Notizen aus dem Zwischenreich. Literarische Erinnerungspolitik
Journal zur Übersetzung des Romans Athos der Förster von Maria Stefanopoulou
Heute gehen die Fahnen zum Roman „Athos der Förster“ der griechischen Autorin Maria Stefanopoulou in Druck. Seit Monaten habe ich die Idee vom Arbeitsjournal im Kopf, aber erst jetzt kann ich mit dem Schreiben anfangen und das Material aus Notizen, Fotos, Reiseeindrücken, Filmen und Ausstellungsbesuchen, Telefonaten mit und Besuchen bei der Autorin zwischen 2016 und 2019 sichten und langsam in eine Form bringen.
Worum geht es in dem Buch?
Es geht um die Traumatisierung einer Gemeinschaft von Zivilisten und ihrer überlebenden Individuen durch ein Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht.
Der Großvater der Autorin Maria Stefanopoulou war im betroffenen Ort als Förster angestellt und fiel einer Massenhinrichtung zum Opfer. In der Darstellung von vier Frauengenerationen spiegeln sich unterschiedliche Bewältigungsversuche wider: Vergessen, Groll, Rache, Erinnern, Strafe, Entschädigung, Vergeltung, Sühne.
Marianthi, Margarita, Lefki und Iokaste sind die Ehefrau, die Tochter, die Enkelin und die Urenkelin des Opfers. Die Hauptfigur des Romans heißt Athos und es bleibt fast bis zum Schluss unklar, ob er ein Überlebender oder ein Toter ist oder auch ein lebender Toter oder ein toter Überlebender, oder – wie es Jean Améry in seinem Buch „Jenseits von Schuld und Sühne“ ausdrückt – ein Überwältigter. Im Grunde lebt er weiter in den Hinterbliebenen und Nachfahren, und nicht nur er, sondern auch sein (für die anderen) traumatischer Tod bzw. sein (für ihn selbst und die anderen) traumatisches Überleben.
Warum will ich ein Arbeitsjournal zu „Athos der Förster“ schreiben?
Was ist überhaupt ein Arbeitsjournal - eine literaturwissenschaftliche Abhandlung, eine Interpretation, ein Erlebnisbericht, eine vergleichende Studie, eine historische Hintergrundinformation der Übersetzerin? Für mich könnte es ein Versuch sein, den Entstehungsprozess eines Übersetzungsprojekts zu dokumentieren und nachzuforschen, was dieser Prozess mit mir ganz persönlich macht. Außerdem möchte ich einen Zugang zu diesem Werk eröffnen, weil ich das Ausloten des Spannungsfeldes zwischen Invasoren, Zivilisten und Widerstandskämpfern in einer kriegerischen Auseinandersetzung wichtig finde – egal, wo auf der Welt. Maria Stefanopoulou schreibt über einen Ort in Griechenland während und nach dem Zweiten Weltkrieg, der symbolisch für viele andere steht. Aus diesem Spannungsfeld erwachsen viele Folgekonflikte in einer ethnischen und sprachlichen Gemeinschaft, denen ich tiefer nachgehen und deren Übersetzbarkeit ich überprüfen wollte.
Zudem wollte ich die Gelegenheit ergreifen, das assoziative Denken darzustellen, das uns Übersetzer·innen zur zweiten Natur wird.
Der Arbeitsplatz im Arbeitsplatz
Später, in unserer kleinen Wohnung, sah ich, wie sich Lefkis dunkelblonder Schopf im honigfarbenen Schreibtischlicht über Unterlagen beugte, und ich wartete darauf, dass das von der Decke hängende Dunkel die schweigend stillstehende Zeit aufsog. Auch ich hatte schon Übung darin, im Schatten zu warten. Der nächtlich schwache Lichtschein überzog das Zimmer, und der stets wortlos einsame Schatten meiner Mutter tanzte an den Wänden, während er unser Abendessen zubereitete. Um mich herum waren in dunklen Ecken Gegenstände der Kontemplation platziert, auf denen die Mutter ihren Blick ruhen ließ, wenn sie nicht gerade den meinen in Augenschein nahm. Damals lernte ich, der Schattenwelt anzugehören, ein Gefühl mystischer Teilhabe, durch das mir die menschliche Existenz als etwas Besonderes und Achtenswertes vorkam.
(Zitat Athos der Förster, S. 222)
Historia
Um dieses Buch übersetzen zu können, muss ich mir ein bestimmtes Wissen aneignen. Mir selbst ist es immer wieder so ergangen, dass ich mit den Personen, den Perspektiven und den Ereignissen durcheinander geriet. Es geht um eine individuelle Geschichte, aber auch um historische Ereignisse. Es geht um Daten, Fakten (soweit sie in der Geschichtsschreibung zusammengefasst wurden) und Interpretationen. Daher fasste ich im Buch den historischen Hintergrund mit Literaturhinweisen zusammen, hier eine Kurzfassung davon:
Kalavryta, eine Kleinstadt mit gegenwärtig etwa zweitausend Einwohnern, liegt dreißig Kilometer von der Nordküste der Halbinsel Peloponnes und etwa 75 Kilometer von Patras entfernt – in etwa 740 Metern Höhe, flankiert von Gebirgsmassiven.
Als man im Zuge des Balkanfeldzugs der deutschen Wehrmacht im Sommer 1943 eine alliierte Landung in Westgriechenland und verstärkte Aktionen der griechischen Partisanen auf der nördlichen Peloponnes befürchtete, hielt sich eine deutsche Kompanie der 117. Jägerdivision zu Aufklärungszwecken in der bergigen Region um Kalavryta auf. Am 18. 10. 1943 wurden die 78 Soldaten von Widerstandskämpfern des „Griechischen Volksbefreiungsheers" ELAS angegriffen, gefangengenommen und entführt. Nach dem Scheitern der Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch und dem Vorrücken deutscher Besatzungstruppen aufgrund eines Befehls des Generals Karl von Le Suire zu »Such- und Vergeltungsaktionen« erschossen die ELAS-Partisanen ihre Gefangenen am 7. 12. 1943 bei Mazi. Daraufhin erging am 10. 12. 1943 der Befehl, die Orte Mazeika, Kalavryta und andere, die Widerstandskämpfer vermeintlich unterstützten, als »Sühnemaßnahme« dem Erdboden gleichzumachen. Das Massaker von Kalavryta zählt genauso wie die Gräueltaten im tschechischen Lidice, dem französischen Oradour-sur-Glane oder in den serbischen Städten Kraljevo und Kragujevac zu den schwersten Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im besetzten Europa.
Am Ort der Massenerschießung, an einem weithin sichtbaren Hügel über der Stadt, erinnert heute eine Gedenkstätte an die Opfer. In der alten Schule von Kalavryta, in der die Frauen und Kleinkinder während der Erschießungen eingeschlossen waren, wurde 2005 ein Museum eingerichtet.
