Journale Lyrik „Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei.“

„Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei.“

Journal zur Übersetzung des Gedichtbandes Funkhaus von Hinemoana Baker

1. Wie wäre es mit Hinemoana?
2. Funkhaus
3. Vöglein wechselt euch
4. Neuseeländisches Englisch
5. Schau doch, was wir verdammt noch mal haben
6. Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei

1. Wie wäre es mit Hinemoana?

Hinemoana Baker. Foto: Ashley Clark

Seit ihrem Lyrikdebüt mit dem bezeichnenden Titel mātuhi | needle  (erschienen 2004) ist die Sprachkunst der neuseeländischen Dichterin Hinemoana Baker kompassgenau zwischen den Polen ihrer Herkunft ausgerichtet.

Sie geht auf die Ahnenlinie der Ngāi Tahu auf der neuseeländischen Südinsel und der Ngāti Raukawa, Ngāti Toa und Te Āti Awa auf der Nordinsel zurück. Dieses weitverzweigte Māori-Erbe stammt von väterlicher Seite. Beide Eltern Bakers haben aber auch Vorfahren aus England und – mütterlicherseits – Oberammergau in Bayern.

Wie viele Neuseeländer·innen mit Māori-Hintergrund erlernte Baker die Sprache der indigenen Bevölkerung erst als Erwachsene – in ihrem Fall an der Te Herenga Waka Victoria University of Wellington, in deren angeschlossenem Verlag später ihre Bücher erschienen. Te Reo Māori ist in Neuseeland erst seit 1987 offizielle Amtssprache. Nach Jahrhunderten kolonialer Unterdrückung der Sprache der Māori durch die britischen Besatzer, die ihre Nutzung selbst im Kreis der Familie unterbanden, erkannte der Māori Language Act in jenem Jahr die Bedeutung von Te Reo Māori als kulturelles Erbe Neuseelands an und verpflichtete die Regierung dazu, die Community in ihren Bestrebungen zur Bewahrung und Förderung der Sprache zu unterstützen.

Geboren 1968 in Christchurch auf der Südinsel Neuseelands und aufgewachsen in Whakatane und Nelson, lebte Hinemoana Baker über zwanzig Jahre lang in Kāpiti und Wellington, wo neben drei Gedichtbänden auch Musikalben, Theaterstücke und Anthologien aktueller neuseeländischer Dichtung erschienen. Längst auf Festivals in Indonesien, den USA, Australien und Europa für ihre klugen und humorvollen Bühnenperformances geschätzt, kam Hinemoana Baker 2016 mit einem Creative-New-Zealand-Stipendium nach Berlin, wo sie seitdem lebt. Längst gilt sie auch hier als interessanteste Kiwi-Künstlerin, die man gehört und gelesen haben muss, wenn man sich für internationale Performancepoesie begeistert.

Ich habe Hinemoana Baker 2012 auf einem astronomischen Kongress in Neuseeland kennengelernt, wo ich dank der verschlungenen Connections des Berliner Hauses für Poesie und seiner kuratorischen Versschmugglerin Aurélie Maurin gelandet war.

v.l.n.r. Hinemoana Baker, Uwe Kolbe, Ulrike Almut Sandig, Chris Price, Glenn Colquhoun und Brigitte Oleschinski. Foto: Goethe-Institut Neuseeland

Bei einem Venustransit befinden sich Erde, Venus und Sonne auf einer Linie, sodass man die Venus als kleinen dunklen Fleck vor der Sonne erkennen kann. In Neuseeland ist das Himmelsereignis von historischer Bedeutung, da es in Zusammenhang mit dem ersten blutigen Kontakt der Briten und der indigenen Bevölkerung der Māori steht.

Kapitän James Cook, der 1769 im Auftrag der Royal Society den Durchzug der Venus vor der Sonne auf Tahiti beobachtet hatte, um eigene Daten zur Berechnung des Abstands der Erde zur Sonne beizutragen, hatte Anweisung, sich anschließend auf die Suche nach dem sagenumwobenen unbekannten Land im Süden Terra Australis Incognita zu begeben. Stattdessen ging die Endeavour vor Aotearoa, wie die seit dem 14. Jahrhundert in Neuseeland lebende Bevölkerung der Māori die Inselgruppe bis heute nennt, an Land. Nach einem Aufeinandertreffen, bei dem Cook den Stammesführer Te Maro erschießen ließ, segelte die Endeavour die Küste entlang nach Norden, wo es in Tolaga Bay zu weiteren Zusammenstößen mit der einheimischen Bevölkerung kam.

