Die vielen Leben einer Todgeweihten
Zur Neuübersetzung von Gepäck aus Sand von Anna Langfus
Anna Langfus, nach dem zweiten Weltkrieg von Polen nach Paris emigriert, war eine der ersten Autor·innen, die die Schrecken der Schoah literarisch-fiktional verarbeitete. Für ihren Roman Gepäck aus Sand erhielt sie 1962 den renommierten Prix Goncourt; die deutsche Erstübersetzung erschien 1964, Autorin und Werk wurden damals hierzulande aber nur oberflächlich wahrgenommen. Heute, gut 60 Jahre später, erscheint die Neuübersetzung von Patricia Klobusiczky und schafft Raum für eine neue Rezeption.
Vom Genießen des Artgenössischen – ein Fetzenbild (Flesh fiction)
Patricia Klobusiczky nähert sich dem Konzept der Anthropophagie, das zunächst in ihrer Lebens- und Lesenswelt nicht vorzukommen scheint. Bei näherem Hinsehen begegnet es ihr plötzlich überall und präsentiert sich gar als eine Art Universalschlüssel zum Weltverständnis. Eine Variation der antropofagiá zwischen Abscheu und Faszination, Einverleibung und Einverliebung.
On savouring a fellow human – a patchwork (flesh fiction)
Patricia Klobusiczky takes a closer look at anthropophagy, a concept she initially thinks has nothing to do with her life. But on closer inspection, it turns out it’s everywhere – and even offers a kind of skeleton key to understanding the world. A reflection on antropofagiá which hovers between horror and fascination, incorporation and infatuation.
Juchhei Kulturgeierei – ein Bekenntnis oder besser zwei
„Wie umgehen mit einer Berührungsangst, die ich erst seit Kurzem verspüre? Seit der Begriff 'Kulturelle Aneignung' derart wahllos für alle möglichen Formen der Annäherung und Inspiration verwendet wird, dass er zum Kampfwort (...) verkommt?“ – fragt sich Patricia Klobusiczky in ihrem Beitrag, in dem sie offen und humorvoll diese neue Berührungsangst mit uns teilt. Gemeinsam mit dem britisch-nigerianischen Autor Ralph Leonard, der Schweizer Musikerin Sophie Hunger und anderen erkundet sie die Gefahren, vor allem aber die Chancen jener Form der Aneignung.
Culture Vulturing! A confession or even two
„Wie umgehen mit einer Berührungsangst, die ich erst seit Kurzem verspüre? Seit der Begriff 'Kulturelle Aneignung' derart wahllos für alle möglichen Formen der Annäherung und Inspiration verwendet wird, dass er zum Kampfwort (...) verkommt?“ – fragt sich Patricia Klobusiczky in ihrem Beitrag, in dem sie offen und humorvoll diese neue Berührungsangst mit uns teilt. Gemeinsam mit dem britisch-nigerianischen Autor Ralph Leonard, der Schweizer Musikerin Sophie Hunger und anderen erkundet sie die Gefahren, vor allem aber die Chancen jener Form der Aneignung.
Kalikultstadt
»Im Frühwinter abgeflogen, im Sommer gelandet, binnen eines Tages – das erste Wunder? Wundern werden wir uns oft, in den nächsten Tagen, stetig staunen, Bewunderung zollen. Auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel fängt es an, kaum sind wir eingestiegen, erklingt indische Musik aus dem Taxiradio, melancholisch schön, Soundtrack zum Kollywood-Film, der an uns vorbeizieht.«
Kiewer Mosaik
»Erstaunlich, wie viel wir uns bewegt haben, ohne uns vom Bildschirm zu rühren. Hinter tausend Kacheln ganze Welten.«
Am Schreibtisch
»Ohne Fenster kann man nicht arbeiten, man muss den Blick schweifen lassen können. Das Fenster hilft, die Perspektive zu ändern und zu begreifen, dass es jenseits der Übersetzung im Computer noch ein anderes Leben gibt und dass es größer und vielleicht interessanter ist.«
Olesia Kamyshnykova
Spannungsverhältnisse
»Übersetzen ist in der traditionell mehrsprachigen, unendlich vielstimmigen Ukraine nach wie vor ein politisches Unterfangen, das ästhetische Maßstäbe setzt.«