Menschen und Schatten
Der Trailer mit englischen Untertiteln
Wenn man sich auch nur die fünf ersten Minuten der Dokumentation „Kalavryta: Menschen und Schatten“ von Ilias Giannakakis ansieht, kann man sich den Ort und die Umgebung besser vorstellen. Der Dokumentarfilmer erläutert in seinem Regie-Statement, der Film trage den Titel „Menschen und Schatten“ nicht nur wegen der Massenerschießung, sondern auch wegen der gesellschaftlichen Spaltung, die aus den Schuldzuweisungen für die Vergeltungsaktionen der Wehrmacht an die linken ELAS-Partisanen erwuchs und den Boden für den griechischen Bürgerkrieg vorbereitete. Generell geht es um die Zerreißprobe, die ein Einmarsch fremder Truppen in einem Land und in einer Gesellschaft hervorruft, wenn sich Teile der Bevölkerung anzupassen versuchen - bis hin zu aktiven Kollaboration - und andere Teile der Bevölkerung Widerstand leisten.
„Menschen und Schatten“ bringt sehr gut auf den Punkt, dass die Toten präsent bleiben, dass sie ihren Schatten werfen bis in die Gegenwart und dass die Frauen von Kalavryta und ihre Nachkommen in ihrem Schatten (über)leben müssen.
Auch in Maria Stefanopoulous Roman ist von einem Schattenreich die Rede, einerseits in den Wäldern um Kalavryta, in denen die Hauptfigur Athos ihrem Beruf und ihrer Berufung nachgeht, andererseits in einem alljährlichen Heraufbeschwören des tödlichen Ereignisses, in der Gedenkfeier, die jeden 13. Dezember auf dem Hinrichtungshügel am Mahnmal stattfindet.
Dabei hat der Schatten des Waldes nichts mit dem Kalender oder der Erdbahn zu tun. Er ist ein Licht, das sich nicht vom Fleck rührt. Wie das Rätsel der Zeit. Ein Mensch spürt das Bedürfnis, sich zu verbergen, und später wird ihm klar, dass er sich selbst gefangen hält, aufgrund der puren Gewohnheit, sich oder irgendetwas vor anderen zu verstecken. Drei Wege gibt es, um seinem Gewissen keine Gewalt anzutun und individuelle Freiheit zu erlangen: Zeugnis ablegen, indem man an einem gerechten Kampf mitwirkt; sich scheinbar unterwerfen, indem man seine wirklichen Überzeugungen nicht preisgibt; aus freien Stücken ins Exil gehen. Der Förster schlug, an den Gesetzen der Natur festhaltend, einen vierten Pfad ein. Athos (Lefki?) erkannte sein Ebenbild nicht im Brunnenwasser, das er nie befragt hatte, sondern im Schatten des Waldes. Ohne die Aura dieses Schattens konnte er, ein Überlebender, unmöglich existieren, denn seinen eigenen hatte er verloren, sein Körper war tot, von Kugeln durchlöchert. Nie hatte er sich von den Gefährten der Hinrichtung getrennt, sie waren seine Bäume, die zu ihm gehörten, hoch aufgerichtete Stämme, Erzeuger des Schattens, lebenslang untröstliche Schattengestalten. Schatten bedeutet weder Tod noch Verneinung des Lebens. Er ist vielmehr ein bescheidener Schutz vor dem Bösen.
(Zitat Athos der Förster, S. 277)
In der Athener U-Bahn-Station Omonia gibt es ein Kunstwerk von Nikos Kessanlis, das eine Mischtechnik aus Fotografie und Malerei bildet. Er schafft, beeinflusst von der französisch-italienischen Künstlergruppe Mec-Art, eine eigenartige Schattenwelt wartender Menschen. Für mich steht dieses Kunstwerk stellvertretend für die zeitgenössische griechische Geschichte, in der manche Dinge beleuchtet werden und andere im Schatten verbleiben.
Lexikon
In „Athos der Förster“ gibt Maria Stefanopoulou den Lesern die Möglichkeit an die Hand, verschiedene Perspektiven der griechischen Nachkriegsgeschichte nachzuvollziehen, die auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückgehen (und noch weiter in die Vergangenheit verweisen). Nach der Lektüre kann er und sie vielleicht besser verstehen, warum Deutsche/Österreicher und Griechen etwas anderes meinen, wenn sie von „Opfer" oder „Täter" reden, wenn sie „Verbrechen" und „Sühne" sagen oder wenn sie „vergessen" oder „erinnern" wollen. Auch das Wort „Holocaust" ist unterschiedlich konnotiert, genauso wie „Geisel", „Märtyrer" und „Schuld". Beim Übersetzen habe ich es mit nicht nur mit Wörtern, sondern mit Denk- und mit Gefühlskonzepten zu tun. Also beschließe ich, mir bestimmte Wörter in beiden Sprachen etwas genauer anzusehen. Ich bin weder Diplomatin noch Politikerin, ich bin Übersetzerin. Daher steht es mir frei, auf und vielleicht auch hinter die Wörter zu schauen, so weit mir das möglich ist, und mir Gedanken zu machen, die keinem bestimmten ideologischen Diskurs unterworfen sind. Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin und keine Historikerin, daher orientiere ich mich an der literarischen Form.
Im oben erwähnten Dokumentarfilm „Menschen und Schatten“ von Ilias Giannakakis werden drei Begriffe genannt, mit denen die Einwohner von Kalavryta selbst den 13. Dezember 1943 bezeichnen: katastrofi (Katastrophe), ektelesi (Hinrichtung) und thysia (Opferung). Die Begriffe werden auch von der Autorin Maria Stefanopoulou verwendet und – vor allem der Begriff thysia - kritisch beleuchtet. Für mich als Übersetzerin war es zunächst schwierig, die Begriffe richtig einzuordnen. Also versuchte ich, eine Definition zu finden.
Katastrophe – Hinrichtung - Opferung
Katastrophe ist ein zerstörerisches Ereignis, fast ein Naturereignis, dem man sich als Einzelner nicht entgegenstellen kann.
Hinrichtung ist ein operationaler Begriff, durch den man die Tötung von Menschen legalisiert, indem eine vorangehende rechtswidrige Tat gesühnt und damit Gerechtigkeit hergestellt wird.
Opferung ist ein ideologisch und emotional aufgeladener Begriff, der sich auf eine kultische Handlung bezieht.
Der Begriff Opferung (thysia) führt über seine verschiedenen Formen, um die Götter gnädig zu stimmen, zum kultischen Brandopfer (olokaftoma), das weltweit in den Begriff „Holocaust“ überging. Zum ersten Mal taucht das Wort in der Bibelübersetzung der Septuaginta in der Bedeutung des Opfertiers auf, das auf dem Opferaltar gänzlich verbrannt wird. Thytis ist derjenige, der eine Opferhandlung vollzieht, thyma ist das Geopferte, das Opfertier, die Opfergabe, das Opfer. Thyo bedeutet ein Rauchopfer verbrennen, ein Opfermahl feiern (hier bezug auch zum Christentum, Letztes Abendmahl) oder auch die Opferung seines Tiers, um aus den Eingeweiden den Götterwillen zu lesen. Gleichzeitig besteht eine Verwandtschaft zum Begriff thymos: Rauch, Herz, Leben, Lebenskraft, Glut, Zorn, Heftigkeit, Geist, Verstand, Leben(skraft), Lebhaftigkeit, Leidenschaft, Verlangen.