Fast 250 Jahre und eine lange Reihe von Verletzungen indigener Rechte später wohnten wir, sechs Dichter·innen aus Deutschland und Neuseeland, nun einem Festakt am Strand von Tolaga Bay bei. Unter einem Himmel, der pünktlich zur ersten Note der Nationalhymne aufriss, ausgerüstet mit dunklen Spezialbrillen aus Pappe, versuchten wir, den Schönheitsfleck der Venus auf dem Sonnengesicht auszumachen. Auf einer Pier, die sich endlos weit in den Pazifik hinein streckte, liefen wir blinzelnd dem Horizont entgegen, flankiert von an den Seiten aufgestellten Teleskopen, die ein auf den Kopf gestelltes Bild des Himmelsereignisses zeigten. Also hervorragende Voraussetzungen für Dichtung.

Unter dem frischen Eindruck, wie verschieden Geschichte sich liest, betrachtet man sie durch das Teleskop einer anderen ethnischen, sozialen, territorialen Herkunft als der eigenen, schrieb ich untenstehendes Gedicht. Heute, elf Jahre später, frage ich mich, ob möglicherweise nur der Film und die Literatur vielleicht in der Lage sind, uns für einen kurzen Augenblick von der Beschränktheit der eigenen Erfahrung zu befreien.

meine Liebe

die Spatzen pfeifen auch hier von den Dächern
dass alles, was da ist, sein Gegenteil hat.

erst gestern sah ich eine zweite Ulrike
in die Kamera lachen, aber die sah mir überhaupt

nicht ähnlich, ich hab sie kaum wiedererkannt
meine Liebe, du und ich und alles, was da ist

wir könnten auch unser Gegenteil sein. ich könnte
ganz anders heißen. wie wäre es mit Hinemoana?

sieh her: selbst wenn ich mich gar nicht bewege
dreht sich der Globus immer

immer im Kreis. wer hat auch behauptet
der Aufenthaltsort der Antarktis sei immer

immer ganz unten? ich war es nicht
HINEMOANA wars nicht und du

warst es auch nicht. breit und verletzlich
schiebt sich die Antarktis

der Bautzener Straße entgegen
und ich muss jetzt schließen und bleibe

deine Hinemoana

PS: nur die Spatzen finden ihr Gegenteil nicht
die Spatzen sind immer die Spatzen

auch hier

Als ich später Hinemoanas Verse las, die in unseren gemeinsamen Tagen entstanden waren, stellte ich überrascht fest, dass auch sie die Ereignisse um uns herum mit kaum einer Silbe erwähnt hatte. Vielmehr stellte sie die Bedeutung des gemeinsam Erlebten in einen Sprachraum, wo die Besitzansprüche darauf, wer welche Aussagen machen kann und wie, unerwartet die Plätze tauschten.

Da wünschte sich ein Schiff, weiter die Sonne wie ein Meer zu durchkreuzen, aber irgendwo in den Schnüren seines Haars rief ein Schiffsjunge mit guten Augen: Land. Das lesend, befand ich mich mitten in der Zeitmaschine namens Dichtung. Bevor der Dreimaster Earl of Pembroke für seine neue Bestimmung umgebaut wurde und auf den Namen Endeavour getauft wurde, diente er als Kohlefrachter zwischen Whitby und London. Auf eben solchen Schiffen, sogar auf den gleichen Routen, hatte Jahre zuvor auch James Cook gelernt. Im Ausruf des Schiffsjungen höre ich die Stimme des Entdeckers selbst, und mit ihr alles, was damit begann – und endete.
In anderen Gedichten Bakers durchkreuzen den Himmel nicht Segelschiffe, sondern UFOs, die in ihrer Fremdheit einen fast auktorialen Erzählerblick auf diejenigen lenken, die von ihnen singen.

Zwischen Hinemoana und mir entwickelte sich ein künstlerischer Austausch, der das gegenseitige Nachdichten über die Jahre erweiterte. In zweisprachigen Poesieperformances suchten wir die Sprache und den Blickwinkel der jeweils anderen.

Poetry on the road, Bremen. Foto: privat

 

(…) Alles zieht südwärts

wenn es erkaltet. Alles zieht nordwärts                 
wenn es erkaltet. Alles schneidert sich Segel
aus flüssigem Meer, aus lirum larum language.

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Poetryfilm „It wasn’t me und du warst es auch nicht.“ [bi:kei] productions, Berlin 2016.

Während Hinemoana Baker ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegte, fertigte ich weitere Übersetzungen ihrer Gedichte für Literaturfestivals, Zeitschriften, Anthologien und Museen an. Fast unbemerkt von mir selbst, wuchs ich in die Rolle ihrer deutschen Stimme hinein.

2. Funkhaus

Originalfassung, Wellington (NZ) 2020.

Zweisprachige Ausgabe, Dresden/Berlin 2023.

