Journale Vernetzungen.

Zehntes Kapitel: Wo warst du, Atara?, S.193

In Jerusalem hatte man ab und zu die Gegenwart einer zusätzlichen Dimension spüren können, doch das war vielleicht nur das Ergebnis ihrer noch jungen Vorstellungskraft gewesen oder aber das Ergebnis des Glaubens vieler Generationen durch die Jahrtausende, vieler Seelen, die das Leben auf ihren Wanderungen durcheinandergewürfelt hatte. In dem gepflegten Viertel hier lebte man dagegen nur einmal.

 

Vierzehntes Kapitel: Was bist du bloß für eine Witwe, Atara?, S. 323

Wo ist er jetzt? Wo sind jetzt alle? Es ist hier nun so still, als hätten sich alle heimlich aus dem Staub gemacht oder als seien sie diesen sanften Tod gestorben, und sie öffnet die Augen, sieht, wie sich der Vorhang langsam nach und nach vor der Sonne schließt, hört, wie die Klimaanlage laut surrt und die Stimmen dämpft. Sonderbar, dass Alex solche Angst vor ihr hatte, sie findet diesen Luftzug gerade angenehm. Es ist, als sauge er die Hitze von ihr ab, als kühle er ein bisschen das Feuer ihrer Schuld, und vielleicht ist es auch diese unerwartete Gegenwart ihr gegenüber. Erst jetzt bemerkt sie, die große männliche Hand von Rachel liegt noch immer in ihrer Hand, und sie betrachtet sie fasziniert, als sei auf diesen Handrücken eine uralte geheime Landkarte gezeichnet wie auf vergilbtem Pergament. Schweigend vertieft sie sich da hinein, sucht den verborgenen Schatz zwischen braunen Inseln der Zeit, sonnenversengten Wüsten und den gewundenen Flüssen der Sehnen und des Sehnens.

 

Zwölftes Kapitel: Bist du das, Atara?, S.256

Denn für einen Moment ist ihr, als sei er noch anwesend, sogar ganz nah, lautlos wie eine Katze bewegt er sich über die Dachziegel, und wenn sie sich an diese neue Dimension seiner Gegenwart gewöhnen würde, würde er vielleicht bei ihr bleiben, ein Teil von ihr werden, auf eine tiefere Art, als er es in seinem Leben sein konnte.

 

Sechzehntes Kapitel: Deine Gazelle wurde gerissen, S. 372

»Einen Moment noch, Mama, lass mich ausreden, mir ist jetzt klar, dass ich vor dem Militär besser auf Papa hätte hören sollen. Vielleicht war das wirklich nichts für mich. Ich weiß, ich habe ihn nicht genug gekannt, aber er hat mich anscheinend besser gekannt, als ich dachte. [...] Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt von ihm das bekommen habe, was ich brauche, und das gibt allem, was passiert ist, einen Sinn, und es gibt Papa Gegenwart in meinem Leben, verstehst du? Ich rede mit dir über die Wurzel der Seele, nicht über den Ursprung eines Wortes!«

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