Das Passivum thysiazomai enthält Passivität und Reflexivität: geopfert werden und sich (auf)opfern.
Sie hatte sich auf jede Fingerspitze mit schwarzem Filzstift einen Buchstaben des Alphabets gemalt: O P F E R. Als setzten wir eine frühere Diskussion fort, erwiderte ich, mir gefalle weder das Wort O P F E R, noch, was es bedeutet. In der Antike hätten Menschen den Göttern Opfer dargebracht, entweder um sie gnädig zu stimmen und eine begangene Untat zu sühnen, um mit der Bitte um Vergebung ihre Sünden wiedergutzumachen oder auch, um den Göttern für erwiesene Wohltaten zu danken. Aber die Kalavrytaner seien keine antiken Griechen und die Deutschen keine Götter. Obwohl sie es schon wusste, sagte ich ihr noch einmal, dass Athos, Marianthi und Margarita in Griechenland lebten und wir auch bald dorthin ziehen würden. Auch, dass es in Kalavryta ein Krankenhaus gebe, das Ärzte benötige. Dort würde ich künftig arbeiten. Deutsche Soldaten waren bloß Menschen, die damals einfache, unbewaffnete Dorfbewohner umgebracht hätten, und das bezeichne man als VERBRECHEN.
(Zitat Athos der Förster, S. 193, Gespräch zwischen Lefki und ihrer Tochter Iokaste, Enkelin und Urenkelin von Athos)
Damit in diesem Fall die Textstelle mit den fünf Buchstaben für die fünf Fingerspitzen aufgeht, musste ich das Wort Opfer für thysia wählen.
Während der Arbeit an Maria Stefanopoulous Text ging ich ins Theater, ins Kino, besuchte Ausstellungen und immer wieder tauchten Assoziationen zu ihrem Text auf, die mir halfen, besser zu verstehen. Bei einer Retrospektive des niederländischen Künstlers Armando (1929-2018) sah ich seine frühen, in den 1950er-Jahren entstandenen Werke peinture criminelle und espaces criminelle. Mit fünf Jahren zog Armando mit seiner Familie in unmittelbare Nähe des KZ Amersfoort, während des Zweiten Weltkriegs bekam er die Gräuel im Lager mit, das als Sammellager für Regimegegner diente.
Zeuge und Märtyrer
Thyma und thytis stehen für Täter und Opfer, aber ihnen haftet der Geruch des Kultischen an; im modernen Straftrecht, mit dem ich als Dolmetscherin des Öfteren zu tun habe, wird das Opfer zum Geschädigten und vor allem, im Gegensatz zum Täter, zum Zeugen. Der Zeuge hat kein Zeugenverweigerungsrecht, solange er nicht mit dem Täter verwandt ist. Er kann auch zwangsweise vorgeführt werden, wenn er nicht vor Gericht erscheint. Nicht zu Unrecht fühlen sich Opfer, ergo Zeugen, des Öfteren vor Gericht nachteiliger behandelt als Täter. Im Griechischen heißt Zeuge martyras, womit aus Opfern Märtyrer werden. Maria Stefanopoulou zitiert in ihrem Roman aus Paul Celans Gedicht „Aschenglorie":
Niemand
zeugt
für den Zeugen.
Giannis Boutaris, Bürgermeister von Thessalonik, hinterfragt in einer bemerkenswerten Rede zum Holocaust-Gedenktag vom 27. Januar 2018 den Begriff „Märtyrertum“ für die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung der Stadt.
Waren Bouenas Angehörige „Märtyrer“? Ehren wir ihr Andenken, wenn wir so an sie denken? Ehrt es uns, so an sie zu denken? Der heutige „Gedenktag an die jüdischen Märtyrer und Helden des Holocaust“ fordert uns auf, über diese Frage nachzudenken. Weder Bouenas Angehörige noch andere europäische Juden hatten sich bewusst für ein Märtyrertum entschieden, sich nicht dazu entschlossen, ihr Leben für ein Ideal, einen Glauben oder eine Ideologie aufzuopfern. Sie selbst haben den Tod nicht gewählt, schlicht und einfach, weil ihnen nicht einmal das Recht auf diese Wahl belassen wurde. Und aus diesem Grund haben sie wahrlich mehr verdient, als von uns Christen und Europäern, die wir sie jahrhundertelang verteufelt haben, heute für Heilige gehalten zu werden. Sie waren Menschen und wollten genau das auch sein. (Link)
Der Jazzmusiker Günter Baby Sommer besuchte 2008 das griechische Dorf Kommeno bei Arta. Durch seine Begegnung mit einer Überlebenden des Massakers vom 16. August 1943 wurde er zum Stück "Marias Totenklage" inspiriert, das Teil eines größeren Werks "Songs für Kommeno" ist. Maria Labri singt ein traditionelles Moiroloi, eine Totenklage über die Ereignisse von 1943.
Günter Baby Sommers "Songs for Kommeno" in Ioannina 2014
Märtyrer ist jemand, der wegen seines Glaubens verfolgt wird, auch Blutzeuge des christlichen Glaubens und jemand, der sich für seine Überzegung opfert. Marter im Sinn von Qual, Peinigung und Folter korrespondieren mit den Leiden Christi. Maere ist der sich Erinnernde, der Merker/Zeuge/Beweiser von Sachen, maere ist aber auch die Kunde, die Erzählung, vielleicht läuft auch deshalb der Zeuge Gefahr, dass man seiner – unglaublichen - Erzählung wenig Glauben schenken mag.
In Griechenland gibt es sogenannte Märtyrerorte, in der griechischen Sprachversion des entsprechenden Wikipedia-Artikels Seite finden sich heute 114 offizell anerkannte Opfergemeinden, in denen es im Rahmen sogenannter „Sühnemaßnahmen" zu Verbrechen der deutschen Wehrmacht kam. Märtyrertum steht der christlichen Passion nahe, was sich im Griechischen im Wort pathos und pathi (Plural) ausdrückt. Im Wort Märtyrer ist die Marter – also Pein, Qual und Schmerz – enthalten, die zum integralen Bestandteil des Zeugnis-Ablegens wird. Die Märtyrerorte Griechenlands pflegen die Erinnerung an die blutigen Ereignisse durch den alljährlichen Gedenktag am Jahrestag des Massakers an der Zivilbevölkerung. Solche Jahrestage beziehen sich nicht nur auf den Zweiten Weltkrieg, sondern auch auf ältere Ereignisse aus dem griechischen Befreiungskampf gegen die Osmanen oder auf Verfolgung, Massenhinrichtungen und Todesmärsche im Zuge des Kleinasiatischen Feldzugs 1922 (erträumte und vergeblich versuchte Rückeroberung historisch griechischer Gebiete in der heutigen Türkei). (Link)
Zeuge ist gleichzeitig derjenige, der etwas bezeugen kann, der Augenzeuge wurde und vor Gericht aussagen kann. Durch seine Aussage kann er der Wahrheit und der Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen. Die Zeugenaussage hat Beweiskraft. Im modernen Strafrecht ist der Täter kein Zeuge, aber das Opfer als Geschädigter und Verletzter ist zugleich Zeuge. Pathon ist der durch eine Tat Verletzte im Sinne, dass er durch die Tat etwas erlitten hat, dass ihm etwas zugefügt wurde.