Auch in ihrem vierten Gedichtband, erschienen 2020 in der Terenga Waka University Press in Wellington, beschäftigt Hinemoana Baker sich mit der Frage, aus welcher Position heraus wir – sprechend – die Welt formen. Er entstand in einem Studio im titelgebenden Berliner Funkhaus, wo die Autorin, 2016 nach Deutschland übergesiedelt, einen Winter lang lebte.

In Neuseeland wurde der Band begeistert aufgenommen, sein geistreicher Humor und die spürbare Herzlichkeit in seinen Gedichten gelobt. Trotz des Schrecklichen, von denen sie fast wie nebenbei berichten, wenden sich diese sinnlich coolen Gedichte der Utopie eines hierarchiefreien Miteinanders zu. Die Autorin lädt uns ein, auf uns selbst zu schauen und, ja, mit ihr gemeinsam zu lachen. Etwa darüber, dass das Knie im Deutschen eine Kehle hat, oder dass es hier ein Reiseziel mit extrem kurzer Flugzeit gibt: Balkonien! Das bestgehütete Geheimnis der Stadt!

Aber die Lässigkeit dieser Gedichte täusche nicht über die Präzision hinweg, mit der Hinemoana Baker das sie Umgebende in historische Zusammenhänge setzt! Das Titelgedicht Funkhaus lese ich als eine Vorgangsbeschreibung, wie sich in großer Bedachtsamkeit ein Blick formt, der es auch mir als Leserin ermöglicht, mein Land der Dichter und Denker mit seinen Toten, seiner Erinnerungskultur und vor allem mit seiner Hauptstadt, in der die unterschiedlichen Versionen von Vergangenheit immer nebeneinander bestehen und mit der Gegenwart um Aufmerksamkeit ringen, neu zu betrachten.

Das erfordert auch von mir Präzision. Bakers Zeile blood? litter? bladder? übersetzte ich nach langem Ringen mit Blut? Abfall? Blattfall? Das Denken in Hinemoana Bakers Gedichten scheint mir wie ein behutsamer Gang ins Freie zu sein – immer schön ein Elefant nach dem Anderen, wie es in einem anderen Gedicht des Bandes heißt.

FUNKHAUS

Du und ich hängen schlaff den echten Denkern hinterher.
Wir bestellen mehr Feuchtigkeit in die Luft, die wir atmen.
Wir schaufeln diesen Morgen auf und streuen seinen Splitt

(wählen unsere Worte mit Bedacht):
Blut? Abfall? Blattfall?
Wir schweben über unseren prachtvollen Proportionen.
Dein Berlin treibt Wurzeln

durch seine Toten hinunter.
Seine Gebäude und seine totale Erinnerung erzittern von Zügen.
Worte sind Goldziegel aus Licht bei schönem Wetter.
Ich treibe meinen eigenen Gedanken hinterher

einer Straßentaube
einer ägyptischen Königin, einem Fernsehturm.
Selbst gute Freunde stimmen mit ein.
Im Brandfall sind wir ermutigt Feuer zu rufen.

Du hockst auf einem Zweig, ausgesprochen sichtbar.
Was ist das Wort für suddenly?

Trucks und ihre Windstöße wirbeln die Laubhaufen auf.
Hoffentlich seh ich einen Monolithen, spüre den Boden erbeben.
Hoffentlich eröffne ich ein Bankkonto und schicke Päckchen

in den Herbst und den Winter. Doch Feuer, Wasser, Luft:
und wann diese Elemente den Körper verlassen?
Morgen und September.
Du, wenn ich vorüberzieh, hebst an den Rändern ab.

3. Vöglein wechselt euch

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„Bird Order“, RNZ Concert / Clarissa Dunn, Berlin 2016.

In einem Gedicht, in dessen Originaltitel Bird order der Begriff der Wortreihenfolge, word order, mitklingt, wechseln Vögel einander, vom Dachrand sich lösend, landend und darüber Plätze tauschend, ab. Hier verliert nicht nur das lyrische Ich den Überblick, sondern auch wir, die Lesenden. So muss deutsche Syntax für Deutschlernende aussehen! Hätte eine deutsche Muttersprachlerin dieses Gedicht schreiben können? Nein. Nichtverstehen von Sprache wird zu einem Spiel mit den Worten, in dem wir eine Fremdheit erfahren können, die wir selbst vielleicht nie erlebt haben.

In unseren Sprechperformances testeten wir die Übersetzungsmöglichkeiten dieses Titels aus und nahmen dabei alle falschen Freunde und Gleichklänge mit, die uns durch den Kopf schossen. 

