Hiromi Itō: Dornauszieher – Der fabelhafte Jizō von Sugamo
Übersetzt aus dem Japanischen von Irmela Hijiya­-Kirschnereit
Zweisprachige Leseprobe

耳よ。おぬしは聴くべし。溲瓶のなかの音のさびしさを。の事

 父のあぐらの中できいた話では、嫁取りの話が秀逸でした。ほら話とわかっていながら、同じ話を父がくりかえすので、あるいは真実かもしれないと思っていたわたしは馬鹿かもしれません。その話には歌のようなふしがかすかについていたものです。

〽むかし結婚しようと思ってさ、お嫁さん募集って新聞に出したらさ、三千人もきちゃったのさ

〽そんで家の前に女の人をずらーっとならばしてさ、一人一人面接してさ、好きなものはなんですかなんてきいてハイ次の人ってさ

〽そしたら二千五百番目におかあさんが入ってきたのさ

 すぐ決めた? とあぐらの中でわたしはどきどきしてききました。何回きいてもここはどきどきするとこでした。

 ああ決めた、だからあとの五百人にはもう決まっちゃいましたっていって帰ってもらった、と父はいいました。

 そこでわたしはききました。おかあさんはどんなふうだった? 

 ふとその話を思い出しておりました。

 

 今の父や母に足りないのは信仰じゃないかと、わたしはカリフォルニアのうちの近所のショッピングモールの中の本屋の店内のコーヒー屋の店先の外気の中におかれたテーブルに席を取って、紙コップ入りコーヒーをすすりながら、隣人を相手に話しておりました。コーヒー屋の店先にしつらえた椅子席はカリフォルニアの公衆の場で喫煙できる数少ない場所のひとつでありますから、隣人はしきりに喫煙しておりました。

 この隣人は、かなり年上ではありますが、家族のように行き来している親しい友人です。ユダヤ系の家族で生まれ育ち、ユダヤ系の男と結婚し、ユダヤ文化も伝統もひととおりは知っているが、実生活でそのような戒律を守る気はさらさら無い、豚も食べればエビも貝もクリーム煮の牛肉も、という隣人であります。信仰は無い、と断言する、信仰が政治を動かす今の風潮は気に入らない、気に入らないばかりか馬鹿の阿呆の狂気の沙汰、信じるものは自分と民主主義と資本主義だけ。そういう意味ではまったくつれあいと同じであります。

 その隣人がのけぞりました。信仰? なんの? どんな?

 うえる、信仰とか、あるいはそのようなもの、とわたしは少々恥ずかしくなりながら申しました。

 何でもいいけど、蜘蛛とか。

 蜘蛛? とまた隣人はのけぞりました。

 

 母は蜘蛛がきらいです。見るやたちまちたたき殺さずにはおられません。じつをいえば蜘蛛にかぎらず、蠅も蚊も毛虫もゴキブリもヨトウムシも、そこにいてはならぬ虫はすべてたたき殺しておりましたが、蜘蛛というのがとくに家族の団欒中にひょいとあらわれるものですから、立ち上がって右往左往したたきつぶす母の姿が目に焼き付いておりました。それでわたしは横たわる母に向かってこう提案したものです。

 蜘蛛を殺しすぎたのよ、おかあさん、蜘蛛のたたりかもしれないよ。

 たたりとかごりやくとか、母はもともとそういう考えに慣れておりますから、蜘蛛ねえ、とつぶやいて、じゃ退院したら何か供養でも、と一瞬納得しかけたのですが、たちまち我に返り、そんなわけないじゃないのよ、蜘蛛だなんて、といい捨てました。奇抜ながらも妙案であったのに、とわたしは口惜しく思ったものです。

戦争に裏切られ、虚無の中に投げ出され、東京で焼け出され、足を踏ん張って、生きてきた父と母であります。信じるものなんかどこにも無い。大切なものも無いかもしれない。

うちには仏壇がありませんでした。法事にもお寺にも縁がありませんでした。神棚なら、ありました。死んだ誰とかが父の夢枕に立って供養してくれと頼まれたから神棚にまつっているのだとききました。母がごはんをあげ、父が柏手を打っていました。それなりに、かみやほとけや霊や魂を、おそれかしこみ敬う気持ちはあったようです。それはいつのまにか取り払われました。高度成長期がやってきたのはそのあとです。東京オリンピックもそのあとです。都電がなくなり地下鉄ができたのもそのあとのことです。

なんにも、なんにも、信じまい。

おかあさんあれは? とききますと、ああ捨てちゃったよ、という答えが返ってきました。いつまで取ってたってしょうがないあんな古いもの、また新しく買えばいいんだし、と。