Ein großes Zeitzeugenprojekt zum Zweiten Weltkrieg in Griechenland wurde an der FU Berlin durchgeführt. Auch das in Kalavryta in der ehemaligen Schule eingerichtete Museum zum 13. Dezember 1943 hat Zeugenaussagen gesammelt, um die Ereignisse vor dem Vergessen zu bewahren. Zeugen sind wichtig im Zusammenspiel von Vergessen und Erinnerung.
Eine Person, an die ich beim Wort „Zeuge“ sofort denken muss, ist Heinz Kounio, sephardischer Jude aus Thessaloniki, geb. 1927, ein Mensch, der die KZs Auschwitz, Mauthausen, Melk und Ebensee – übrigens aufgrund seiner deutschen Sprachkenntnisse und seiner Tätigkeit als Dolmetscher - überlebt hat. Er besuchte 2016 anlässlich der Übersetzung seines Zeugenberichts „Ein Liter Suppe und 60 Gramm Brot. Das Tagebuch des Gefangenen 109565“ das Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin - den Ort, an dem die Täterbegriffe konkretisiert und ihre Umsetzung in Gang gebracht wurden. Die Übersetzer, Thanassis Tsingas und ich, waren dabei: Ein bewegender Moment, als Kounios Familie lachend am Konferenztisch steht, an dem die entsetzlichen Entscheidungen getroffen wurden. Heinz Kounios Überleben geht über den traumatischen Tod und das traumatische Überleben – also über das Überwältigt-Sein - hinaus, da er seine Rolle als die des Zeugen sieht, der die Erinnerung bewahrt und erzählt. Die Zeugenschaft wird zum Überlebensmotiv, der Gemarterte nicht zum Opfer, sondern zum Geschädigten, der Entschädigung fordert darf.
Rache, Vergeltung, Sühne und Gerechtigkeit
Jede Form von Rache setzt etwas voraus, das als Unrecht und demnach auch als Ungerechtigkeit empfunden wird. Somit stellt sich durch die Vergeltung der Tat für den Rächenden Gerechtigkeit her. Im Sprachgebrauch der deutschen Wehrmacht wurde für Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung, der Unterstützung der Partisanen vorgeworfen wurde, das Wort Sühnemaßnahme (metra exilasmou) verwendet. Sühne setzt eine Schuld, ja eine Sünde voraus, die durch Reue und Buße Vergebung finden kann. Von Historikern werden diese Maßnahmen Repressalien genannt.
Das Wort Repressalie lehnt sich an dt. (er)pressen und mlat. repre(n)salia an, das gewaltsame Zurücknehmen. Die heutige Bedeutung ist Druckmittel und Vergeltungsmaßnahme als erlaubte Selbsthilfemaßnahme eines Staates gegen einen anderen, um diesen zur Einhaltung des Völkerrechts zu veranlassen.
In Griechenland führte der Repressalienterror des Besatzers zu einem endlosen Kreislauf von Vergeltungstaten zwischen unterschiedlichen politischen Fraktionen, die im Gesamtzusammenhang des Weltgeschehens andere ideologische Ziele vertraten. So tritt niemals Ruhe ein, weil immer irgendwo eine Rechnung offen ist.
Vor einigen Jahren habe ich einen Roman von Ioanna Karystiani („Schattenhochzeit") übersetzt, der sich mit dem archaischen Relikt der Blutrache auf Kreta beschäftigt. Die jeweiligen Rächer üben in einer endlosen Reihe von Ehrenmorden Selbstjustiz für die an ihrem Clan verübten Ehrenmorde. Rache und Vergeltung verselbständigen sich zu einem irrationalen Ehrenkodex, der vom Vater auf den Sohn übertragen wird und bei dem die Frauen, Mütter und Witwen die schweigende Rolle der Hüterinnen der Erinnerung und auch der Rache spielen. Das Schweigen hat beim Bewahren der Erinnerung erstaunlicherweise eine große Bedeutung. Zunächst werden traumatische Erfahrungen jahrzehntelang beschwiegen und können dadurch auch nicht verarbeitet werden. Ioanna Karystianis Buch sprach über diese Praxis, von der lange Zeit weder in den Familien noch in der Öffentlichkeit geredet wurde.
In der griechischen Sprache gibt es eine Verbindung zwischen Rache und Gerechtigkeit/Gerichtsbarkeit. Ekdikisi (Rache) und ekdikasi (Gerichtsverhandlung) gehen auf diki (Recht und Gerichtsverfahren) zurück. Schimmert hier eine uralte Verbindung zum Alten Testament - Auge um Auge, Zahn zum Zahn - durch? Im Zuge von Repressalien (antipoina, Gegen-Strafe) stellt der Besatzer Gerechtigkeit in seinem Sinne her, indem er 50, 70 oder 100 Zivilisten für einen toten deutschen Soldaten, der durch Widerstandsaktionen ums Leben kam, das Leben nimmt. Leben wird durch Leben, Tod durch Tod ausgeglichen. Diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist ein Schritt, der viel Weitsicht, Mut und Rationalität erfordert.
Maria Stefanopoulou lässt eine Partisanin aus dem Gefangenenlager einen Brief an ihre Mutter schreiben:
Liebe Mutter, lange habe ich nichts mehr von Euch gehört. Mach dir keine Sorgen um mich. Solange nicht von meiner »endgültigen Verlegung« die Rede ist, komme ich schon mit der Situation zurecht. Die Zeit ist eine große Sache. Ich halte durch, und wir liegen uns bald wieder in den Armen. Pass auf das Kind auf. Sei nicht traurig. Es war ein gerechter Kampf. Wenn man mich hinrichtet, keine Rache!
Ich küsse Euch zärtlich,
Schreib mir
O.
Bei einem Spaziergang auf dem Tempelhofer Feld sah ich eine Informationstafel zum Garnisonfriedhof am Columbiadamm, den ich noch nie besucht hatte. Dort sind Soldaten aus der Zeit der napoleonischen Besatzung, aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bestattet. Ein Denkmal des Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Gegiments zeigt, wie eine endlose Reihe toter Soldaten, die selbst aus dem Grab heraus nach „Vergeltung" rufen, kein Ende der Rache zulassen. Die geballte Faust unter dem Leichentuch, vielleicht auch einer Fahne, wirkt aus dem Jenseits bis in die Gegenwart.