Word Order.
Bird Oder?
Weird Border?
Word Folge?
Bird folder?
Vogel Order?
Mogel Order?
Order oder? …

Am Ende kamen wir immer bei Vogel Folge raus, Nadja Küchenmeisters und Mathias Knieps Titellösung für ihre deutsche Fassung des Gedichtes anlässlich der Weltklang-Lesung des Poesiefestivals Berlin 2016. Unsere Performances als Laboratorium nutzend, befreit vom Druck der finalen Version, nahmen Hinemoana und ich die Sprache in den Mund und prüften ihre Konsistenz. Für meinen Geschmack fehlte Kniep und Küchenmeisters märchenhaft anmutendem Titel jedoch die humorvolle Verwirrung des englischen Originals über die Position der Satzbausteine in der (deutschen) Sprache.
In meiner Nachdichtung entschied ich mich schließlich für eine spielerische Neuerfindung des Titels, und, um den Ausdruck lip of the roof sinnlich erfahrbar zu machen, für den Einschub aus einem Mund:

VÖGLEIN WECHSELT EUCH

Mein Ausblick – Dächer, winterblauer Himmel                                     
und ein Schornstein. Vier Vögel wechseln einander
wie aus einem Mund vom Dachrand sich lösend
landend und darüber Plätze tauschend, ab.

Einer schwebt über den anderen dreien
steht kurz in der Luft, dann treibt er wieder herab
und ein anderer steigt in den frei gewordenen Luftraum hinauf.
Aber alle sehen sie gleich für mich aus

und jetzt bin ich durcheinandergekommen.
Alles, was ich mit Sicherheit weiß, ist
es sind dieselben vier Vögel
nur in völlig anderer Reihenfolge.

4. Neuseeländisches Englisch

Aber natürlich sind die Gedichte in Funkhaus nicht nur von ihrem Entstehungsort Deutschland geprägt, sondern mehr noch von der neuseeländischen Herkunft ihrer Autorin. Durch seine koloniale Geschichte ist das neuseeländische Englisch natürlich britisch geprägt. Dabei hören sich einige Vokale beim Sprechen gedehnt an, während wiederum manche Silben verschluckt werden. Das führt zu einem anderen Sprachfluss, den ich beim Übersetzen leichter nachvollziehen konnte, wenn Hinemoana Baker mir bei unseren Treffen ihre Texte vorlas. Als Performancedichterin achtet sie genau auf die Hörbarkeit ihrer Zeilen. Viele Wortspiele begriff ich erst, als ich sie hörte.

Poetry on the Road, Bremen. Foto: privat

Für Außenstehende mag sich neuseeländisches Englisch von anderen Varianten vor allem in der Aussprache der Vokale I und E unterscheiden. Ein typisches Beispiel ist die Aussprache des Wortes pen (Stift), der sich im neuseeländischen Englisch eher wie pin (Anstecknadel) anhört – und genau wie penis. So wirkt ein Wortspiel der britischen Musikerin PJ Harvey, von Hinemoana Baker zitiert und mit einem Endreim besiegelt, noch übermütiger als im Song selbst:

‘Your beautiful pen,’ she sings. ‘Take the cap off.’
Oh Language you soccer fan I still long for you
even after everything we’ve been through.

Eine weit augenfälligere Besonderheit des neuseeländischen Englisch sind die zahlreichen Begriffe aus der Kultur der Māori. Endemische, aber auch nicht-endemische Pflanzen und Tiere werden auf Te Reo bezeichnet, ebenso Gebiete, Orte, Gesteine, Flüsse. Aber wie übersetzt man diese Tendenz zur Zweisprachigkeit, die von den Einheimischen ganz selbstverständlich genutzt und verstanden wird?

Dress. Trap. Goat. These are the vowel
sounds which are the black harakeke moving
like an animal in the wind and rain.
Something hovers and leaves.
You wear your huia feathers and the word that

drives you to your knees. Driven onto rocks, adorned.
The cloak is your mouth, your mouth is your face
and the thread decorating it. Soft and pliable.
I bend this book open;
it lands as a pair of wings from a dead weka.

Biss. Rap. Boot. So klingen die vokalen
Geräusche, die der schwarze Flachsbusch macht
wie ein Tier in Wind und Regen bewegend.
Etwas schwebt und geht fort.
trägst deine Huia-Federn und das Wort, das

dich in die Knie zwingt. Auf Felsen getrieben, geschmückt.
Dein Federkleid dein Mund, dein Mund dein Gesicht
und der Faden, der es schmückt. Weich und fügsam.
biege dieses Buch auf;
es landet als Flügelpaar einer toten Wekaralle.

In diesem Auszug aus Hinemoana Bakers Gedicht Cousins habe ich harakeke als Flachsbusch übersetzt, damit die Lesenden sich die beschriebenen Geräusche, schon in der ersten Zeile lautmalerisch beschrieben, auch wirklich vorstellen können. Den Huia drei Zeilen weiter unten habe ich dagegen direkt übernommen und wie alle anderen Nomen aus dem Māori nur mit einer Großschreibung eingedeutscht, um nicht davon abzulenken, dass die Federn dieses einheimischen Vogels als Umhang, ich stelle mir hier einen traditionellen kahu vor, getragen werden. Für den einheimischen Vogel in der letzten Zeile, in Bakers Original als weka bezeichnet, habe ich die Übersetzung Wekaralle verwendet, weil sie den einheimischen Namen elegant ins Deutsche übernimmt.

