zyklustitel in eine andere, und zwar mehrsprachige Richtung zu folgen, um meine silbischen Findlinge (Renglinge?) kreuz und quer mit Bedeutungen zu überspülen, was schließlich diesen ungefähren Gehalt meines ersten Pseudo-Tanka und seiner silbischen Sprachrudimente ergibt:

vertical
fluting /
arch
sobre
cámar
de
erre /
sol
a o
las
Ce /
eros
gathering
wrinkles /
olleva
El
Prie
la m
er

Durch den Wortwolfson gedreht bedeutete das in etwa: Die erznüchterne Tödin in Gestalt eines nasenlosen Skeletts irrt, mit einem falschen Akzent und einer spanisch-französischen Seele ausgestattet, alleine lateinelnd durch die Welt, die sie am Stock durchmisst („o lasce“, zu „laska“, poln. „Gehstock“, das hier auf „canne“ wie im urspr. frz. Wort canneler = engl. fluting anspielen möchte; „laska“ ist ferner in drei weiteren Bedeutungen hier relevant [s.u.], zudem auch als 'łaska' [als o łasce, dann aber mit Bezug nach unten und nicht oben]). Eros, in den späteren Variationen per Einfachanagramm in eine Rose verwandelt, verfältelt indessen und scheint gealtert, aber „olleva“ das – aus dem Italienischen homophon ins Polnische überführt unter gänzlicher Auslassung der Originalbedeutung: „olewa“ (übertr. = pfeift [auf das alles], im Infinitiv „olać“, „olewać“= begießen; das Verb trägt viel Wasser und flutet seinerseits, während die Tödin – wohl eine Art „Mannsweib“, da span. „El“ und zugleich homoph. frz. „elle“ (vielleicht die Iphis des letzten Textbildes, aber mit der laska hoch 3(phallus) aus „lasce“ zu zeichnen) – das Meer anbetet. „Vertical“ ergibt im frz.-dt. Silbenpalindrom: cal-thi-ver [kalt hiver]; es ist also von einer winterlich-kalten Flut, vielleicht von einer unmöglichen 'Frostflut' die Rede, was symbolisch wiederum auf die im Buchvorwort konstatierte Renga-typische „continuité-rupture“2 (sarikiren) mit ihrem paradoxen Stock-Fluss verweisen möchte, während das Beten der skelettierten Protagonistin am Wasser (kêr sei mitgereimt) in meinem nachempfundenen „osario verbal“ wohl das meine ist und dasjenige um ein „Flutdings“, ein Gedicht. In ihm schwirrt irgendwo unsichtbar per Anagramm ein illyrischer Strömling.

*


>>> Weiter in den Rengänzungen...

>>> Zu den vertical flutings...

Fußnoten
1
2
PDF