Holocaust
Olokaftoma ist eine vollständige Opferung, auch Selbst(auf)opferung, später wurde das Wort auch für die Massenvernichtung der Juden bzw. Massenhinrichtungen im Zuge des Zweiten Weltkriegs verwendet. Zunächst bezeichnete olokaftoma im Griechischen in Verbindung mit dem Begriff thysia/Opferung historische Ereignisse im Befreiungskampf gegen die osmanischen Zwingherren wie zum Beispiel die Sprengung des Pulvermagazins im kretischen Kloster Arkadi im Jahr 1866, bei der fast tausend Freiheitskämpfer und Zivilisten ums Leben kamen. Diese Toten werden zu Märtyrern und Nationalhelden (v)erklärt, die sich bewusst für die Freiheit und damit für den Tod entschieden haben sollen. In diesem Sinn wird auch in Kalavryta eine Parallele gezogen zwischen der Herrschaft der Osmanen im 19. Jahrhundert und dem Einmarsch der deutschen Truppen im Jahr 1941. Lässt sich aber diese Parallele aufrecht erhalten?
Am Schluss bleibt von der Opferung nur Asche zurück. Nicht zufällig wird im Roman der ungewöhnliche Eigenname Athos etymologisch mit dem Wort Asche in Verbindung gebracht. Die Asche gilt als Sinnbild der Vergänglichkeit, Trauer und Buße.
Der gute Österreicher
Während des Übersetzens beschäftigen mich immer wieder Fragen, die mit der Täter- und Opferperspektive zu tun haben.
Willibald Akamphuber, ein Österreicher, ein Landsmann von mir, führte das Kommando bei der Erschießung der Zivilisten von Kalavryta. Insgesamt gab es, nach Angaben der Wehrmacht, 696 Tote im Zuge der Vergeltungsaktionen in Kalavryta und Umgebung, nur 13 Personen haben die Hinrichtung überlebt. Als Übersetzerin spreche ich die Tätersprache. „Endlösung“ und „Judenvernichtung“ sind Begriffe der administrativen Tätersprache des Dritten Reichs, die lange etwas Unaussprechliches bezeichneten und erst spät von „Shoah“ und „Holocaust“ abgelöst wurden. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Ausstrahlung der US-amerikanischen TV-Produktion „Holocaust“ (1979) wurde im letzten Jahr über den Einfluss gesprochen, den sie auf Deutsche und Österreicher ausübte.
Damals verharrte Österreich allerdings noch in der „Komfortzone“ des Opferdaseins. Diese „Komfortzone“ wurde erst durch die Kandidatur Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten 1986 erheblich gestört. Damals war ich Mitte Zwanzig und konnte mir nicht vorstellen, dass er in dieses Amt gewählt wird. Das Wahlergebnis war ein Grund mehr, 1990 ins Berliner Exil zu gehen. Essays von Robert Menasse wie „Das Land ohne Eigenschaften“ und Josef Haslingers Buch „Politik der Gefühle“ , die über diese Zeit reflektieren, tauchen während der Übersetzungsarbeit in meiner Erinnerung wieder auf und ich sehe mir Filme von Ruth Beckermann an wie „Waldheims Walzer“ (2017) und „Jenseits des Krieges“ (1996), wo sie (österreichische) Besucher·innen der ersten Wanderausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“ interviewt. Begriffe wie die „Opferlüge“ kommen mir wieder in den Sinn. Man kann sich auch als Opfer inszenieren. Trotzdem hält sich auch in Griechenland hartnäckig das Gerücht vom „guten Österreicher“, der den Zivilisten Konserven zusteckte, in die Luft schoss oder gar die Tür der Schule von Kalavryta öffnete, damit die eingeschlossenen Alten, Frauen und Kinder entkommen konnten.
Lexikoneintrag
Pflicht und chreos: Chreos heißt Schuld/Schuldigkeit, im Singular und Plural Schulden. Die griechischen Staatschulden sind chreos/chrei, also Zahlungsverpflichtungen. Waldheim hat sich dafür entschuldigt, dass er in Verlauf seines Wahlkampfs sagte, er habe im Zweiten Weltkrieg (auch als Offizier auf dem Balkan und in Griechenland) nur seine Pflicht getan. Das Wort Pflicht kommt von pflegen, ursprünglich für etwas einstehen.
Durch das Thema der Übersetzung - ein Kriegsverbrechen und wie Täter und Opfer damit umgehen - werde ich selbst mit der Thematik „Vergessen und Erinnern“ konfrontiert und mir werden selbst Dinge wieder bewusst, die eingeschlummert und in den Hintergrund gerückt waren.
Ich erinnere mich noch daran, dass ich als 16-Jährige die Serie „Holocaust“ sah und, wie viele Jugendliche damals, nachzufragen begann bei Eltern- und Großelterngeneration. Drehort der Serie war übrigens, was mir damals entging, meine Geburtsstadt Wien, in der ich damals heranwuchs und das Gymnasium besuchte, und das österreichische KZ Mauthausen. Damals war undenkbar, einen Spielfilm mit diesem Thema an deutschen Drehorten zu drehen. Ungewöhnlich war auch, in einer richtigen Gaskammer zu drehen und nicht in einem Filmstudio. In einer Dokumentation zur Serie hörte ich, dass Ensemblemitglieder während der Dreharbeiten und danach psychologische Betreuung benötigten. Wenn sogar professionelle Darsteller, die Szenen von Menschenverfolgung und Menschenvernichtung nachstellen und „spielen“, psychosomatisch reagieren, wie ergeht es dann erst den „richtigen Opfern“ und ihren Familien, wenn es kein Spiel, sondern Ernst ist?
Carbon Sink
Der erste Kontakt, den ich als potenzielle Leserin mit einem Buch habe, ist der Titel und das Cover. Sie vermitteln mir einen ersten Eindruck davon, worum es geht. Daher sind beide verkaufstechnisch von hohem Interesse und Einfluss. Normalerweise sieht man, handelt es sich um ein übersetztes Buch, nur den Umschlag in der Zielsprache. Voilà, eine Möglichkeit, im Arbeitsjournal etwas zu erzählen und zu zeigen, was sonst unsichtbar bliebe:
Das griechische Original zeigt die Fotografie von einer Installation des Landschaftskünstlers Chris Drury: Carbon Sink, Jouy-en-Josas 2011. Ursprünglich war das Kunstwerk für den Campus der University of Wyoming entstanden und bezog sich durch die Darstellung eines Schlundes, eines Wirbelstroms (fast könnte man vom Poe'schen Mahlstrom sprechen) aus totem, verkohltem Holz und Kohlebrocken auf die Gefahren der globalen Erwärmung. Nach 16 Monaten wurde das Kunstwerk nach Kritik und Druck aus an Kohleproduktion interessierten Wirtschaftskreisen entfernt und war danach im französischen Skulpturenpark „Le Montcel“, Jouy-en-Josas, zu sehen. (Link)
Ich war davon ausgegangen, dass das Bild und die Kenntnis von diesem Kunstwerk der Auslöser für die Verfassung der Traum/a-Szene im Roman war. Doch die Autorin teilte mir mit, der Roman sei 2011 verfasst worden und sie habe erst 2014 durch Zufall in der Zeitung „Le Monde“ ein Foto des Kunstwerks von Chris Drury gesehen, anlässlich der Ausstellung seines Werks im Landschaftspark „Le Montcel“. Sie habe den Zeitungsausschnitt wie einen Talisman aufbewahrt, völlig perplex über die Ähnlichkeit. Und als der Zeitpunkt der Publikation ihres Romans kam, habe sie ihrer Verlegerin dieses Motiv als Buchcover vorgeschlagen und selbst mit dem Landschaftskünstler wegen der Abdruckgenehmigung korrespondiert.