Keine der drei Bezeichnungen – Harakeke, Huia, Weka – ist in Hinemoana Bakers Anmerkungen zur Erstausgabe ihres Bandes kommentiert. Neuseeländischen Leser·innen müssen sie auch nicht erklärt werden. Da sich die zweisprachige Ausgabe von Funkturm, die im September 2023 in der edition AZUR │ Voland & Quist erscheint, an Lesende ohne neuseeländisches Hintergrundwissen richtet, hat Hinemoana Baker ihre Anmerkungen auf meinen Vorschlag hin um kulturelle Hintergründe für Gerichte, Namen, Verse, Pflanzen und Anrufungsformen ergänzt, die jede Übersetzung im Gedicht selbst sprengen würden. Damit ist der englische Teil dieses Buches eine veränderte Neuausgabe der Erstauflage von Funkturm.

In meiner Übersetzung ihres erweiterten Glossars habe ich wiederum einige Details ergänzt – etwa lateinische Bezeichnungen oder, wie im Fall des Huia, die deutsche Bezeichnung Lappenhopf

Auch in vielen anderen Gedichten habe ich Begriffe, deren unmittelbares Verstehen ich wichtig fand, schon in der Nachdichtung mit deutschen Entsprechungen ergänzt oder sogar ersetzt. So liest man an anderer Stelle etwa von einem Tantchen mit pounamuschwarz geritztem Kinn statt pounamu-black moko kāuae. In den Anmerkungen am Ende des Buches lässt sich dann nachlesen, was genau es mit diesem rituellen Körperschmuck auf sich hat.

Aber das neuseeländische Englisch transportiert eben nicht nur Termini, sondern auch Denkkonzepte aus der Kultur der Māori. Gerade die Gedichte, in denen Baker mit Māori-Themen umgeht, lese ich als Einladungen, die Perspektive zu wechseln, ohne sie sich anzueignen. Nachdichtend und lesend nehmen wir die Sprache einer Anderen in den Mund wie eine Speise, die uns angeboten wird. Wir lesen ihre Bezeichnung, haben aber keine Ahnung, was drin ist, müssen uns also ganz auf die fünf Sinne verlassen, mit denen der Textkörper des Gedichtes ausgestattet ist.

Denn selbst wenn ich pork and pūhā als gekochtes Schweinefleisch mit Gänsedistel übersetzen würde, wüsste ich nicht, wie es auf der Zunge liegt. Anstatt also Fremdes durch Übersetzung der deutschen Sprache einzuverleiben, haben Hinemoana Baker und ich uns entschieden, einige Begriffe und Wendungen auf Te Reo zu belassen. Auf diese Weise, so hoffe ich jedenfalls, lassen sich auch die Nachdichtungen als etwas erleben, das deutlich mehr Ebenen als die seines Inhalts hat.

Als klingende, singbare Textkörper zeigen sie nicht nur, was wir alles nicht verstehen, sondern dass wir etwas, das aus einem spezifischen Grund in diesem Gedicht steht, noch nicht verstehen. Liegt darin nicht die Kraft von Gedichten überhaupt? Dass sie uns in eine Zeitmaschine setzen, die uns an einen utopischen Ort bringt, an dem wir die Welt etwas besser begreifen können?

5. Schau doch, was wir verdammt noch mal haben

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„Look at what we fucking well have“, Hinemoana Baker, Berlin 2019.

In ihrem Gedicht Look at what we fucking well have versetzt uns Hinemoana Baker nach Ihumātao, einer Ahnenstätte im Süden von Tamaki Makau Rau / Auckland mit lokaler und überregional stammesgeschichtlicher Bedeutung. In dieser Māori-Siedlung, seit dem 14. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt, wurde 2016 ein Bauunternehmen aktiv. Dessen weitgreifende Besiedlungspläne führten zu Protesten innerhalb der indigenen Community. Es kam zu einer Beschwerde vor den Vereinten Nationen; die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schickte Beobachter, um die Nichteinhaltung der Menschenrechte zu dokumentierten.

Aber die Māori-Community war gespalten. Während die Aktivist·innen, angeführt von der damals zwanzigjährigen Pania Newton, sich gegen den Diebstahl ihres territorialen Erbes einsetzten, wurde ihnen von einem konservativeren Zweig der Gemeinschaft Respektlosigkeit vorgeworfen. Infolge der Protestaktion kaufte im Jahr 2020 die neuseeländische Regierung das Land. Seine Zukunft ist zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Text schreibe, noch nicht geklärt.

