Ján Jambor

Dreiwöchiger Aufenthalt im Übersetzerhaus Looren in 2018
Projekt: Die slowakische Übersetzung von Peter Stamms Roman Sieben Jahre (2009)

Es gibt Orte, an die man immer wieder gern zurückkommt. Für mich als Übersetzer ist ein solcher Ort das Übersetzerhaus Looren. Wer hätte bei der Eröffnungsfeier des Hauses im Jahr 2005 gedacht, dass ich dreizehn Jahre später dorthin zu meinem fünften Aufenthalt fahren werde. Und wer hätte damals gedacht, dass es das Programm TOLEDO geben wird?

Die Frage lautet: Habe ich etwa dort ein Verbrechen begangen, dass ich als Täter zum Tatort zwingend kommen muss? Nicht das ich wüsste. Es sei denn, mein erstes übersetztes Buch, an dem ich gerade 2005 als Stipendiat der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr gearbeitet habe, war ein Verbrechen. Damals war das Peter Stamms Erstling Agnes. Jetzt übersetze ich seinen vierten Roman Sieben Jahre. In Looren habe ich mit der Übersetzung dieses guten Textes angefangen. Die Arbeit ging sehr gut voran. Im Laufe von drei Wochen konnte ich so viel leisten wie zu Hause in sechs Wochen. Das liegt am Ort, nicht an mir. Ich bin immer derselbe geblieben. Oder eben auch nicht. Welche neuen Erfahrungen sammelte ich diesmal im Looren?

Über allen Gipfeln war Ruh. Das Wetter spielte mit. Ein goldiger Herbst eignete sich hervorragend zum Arbeiten.

Die Leute waren wie immer – nett und zuvorkommend. Es freute mich besonders, die alten Bekannten, die US-amerikanische Übersetzerin und Jouirnalistin Tess Lewis und die bulgarische Übersetzerin und Verlegerin Todorka Mineva wieder zu sehen. Diesmal gab es  neben Todorka auch andere Gäste, die  aus dem Französischen oder ins Französische übersetzen, so dass ich in diesem Jahr mehr diese Sprache sprechen musste als bei den anderen Aufenthalten.  Pas de problème. Il me manque d'occasions pour parler français.

Die TOLEDO-Aufenthalte sind einfach eine gute Sache. Eine andere gute Sache sind die ViceVersa-Werkstätten. Da ich mit der tschechischen Kollegin Eva Profousová (die ich übrigens auch im Looren kennengelernt hatte) eine trilaterale tschechisch-slowakisch-deutsche Übersetzerwerkstatt im April 2019 im Looren leiten soll, gab es Gelegenheit, manche wichtige organisatorische Punkte mit Zorka Ciklaminy, der Mitarbeiterin des Übersetzerhauses Looren direkt vor Ort zu besprechen.

Daneben gab es  wie immer im September den anregenden Loorentag, eine Veranstaltung, bei der in diesem Jahr Susanne Lange  in einem Vortrag von ihrem Beisammensein mit Don Quijote und Sancho Panza beim Übersetzen von Cervantes spannend berichtete. Und beim anschließenden Fest gab es Gelegenheit, alte Freunde zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. 

Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Ja, im Kunsthaus Zürich gab es eine absolut sehenswerte Ausstellung – Robert Delaunay und Paris.