Menschen und Bäume
Die erste Nacht in Athos’ Hütte sah ich im Schlaf ein Traumbild. Ich stand auf einer Waldlichtung, und ringsum ragten riesige Birken in die Höhe, deren Wipfel im Abglanz des Schnees schimmerten. In der einen Waldhälfte herrschte Winter, und in der anderen, jenseits der Lichtung, war Sommer. Auf der gegenüberliegenden Seite vergoldete eine purpurne Sonne die noblen, schlanken Bäume, deren luftige Länge allen Hoffnung schenkt, die sich sehnsüchtig nach himmlischen Gefilden strecken. Ich wunderte mich über das zwiegespaltene Licht, suchte nach seinen Schatten in der Landschaft und fragte mich, ob von ihnen wohl Wärme oder Kühle ausginge. Da erblickte ich mitten auf der Lichtung einen kreisrunden See aus Holz. Hunderte gefällter Baumstämme, jeder so groß wie ein menschlicher Körper, bildeten einen Kreis, ja viele konzentrische Kreise. Am Rand lagen die Stämme waagrecht nebeneinander, doch je näher sie dem Zentrum kamen, desto senkrechter waren sie angeordnet, um am blinden Fleck in der Mitte geradezu einen Meeresstrudel zu bilden, als drohe dort ein alles verschlingender Schlund. Zwischen den Stämmen sprießendes Gras, Sägespäne und Moos hielten sie so kompakt zusammen, als wären sie, dicht an dicht hingebettet, alle miteinander emporgewachsen. Gewaltsam Getötete, und noch mehr gewaltsam Getötete, und noch mehr und noch mehr, dachte ich, von der Erde verschlungen. Der unersättliche Humus kann nie genug Blut und Fleisch bekommen. Da schlug ich die Augen auf und erblickte durch das geschlossene Fensterchen am schwarzblauen Himmel eine gewaltige Kugel, die weder Sonne noch Mond war. In diesem Augenblick flüsterte mir jemand zu, diese Kugel sei ein neuer Planet, der sich der Erde nähere, ein rotbrauner Himmelskörper, der üblicherweise kurz vor Sonnenaufgang zur Stunde des Wolfs erschien: der Planet der Toten.
(Athos der Förster, S. 82)
Lexikoneintrag
Traum und Trauma: Das deutsche Wort troum geht auf die Bedeutung von trügen im Sinne von irreführen/täuschen zurück; das Wort trauma ist ein gelehrtes Lehnwort aus dem Griechischen, das im 19. Jahrhundert aufkam: von trauma, die Wunde. Im medizinischen Bereich bezeichnet es eine Verletzung, in der Psychologie einen seelischen Schock, eine seelische Erschütterung.
Das Bild mit den Baumstämmen taucht im Text als Traum/a auf. Traum und Trauma bilden in Maria Stefanopoulous Buch eine Einheit, Träume bilden einen Zugang zum unbewussten Trauma, das sich über die Generationen weitervererbt. Das erinnert mich erneut an Ioanna Karystianis „Schattenhochzeit“, in der die Frauen/Witwen zu Hüterinnen der Vergangenheit, der dunklen Geheimnisse, der Rache und Erinnerung werden. Auch aus dem Kreislauf von Töten und Rächen im Zuge der archaischen Sitte der Blutrache kann man, ähnlich wie im Kriegsfall eines regulären Heeres gegen irreguläre Truppen, nur sehr schwer ausbrechen. In Maria Stefanopoulou Buch ist ebenfalls vom Bild eines Kreises oder Ringes die Rede, in dem der/die Überlebende gefangen ist, aber auch heraustreten kann. Auch Trauer und Groll können eine „Komfortzone“ bilden, die man ungern verlässt, um sich auf Neues einzulassen.
Das griechische Original ist im Athener Verlag To Rodakió – benannt nach einem alten Athener Viertel - erschienen, einem kleinen, feinen Verlag aus dem Athener Zentrum, dessen Leiterin Julia Tsiakiri ein großes Gespür für das Gestalten von Texten und Bildern hat. „Athos der Förster" ist im griechischen Original mit allen griechischen Akzenten und Hauchzeichen gesetzt, die in den 1980er-Jahren – zur Freude aller Schulkinder und Neugriechischlernenden - abgeschafft und zum Ein-Akzent-System vereinheitlicht wurden. Dadurch entfaltet sich eine Textlandschaft aus Schriftzeichen, drei verschiedenen Akzenten und zwei Hauchzeichen plus ihrer Kombinationsmöglichkeiten auf dem Druckpapier, die an frühere Zeiten erinnert. Auch Maria Stefanopoulous Text erinnert an frühere, nicht-kommerzielle Zeiten, als Schriftsteller noch Bücher schrieben, um ihr eigene, innere Wahrheit aufs Papier zu bringen, und nicht, in Zeiten der Sozialen Medien, dem oberflächlichen Erfolg hinterherzujagen.
Der erste Bild, das ich sehe, wenn ich das Buch aufschlage, ist eine Fotografie, die nur am Ende des Buches durch den Zusatz Kalavryta 1940, Fotoarchiv der Autorin erläutert wird.
Auf dieses Bild nimmt der Text selbst Bezug. Er charakterisiert die Verflechtung von historischer Realität und schriftstellerischer Fiktion: Es ist das Foto der real existierenden Mutter der Autorin und deren real existierenden Bruders. Im Roman „Athos der Förster" hingegen ist von einem – fiktionalen - Geschwisterpaar die Rede, wobei der Bruder am 13. Dezember 1943 bei der Massenhinrichtung durch Wehrmachtsoldaten auf dem Kapi-Hügel ums Leben kam. Die Autorin stellt also ein autobiografisches Zeugnis voran, ohne dass das Buch eine Autobiografie ist. Trotzdem stellt sie gleichzeitig einen autobiografischen Bezug her, indem sie auf den Ort des Geschehens, der gleichzeit ein Tatort ist, verweist und auf ein Jahr, das vor dem Verbrechen von 1943 liegt, das sich in den Gesichtern der Geschwister jedoch schon anzukündigen scheint.