Hinemoana Bakers Gedicht reagiert auf den Konflikt innerhalb der Community. Interessanterweise ist hier nicht nur das lyrische Wir, sondern auch der oder die Adressat·in Māori. In seiner offen gelegten Aggression derjenigen, die zu Mäßigung und der Einhaltung der Gesetze auffordern, während ihnen ihre eigenen Rechte abgekauft werden, erinnert mich die Sprechhaltung dieses Gedichts an die Reaktion vieler Europäer·innen gegen den politischen Protest der Klimaaktivist·innen der Letzten Generation.

Beim Übersetzen habe ich lange nicht verstanden, dass es sich bei den five bzw. seven of pentacles eigentlich um Tarotkarten handelt. Die Five of Pentacles, zu deutsch Fünf der Münzen, stehen für Entbehrung, Verlust, Krise, während die Seven of Pentacles, zu deutsch Sieben der Münzen, im Allgemeinen als Zeichen für allmählichen Fortschritt, Anstrengung, aber auch Schicksalsergebenheit gedeutet werden. Wer meint, dass māorische Kultur und Sprache nur aus völliger Hinwendung auf die eigene Herkunft besteht, dem entgeht ihre aktive Teilhabe an der Gegenwart. Als Übersetzerin musste ich diesen blinden Fleck in meiner eigenen Wahrnehmung erst einmal erkennen, um die Tarotkarten überhaupt zu finden, geschweige denn den Kotzhof und das Klärwasserdorf, das prä-raphaelitische Jammertal einer Neubausiedlung mit angeschlossener Kläranlage auf dem Boden der Ahnen, aber lest selbst:

Schau doch was wir verdammt noch mal haben

Schau doch mal was wir verdammt noch mal haben.
Die Peilung die Packung die Postkarte das Portemonnaie
nicht den Gehängten und nicht den konstanten Blitzschlag
schau doch was wir haben betrachte es und sei dankbar.
Schau doch was wir jetzt haben die Leine das Grollen
Stöhnen die ganze strahlende Entfesselungskunst die schlammige
Reihe von Kicks die Armada von Holzäpfeln Seegurken.
All dies schau an und sei froh.

Späne und Schaum das Wabern des Tages
in einer Schaukelmembran
solch Spannweite eines einzigen Strohhuts
Kotzhofs Klärwasserdorfs prä-raphaelitischen Jammertals
klumpig vom Sattel und fort.
Der große Gesang einer seidenen Gestalt die an Form gewinnt
nicht nur die Fünf der Münzen Herrgott noch mal
die Sieben der Münzen siehst du denn nicht die Kelche

Scheißkelche in denen Dankbarkeit schwappt.
Die frische Brise Fisch! Ami-Motiv!
Die Blätter und den Zweig verdammt noch mal

wir haben nicht nur den Schluck sondern den golden verschissenen Schlag
das Deckchen das Stroboskop das scheißechte Original-Koks
den Krümel selbst und jeden Trick sowie den motherfucking Durchblick.

All dies und noch den Weichzeichner den Schöpflöffel
das grelle Zikadengeräusch des Schrumpfens
das Titschern im Ganzen alles davon hört ihr mich alles davon.

6. Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei

EIN HIT IST KEINER

Das Polaroid treibt Zweige aus, Kolor und
Cousinen, Flüsse, Berge wirbeln herum und posieren
auf hohem High Heel
rotem Teppich. Wir fühlen alle das Schlagen des Regens        

und der Gerechtigkeit ha ha ha, wir verlieben uns in Hip
Hop und entlieben uns von Pipelines.
Wir wissen, wir dürfen das Passwort, den Schnitzmeister
die Achtziger, die Skylines nicht vergessen.

In den Himmel geschnitzt, in Museen geboren sind wir.
Menschen gehen sich gern selbst besuchen, also
kommen sie wieder und wieder ins Museum
und spießen und handarbeiten in Echtzeit.

Ins Land gewandert, altes Geld.
Die Sommerferien sind lang und Erinnerungen
Jahrhunderte auch, ha ha ha.
Das Mana unserer Wāhine, die Wehi, die Wana.

Unsere Schärpen, sagen sie, sind zu hellblau
und ein Hit ist keiner, und zwei sind wie einer.
Wir sind Schichten und leuchten slay überall, alle.
Tapa, Tatau, Taaniko, Dämonen.

Bittet mich nicht für Nationen zu sprechen, wir streichen
den Hass von unseren Haarreifen mit Licht.
Wir zogen uns selbst raus, wirklich scheißweit heraus
und Passagiere nahmen wir auch mit

von der Küche der Wunder zum Wānangananga.
Schreibt dies mit, schreibt diesen Motherfucker auf:
den Absolventen, den Groove, den Rangatiratanga.
Brecht mit dieser Fantasie, weckt euch bitte alle auf.

Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei.
Man hacke die hui und schlucke das fleisch
und wurzel, hör zu, brutzel und muskel, geschichte und schul uns
und hai uns und knarre und fluch.

An vielen Stellen in Funkhaus schimmert indigene Geschichte unter den Versen durch, ohne dass ein einziges Wort auf Te Reo zu lesen ist. We are carved into sky, born into museums, lese ich etwa im Schlussgedicht von Hinemoana Bakers Funkhaus, im Original übertitelt mit One hit is not enough.
Und, intendiert oder nicht, fallen mir die oben erwähnten Gesichtsverzierungen, wie auch die Autorin sie trägt, ein – und vielleicht auch, dass derart tätowierte Ahnen sich noch immer in vielen Museen Europas befinden.
Toi moko, traditionell verzierte und präparierte Köpfe hochrangiger Krieger und Häuptlinge, waren im Europa des 19. Jahrhunderts begehrte Sammler-Objekte. Hinemoana Baker selbst war in den vergangenen Monaten an zahlreichen Rückführungen solcher Ahnen aus deutschen Museen und Archiven beteiligt.

Baker lesend, bekomme ich eine Vorstellung davon, wie es sich mit einer Herkunft lebt, deren Boden meist verkauft ist und deren Vorfahren in europäischen Museen statt der eigenen Erde liegen. Eine Herkunft, deren Kultur bis zum Vergessen der eigenen Muttersprache zurückgedrängt ist.

We are carved into sky,
born into museums.
Marched into land, old
money. We are layers
and slayers and
everywhere, all. Don’t ask
me to speak for the
nations, we shift the hate
with the light from
our fascinators.

Dieser leicht abgeänderte Auszug aus One hit is not enough hängt seit einigen Monaten, graviert in violettes Plexiglas, vor einem Zitat Benjamin Franklins (1706–1790) in der Lobby des Hauses der Kulturen der Welt.

“God grant that not only the love of liberty, but a thorough knowledge of the rights of man may pervade all the nations of the earth so that a philosopher may set his foot anywhere on its surface and say ‘this is my country’.” (Benjamin Franklin)

Der Staatsmann, einer der Gründungsväter der USA, versklavte selbst Menschen und profitierte vom Handel mit ihnen. Wurde er im ursprünglichen Gebäude des HKW bisher als Verkörperung des Ideals der intellektuellen Freiheit präsentiert, darf Hinemoana Bakers Gedichtzitat als souveräne Gegenrede verstanden werden.

Installation: Studio Yukiko. Foto: Laura Fiorio/HKW

Viele indigene Konzepte in Hinemoana Bakers Dichtung sind zu groß, um sie einfach ins Deutsche nachzudichten. Ihre Begriffsgeschichte ist komplex, ihre emotionale Ebene nicht-indigenen Leser·innen vollkommen neu. Würde ich versuchen, das vollständig ins Deutsche zu übersetzen, ginge vieles davon verloren – nicht zuletzt der zweisprachige Charakter von Hinemoana Bakers Versen! Hier hat mich wieder die Zusage der Dichterin, ihr Glossar für die zweisprachige Ausgabe deutlich zu erweitern, gerettet. Lest einen Auszug daraus, der sich auf obenstehendes Gedicht bezieht:

Rangatiratanga lässt sich mit Herrschaftsanspruch oder dem Recht auf Autoritätsausübung übersetzen. Die Verwendung dieses Begriffs in der Māori-Sprachfassung des oben erwähnten Vertrags von Waitangi ist bedeutsam, insbesondere in Zusammenhang mit dem Wort „tino.“ In diesem Zusammenhang bedeutet der Ausdruck „tino rangatiratanga“ politische Souveränität. In frühen Bibelübersetzungen ins Te Reo wurde damit die Art von Autorität bezeichnet, die König Herodes im Gegensatz zum „Kāwanatanga“ (Statthaltertum) von Pontius Pilatus ausübte.

Mana bezeichnet ein Konzept persönlicher Würde und Status. Wana und Wehi beschreiben die Energie und Kühnheit der Wāhine, womit in diesem Zusammenhang Frauen gemeint sind.

Tapa ist ein wunderschön gemusterter Stoff, der auf vielen verschiedenen Inseln im Pazifik, darunter Samoa, Fidschi und Tonga, aus Rinde handgefertigt wird. Tatau ist ein pazifisches Wort für tā moko oder traditionelle Tätowierungspraktiken. Taaniko (auch Tāniko geschrieben) ist eine besondere Art der Māori-Fingerweberei, die unter anderem zur Herstellung von Borten für gewebte Umhänge verwendet wird.