まったく虚無的でした。

でも不思議なことに、母はお地蔵様には通ってたんです。いったい何を信じて? なんのために? 「とげ抜き」について考えれば考えるほど、この根本的な疑問点につきあたらざるをえないのです。なぜ「とげ抜き」か。

夏に帰ったとき、母に「みがわり」を渡しました。

一度は渡しそびれた「みがわり」です。前にもらってきたのは、オグリさんのために使ってしまいました。それでまた折を見て巣鴨のお地蔵様でもらってきました。こんど帰ったら渡そう渡そうと後生大事に肌身離さず持ち歩いていたものです。あらありがとと母はいい、このね、枕の下に置いといてと母はいい、なつかしいねえ、巣鴨もかわったでしょなどと話しましたが、もはやそれに執着するでもなし。たべたいといいだすでもなく。

 数日して、それが無い。おかあさん「みがわり」は? 枕の下に入れといたのに無いわよ、と申しましたら、シーツ替えるときにどっかにいっちゃったらいやだから巾着に入れた、その巾着はおとうさんにうちに持って帰ってもらった、あの巾着おさいふも入ってるから、と申しました。

 肌身離さずもってるものなんじゃないの、とききましたら、

 肌身離さずもへったくれもないよ、もう、ああいうものは、と母は四十年前、いらなくなったものを捨てたように、さばさばと申しました。

 

伊藤比呂美 『とげ抜きー新巣鴨地蔵縁起』講談社 2007.
Itō Hiromi: Toge-nuki – Shin Sugamo jizō engi.
Tokyo: Kodansha 2007. S. 164–168.

Ohr, höre! Die Einsamkeit des Plätscherns in der Urinflasche

Von all den Geschichten, die mir mein Vater erzählte, als ich auf seinem Schoß saß, war die beste die von seiner Brautsuche. Ich ahnte, dass sie erfunden war, aber weil er immer wieder dieselbe Geschichte erzählte, glaubte ich irgendwann, womöglich war ich allzu naiv, dass sie vielleicht doch stimmte. Diese Geschichte wurde immer in einem bestimmten melodischen Tonfall erzählt.

♪ Einst, als ich ans Heiraten dachte, weißt du, da habe ich in der Zeitung eine Anzeige aufgegeben, weißt du. Da kamen dreitausend Bewerberinnen.

♪ Sie mussten sich vor unserem Haus hintereinander aufstellen, weißt du. Dann hab ich eine nach der anderen befragt, weißt du. Was mögen Sie am liebsten?, fragte ich. Ja, und jetzt die nächste.

♪ Und die zweitausendfünfhundertste war Mutter, weißt du.

Und hast du dich sofort entschieden?, fragte ich mit Herzklopfen auf seinem Schoß. Wie oft ich die Geschichte auch hörte, hier war sie immer am aufregendsten.

Ja, das habe ich. Deswegen sagte ich: Ich hab sie schon gefunden und die restlichen fünfhundert zurückgeschickt, sagte mein Vater.

Darauf fragte ich ihn: Wie war denn Mutter?

Irgendwie fiel mir plötzlich diese Geschichte ein.

 

Was meinem Vater und meiner Mutter jetzt fehlt, ist wahrscheinlich ein Glaube. So redete ich mit meiner Nachbarin im Café draußen vor dem Buchladen in der Shopping Mall in unserer Nähe, während wir Kaffee aus Pappbechern tranken. Dieser Sitzplatz vor dem Buchladen-Café war einer der wenigen öffentlichen Orte in Kalifornien, wo man noch rauchen durfte, und so paffte meine Nachbarin am laufenden Band.

Die Frau ist wesentlich älter als ich, aber wir sind eng befreundet. Geboren und aufgewachsen in einer jüdischen Familie, mit einem jüdischen Mann verheiratet, mit der jüdischen Kultur und Tradition durchaus vertraut, aber im täglichen Leben hat sie keine Lust, sich Regeln zu unterwerfen. Sie isst Schweinefleisch und Garnelen, Muscheln, Rindfleisch in Sahnesoße, das ist ihre Art. Ich habe keine Religion, behauptet sie und lehnt die heutige Tendenz, dass Religion sich in Politik einmischt, ab, nein, mehr noch, sie hält das für absoluten Irrsinn. Sie glaubt an nichts außer an sich selbst, an die Demokratie und an den Kapitalismus. Darin stimmt sie völlig mit meinem Mann überein.

Die Nachbarin schreckte zurück. Ein Glaube? Welcher denn? Was für einer denn?

Well, Glauben oder so etwas ähnliches, sagte ich leicht verschämt.

Egal was, zum Beispiel Spinnen.

Spinnen?, fuhr meine Nachbarin wieder erschreckt zurück.