Exkurs: Historischer Hintergrund 1940/Erinnern und Gedenken
Der 28. Oktober 1940 ist das Datum, an dem das faschistische Italien dem Königreich Griechenland ein Ultimatum zum freien Durchmarsch ihrer Truppen stellte, das (der durchaus auch faschistische Diktator) Metaxas mit dem berühmten „Nein" oder „Ochi" beantwortete, das auch in jüngster Zeit als „Oxi" zum Symbol für griechischen Widerstand gegen übermachtige Invasoren (diesmal ökonomischer Art) wurde. Das bedeutete Krieg und der Kampf an der Albanienfront ist in die Geschichte und in die Literatur (z. B. bei Odysseas Elytis) eingegangen. Heute ist der 28. Oktober griechischer Nationalfeiertag, der zweite im Jahreslauf neben dem 25. März, der an den Beginn des griechischen Aufstandes gegen die osmanische Herrschaft im Jahr 1821 erinnert. Beide Daten haben Bezug zum Ort Kalavryta. Das Kloster Agia-Lavra gilt als wichtiger symbolischer Ort für den Kampf der griechischen Rebellen, dort wurde am 25. März 1821 die Losung „Freiheit oder Tod“ ausgegeben. Es wurde 1826 von den Osmanen und 1943 von der 117. Jäger-Division im Zuge von Vergeltungsaktionen während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg niedergebrannt. Die Autorin wendet sich allerdings gegen die Legendenbildung, Kalavryta sei auch wegen seiner Rolle 1821 von den Deutschen ins Visier genommen worden.
1821 wurde der griechische Aufstand gegen die Osmanen, der ebenfalls ein „Partisanenkampf“ war, von den europäischen Philhellenen unterstützt, 1940 beschwor der Widerstand des regulären Heeres und in der Folge der Partisanen das Eingreifen Hitlers herauf, was zum deutschen Einmarsch in Griechenland, zur Besetzung und zum blutigen Kreislauf von Attacken der irregulären Truppen (rechter und linker Couleur) und den nachfolgenden „Sühnemaßnahmen" der Wehrmacht führte. Das alles spaltete das Land in Links und Rechts, in Widerstandskämpfer und Kollaborateure, in Opfer und Überlebende. Auch hier hat Kalavryta als Katalysator gewirkt und den Konflikt zwischen Links und Rechts kulminieren lassen, was zur Zerrissenheit des Landes beitrug.
Förster
Maria Stefanopoulou hat mir bei einem meiner Athen-Besuche einen Novellenband in die Hand gedrückt, der eine autobiografische Ich-Erzählung unter dem Titel „Der Gnadenschuss" enthält, die 1993 in Paris, also in einem anderssprachigen Umfeld, entstanden war. Für mich war es interessant zu sehen, wie sich ihr Erzählstil von dieser Vorform der Geschichte des Großvaters zur Romanform gewandelt hat.
In der Novelle wird durchgehend aus der Perspektive der kindlichen Ich-Erzählerin berichtet, während im Roman die Erzählperspektiven auf mehrere Stimmen aufgespaltet sind: Marianthi, Margarita, Lefki und Iokaste, die vier Frauen, die mit der Figur Athos verbunden sind als Ehefrau, Tochter, Enkelin und Urenkelin; darüber hinaus Kurt Lechner, deutscher Kriegsgefangener, der eine Hinrichtung durch Partisanen überlebt, desertiert und über zehn Jahre mit Athos zusammenlebt, und Inge Brahms, deren Figur auf eine historische Persönlichkeit verweist, auf Ehrengard Schramm, die in den 50er-Jahren nach Griechenland fährt und auf eigene Initiative einen Wiedergutmachungsversuch unternimmt. Ihre Schwester war von den Nazis hingerichtet worden. Athos selbst, die Hauptfigur, wird stets aus einer Außenperspektive geschildert, die anderen Personen tauchen auch als „Ich" auf.
Der Name Athos führte im Zuge der deutschsprachigen Titelsuche zu einem Dilemma: Wer Griechenland kennt und den Namen hört, denkt an den heiligen Berg Athos. Aber auch für den griechischsprachigen Leser ist dieser Name überraschend. Es existiert der Vorname Athos, allerdings in anderer Schreibung, mit einem Omega anstelle eines Omikron, wie im vorliegenden Buch. Im Buch selbst wird er als Kurzform eines Nachnamens erklärt, ich selbst habe ihn auch als Abkürzung für das Wort athanatos gelesen, was unsterblich heißt, und am Schluss des Buches wird eine etymologische Erklärung gegeben, die das Wort athos in alten Texten aufspürt und mit dem Wort Asche in Verbindung bringt.
Deutsche Titel von Romanen sind oft ganz anders als die originalsprachlichen Titel. Zunächst erscheint der Titel auf Deutsch vielleicht seltsam: „Athos der Förster", als eine getreue Wiedergabe des griechischen Titels. In großen Verlagen entscheidet die Marketingabteilung über den Titel und das Umschlagbild: Beide müssen in Sekundenbruchteilen den potenziellen Käufer zum Zugreifen animieren. Ein großer Verlag hätte den Titel höchstwahrscheinlich geändert. Auch der Elfenbein Verlag war verführt, das zu tun. Vor allem wegen des Geruchs, der dem Wort „Förster" im Deutschen anhängt. Die griechische Berufsbezeichnung dasonomos klingt in meinen nicht-griechischen Ohren neutral, ein Dasonom (wie Ökonom oder Gastronom). Förster klingt nach Blut und Boden, nach einer Art von Heimatliteratur, mit der ich heutzutage nichts mehr zu tun haben möchte. Ich erinnere mich – sozialisiert als Österreicherin - an die Lektüre von Peter Rosegger, Karl Heinrich Waggerl und Ludwig Anzengruber. Heimlich las ich bei meiner Oma Schundromane, die man im Zehnerpack ausleihen konnte, Liebesromane im Förster-, Arzt- und Adelsmilieu. Außerdem waren meine kindlichen Samstagnachmittage geprägt von österreichischen Heimatfilmen mit Hans Moser und Paul Hörbiger sowie „Försterliesel" und „Försterchristel" und Ähnliches mehr, auch die Försterthematik in der populären Volksmusik im Stile Musikantenstadl kommt dabei hoch. So erschien mir der Begriff „Förster" gleich emotional, politisch, literatur- und filmhistorisch in bestimmter Weise aufgeladen. Das Wort „Waldhüter" ist zwar poetischer als Förster, ist jedoch „veraltend“ und gibt nicht die zeitgenössische Berufsbezeichnung wie im Original wieder. Damit würde ich den Förster zu unrecht poetisieren.