Wānangananga bedeutet Diskussion oder Forum für Beratungen. Der Begriff kann sich auf Stammesüberlieferungen, eine Universitätskonferenz oder auf die moderne Universität selbst beziehen.

Hui ist ein Treffen, eine Versammlung, ein Beisammensein.

Ich lese One hit is not enough als selbstbewusste Ermächtigung von Minderheit an sich. In seiner selbstverständlichen Zweisprachigkeit, aber auch in seinem Ausdruck von Schmerz und Lust, halte ich dieses Gedicht auch für die deutsche Debatte über postkoloniale Verantwortung für relevant.

Es ist aber nicht nur die gar nicht so kleine Minderheit der Māori, sondern auch die von Menschen mit queerer Identität, denen Baker, selbst queer lebend, auf elegante Weise Raum schenkt, indem sie etwa in Anspielungen auf die in der homosexuellen Szene von New York Harlem entstandene Tanzform des Voguings ganze Berge sich um sich selbst drehen und auf Stilettos posieren lässt. In der Landschaft des Gedichtes behauptet sich ein Wir, das in großer Selbstverständlichkeit beides ist: indigen und queer. Und, vielleicht mehr noch, ein Kind der Gegenwart.

The Polaroid grows branches, colours and
cousins, rivers, mountains twist and
pose on the high-stepping stiletto
red carpet. We all feel the sting of rain

and justice ha ha ha; we fall in love with hip
hop and out of love with pipelines.
We know we must not forget the password,
the carver father, the eighties, the skylines.

Statt das Eigene vereinnahmend über die Lesart zu legen, dekonstruieren Hinemoana Bakers Gedichte musikalisch und humorvoll den Blickwinkel der Mehrheit. In den letzten Versen dieses Buches reißt mich ein daktylischer Galopp mit sich fort, der sich fast rappen lässt:

We’re eating the beast, it frees us to surf.
Chop up the hui and swallow the suey
and origin, listen, sizzle and muscle, story and school us
and shark us and weapon and curse.

Auch grammatikalisch schließt Hinemoana Baker darin mit einer Befreiung, die mich als Lesende einschließt. Nomen werden hier zu Verben, Hierarchien werden aufgelöst.

Das Übersetzen ist vielleicht die intensivste Form des Lesens. Als Hinemoana Bakers Übersetzerin fühle ich mich eingeladen, gemeinsam mit ihr die Dinge in Bewegung zu bringen. Es ist ein Fest im sinnlich erfahrbaren Raum der Sprache, der uns – lesend – offensteht.

Vielleicht gibt es zwei Arten des Lesens. Die eine ist die Suche nach Bestätigung des eigenen Weltbildes. Das hat seine Berechtigung. Es empowert. Die andere Art des Lesens ist ein Suchen dessen, was dem eigenen Leben fehlt: ein Gedanke, ein Gefühl, ein Erleben. Ich muss etwas nicht selbst erlebt haben, um darüber schreiben zu dürfen. Aber die Debatte um Wahrnehmung von Minderheitsrechten der letzten Jahre hat gezeigt, dass es vollkommen unmöglich ist, aus keiner Position heraus zu sprechen.

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Hinemoana Baker auf „Weltklang – Nacht der Poesie“, Berlin 2016.

30.09.2023
PDF

©Sascha Conrad / Poesiekollektiv Landschaft

Ulrike Almut Sandig, geboren und aufgewachsen in Sachsen, arbeitet als Schriftstellerin und Performancedichterin. Sie veröffentlichte zahlreiche Bände mit Gedichten und Erzählungen sowie Musikalben und Hörspiele, darunter ihr Debütroman »Monster wie wir« (2020), der im Feuilleton große Erfolge feierte. Darüber hinaus ist sie Frontfrau des deutsch-ukrainischen Poesiekollektivs »Landschaft«, in dem sie Gedichte zum Tanzen bringt. Sandig übersetzt vor allem (in Zusammenarbeit mit Claudia Dathe) aus dem Ukrainischen und aus dem Englischen. Ihre deutsche Fassung von Hinemoana Bakers Gedichtband "Funkhaus" (Edition Azur / Voland & Quist) ist ihr erster Einzelband als Übersetzerin. Zuletzt wurde sie mit dem Erich-Loest-Preis (2021) und dem Robert-Gernhardt-Preis (2023) geehrt. Sandig lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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Journal zur Übersetzung der Gedichte von Veronica Forrest-Thomson
21.04.2023
Translating Šalamun
Journal zur Übersetzung von Tomaž Šalamuns späten Gedichten (Teil 2)
11.10.2022
Transmitterzwitter
Zur Übertragung von Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen aus dem Arabischen
19.04.2021
Keine Kunst …
Journal zur Übersetzung von No Art. Poems von Ben Lerner