 

Meine Mutter hasst Spinnen. Wenn sie nur eine sieht, muss sie sie sofort totschlagen. Übrigens nicht nur Spinnen, sondern auch Fliegen, Mücken, Raupen, Kakerlaken und kleine Maden. Alles, was da nicht hingehörte, schlug sie tot. Besonders aber hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, dass sie plötzlich hochfuhr und wild um sich schlug, wenn die Familie zusammensaß und irgendwo eine Spinne auftauchte. Also schlug ich meiner im Bett liegenden Mutter vor:

Mutter, du hast wahrscheinlich zu viele Spinnen getötet. Das ist vielleicht der Fluch der Spinnen.

Fluch oder himmlischer Segen, meine Mutter war mit solchen Vorstellungen vertraut. Ach so, die Spinnen, murmelte sie. Dann sollte ich wohl Abbitte tun, wenn ich entlassen werde, sie war fast einverstanden. Aber sofort kam sie wieder zu sich und sagte ärgerlich: Was redest du denn! Spinnen. So ein Quatsch! Schade, dass sie nicht funktionierte, meine zwar etwas ausgefallene, aber eigentlich doch gute Idee!

Meine Eltern, vom Krieg verraten, waren in Tokyo ausgebombt und ins Nichts geworfen worden, doch hatten sie sich trotzdem bis jetzt mit beiden Beinen auf dem Boden durchs Leben geschlagen. Es gab anscheinend nichts, an das sie glauben konnten. Und vielleicht auch nichts, was ihnen teuer war.

Zuhause hatten wir keinen buddhistischen Hausaltar. Wir gehörten auch nicht zu einem bestimmten Tempel. Aber wir hatten einen Shinto-Altar. Den hatten wir, weil angeblich jemand, der schon verstorben war, Vater im Traum bat, für ihn zu beten. Meine Mutter stellte Reis hin, und mein Vater klatschte in die Hände und betete. Sie waren also einigermaßen bereit, die Shinto-Götter oder die Boddhisattvas, die Toten- oder andere Geister zu respektieren. Aber der Altar verschwand irgendwann. Das japanische Wirtschaftswunder kam erst danach. Auch die Olympiade von Tokyo war später. Dass die Straßenbahnen verschwanden und immer mehr U-Bahnen gebaut wurden, geschah auch erst danach.

Nichts, an nichts glauben.

Mutter, wo ist er denn?, fragte ich, und sie sagte nur: Ich hab ihn weggeworfen. Es hat keinen Sinn, dies alte Zeug zu behalten. Wir können ja wieder einen neuen kaufen.

Ziemlich nihilistisch.

Aber merkwürdigerweise ging Mutter immer wieder zum Jizō-Tempel. Was glaubte sie eigentlich? Wozu tat sie das? Je mehr ich über den Dornauszieher nachdachte, desto mehr musste ich mich mit dieser fundamentalen Frage auseinandersetzen. Warum ausgerechnet der Dornauszieher?

Als ich im Sommer wieder in Japan war, brachte ich ihr aus Tokyo einen «Stellvertreter»-Talisman mit.

Einmal hatte ich es ja versäumt, denn den ursprünglich für sie bestimmten Talisman hatte ich Herrn Oguri gegeben. Daher nutzte ich die nächste Gelegenheit, um noch einmal einen aus Sugamo mitzubringen. Den trug ich ständig mit mir herum, um ihn ja so bald wie möglich Mutter zukommen zu lassen. Ach danke, sagte Mutter. Leg mir’s unter mein Kopfkissen. Ach, wie mich das an früher erinnert! Sugamo hat sich sicher sehr verändert, sagte sie. Aber sie zeigte keinerlei Enthusiasmus mehr und sprach auch nicht mehr davon, ihn zu verzehren.

Einige Tage später war der Talisman verschwunden. Mutter, wo ist denn der «Stellvertreter»? Ich hab ihn dir doch neulich unter dein Kopfkissen gelegt. Darauf sagte Mutter: Ich wollte nicht, dass er beim Wäschewechseln wegkommt, daher hab ich ihn in meinen Handbeutel getan, und ich hab Vater gebeten, ihn nach Hause mitzunehmen. Da ist auch meine Geldbörse drin.

Als ich fragte: Trägt man das denn nicht immer bei sich?

Ach, was soll’s, solche Sachen...., sagte Mutter sachlich-trocken wie vor vierzig Jahren, als sie den Shinto-Schrein entsorgte.

 

Hiromi Itō: Dornauszieher – Der fabelhafte Jizō von Sugamo.
Aus dem Japanischen und mit einem Nachwort und Anmerkungen von Irmela Hijiya­-Kirschnereit.
Matthes & Seitz, Berlin 2021. S. 179–184.