Bei einem Besuch in Bremen sah ich im Paula Modersohn-Becker-Haus Gemälde von Markus Matthias Krüger, die mich sofort an Maria Stefanopoulous Buch erinnerten. Das Unheimliche der heimatlichen Felder und Wälder, die in flammenden stehenden Bäume, die schrägen Perspektiven bewaldeter Pyramiden schlugen für mich eine Brücke zu Athos dem Förster, der einen neuen Wald heranzüchtet, der aus seinen Gefährten am Hinrichtungshügel besteht, denen er eine neue Heimat bietet:
»Das hier ist der Waldberg«, sagte mein Begleiter. Ich blickte mich um, zunächst überrascht, dann irgendwie abwesend und hilflos. Ich konnte nichts erkennen: Ödland, eine riesige Fläche,viele Hektar groß. Nur ein paar gewaltige Tannen ragten hier und da vereinzelt in die Höhe. Der Hang reichte bis hinüber zum Sattel des Mavra-Gebirges, an dessen Ausläufern die ersten Häuser auftauchten. Dort lagen zwei kleine Ortschaften. Von oben besehen sahen ihre Steindächer für mich wie Mondstein aus. Die nahen Gipfel waren verschneit und ließen das Abendlicht heller erstrahlen. Die verlassenen Höhen wirkten, als liege jemand auf der Lauer. Auf zwölfhundert Metern über dem Meer boten wir hier sicher ein leichtes Ziel. Während der Krieg sich versteckte, traten wir hervor, ungeschützt und für alle sichtbar. Dennoch ging Athos langsam und gelassen, sein Geheimnis fest an frostige Lippen gepresst. Mit kleinen, leichten Stößen tastete er mit dem Wanderstock vorsichtig den Boden ab. Ich fragte mich, ob wir uns etwa auf einem Minenfeld befanden. Neugierig folgte ich ihm. Nachdem er den Boden, als segne er ihn, mit ein paar Wassertropfen beträufelt und aufgeweicht hatte, bohrte er den Stock in die Erde. Dann holte er aus seinen Jackentaschen zwei Eicheln und steckte sie in das vorgefertigte Loch. Er bückte sich, streichelte mit der Hand die Öffnung und deckte sie sachte mit Erde zu. Dann machte er zehn kleine Schritte, hielt inne und wiederholte den Vorgang. Ein Stück weiter tat er wieder dasselbe. Schweigend und respektvoll verfolgte ich sein Tun. Es war, als vollbringe er eine heilige Handlung.
(Athos der Förster, S. 94)
Athos und der Engel des Vergessens
Durch eine zufällige Bemerkung stieß ich auf Maja Haderlaps Roman „Engel des Vergessens", der vom Stil und vom Thema her große Ähnlichkeiten mit Maria Stefanopoulous Buch aufweist. Die beiden etwa gleichaltrigen Erzählerinnen gehen von der Geschichte ihrer eigenen Familie aus, beide beleuchten eine Form des politischen Widerstands während des Zweiten Weltkriegs und danach, die bislang wenig beachtet wurde: die Partisanenbewegung der Kärtner Slowenen einerseits, die im griechischen Bergland andererseits und die daraus entstehenden Konflikte mit der Zivilbevölkerung. Die fast metaphysische Rolle von Wald, Holz und Bäumen, und die poetische Schreibweise verbindet die beiden Romane. Die besondere Beziehung zu Großmutter/Großvater als Bewahrer der Erinnerung und die Rolle der Enkelin/Urenkelin, die studiert und die Erinnerung in Worte zu fassen beginnt, prägt beide Bücher.
Es war eine seltsame Erfahrung, zwei so ähnliche schriftstellerische Ansätze in zwei so weit voneinander entfernten Orten, Eisenkappel und Kalavryta, zu finden. Die Landschaft und die geschichtlichen Hintergründe sind vergleichbar, die Verarbeitung von Traumata benötigt viele Jahrzehnte und wird von einer Generation auf die nächste vererbt. Als Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin faszinierten mich immer schon die unerwarteten Querverbindungen. Außerdem schlägt das österreichische Eisenkappel eine Brücke in meine Heimat, während in meiner persönlichen Erinnerung die Bilder aufgebrachter Bürger im sogenannten „Ortstafelstreit" wieder auftauchen, in dem es um die zweisprachige (deutsch-slowenische) Namensnennung von Orten ging.
In Österreich wie in Griechenland, in Eisenkappel wie in Kalavryta, ist die Vergangenheit nicht vergangen und verbarrikadiert die Zukunft.
Manchmal schrecke ich in Gedanken auf, alles ist noch da, denke ich, alles. Alles schwärt unsichtbar oder sichtbar, hörbar oder unhörbar in mir und um mich, als sei ich eine blinkende Bewusstseinsmikrobe, ein Rad, das zur Kette wird und zum springenden Ball, ein Feld, das aufblüht und zerfällt. Ich scheine im Zentrum des Gegensatzes festzustecken, den der Nazismus und der Widerstand gegen ihn in den Menschen dieses Landes bewirkt haben, der absolut ist wie der Schmerz. Es fühlt ihn nur derjenige, der ihn erleidet. (Engel der Vergessens)
Die Literatur schafft eine Erzählung sowohl der bösen und der guten Träume als auch der Traumata. Die Übersetzung stellt, in ihrem Bemühen, ihr ähnlich zu werden, möglicherweise wieder alles in Frage und die Suche beginnt von Neuem.
Literaturhinweise und weiterführende Links
Der Titel des Arbeitsjournals ist der erhellenden Besprechung des Romans durch Stephan Wackwitz entlehnt, die am 20. Februar 2020 in der Süddeutschen Zeitung erschien: https://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-aus-griechenland-notizen-aus-dem-zwischenreich-1.4806565
Hagen Fleischer: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941–44. Okkupation–Resistance–Kollaboration. Frankfurt a. M. 1986. – Loukia Droulia/ Hagen Fleischer: Von Lidice bis Kalavryta. Widerstand und Besatzungsterror. Studien zur Repressalienpraxis im Zweiten Weltkrieg. Berlin 1999. – Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Griechische und deutsche Erinnerungskultur. Hrsg. von Chryssoula Kambas und Marilisa Mitsou, Köln 2015. – Mark Mazower: Griechenland unter Hitler. Das Leben während der deutschen Besatzung 1941–1944. Frankfurt a. M. 201. – Katerina Králová: Das Vermächtnis der Besatzung. Deutsch-griechische Beziehungen seit 1940. Köln 2016. – occupation-memories.org, memorialmuseums.org, gedenkorte-europa.eu, dmko.gr/de, bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/griechenland/, de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Märtyrerdörfer_und_-städte_Griechenlands.
Auf www.diablog.eu, deutsch-griechische Begegnungen, finden Sie folgende Artikel:
Interview mit Maria Stefanopoulou
Artikel über die Erinnerungsarbeit in Distomo und Kalavryta von Regina Wiesinger und Irene Vasos
Artikel aus zwei Perspektiven, aus deutscher und griechischer zur Suche von Thomas Tiemeyer nach seinem in Griechenland verschollenen Großvater und der Unterstützung, die ihm Jannis Skourtis gab
Die Geschichte von Spyros Pasaoglou, der als Zwangsarbeiter am U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge baute
Die Rede von Giannis Boutaris, Bürgermeister von Thessaloniki, zum Holocaust-Gedenktag 2018
Zeitzeugenbericht von Assina Asser Pardo über 548 Tage in einem Versteck in Thessaloniki, 1943-44
Das Zeugnis von Heinz Kounio 1943-45 in Auschwitz, Ebensee, Melk und Mauthausen
Zeitzeugen über die Massenhinrichtung in Distomo 1944
Interview mit der Historikerin Kateřina Králová zu ihrem Buch „Das Vermächtnis der Besatzung"
Artikel von Michaela Prinzinger über ihre Reise zum Vernichtungslager Sobibor
Bildnachweise: Falls nicht anders angegeben stammen die Fotos von Michaela Prinzinger; Kloster Arkadi, Ellen Katja Jaeckel