Übersetzen als Feministin: Endlich etwas, das uns passiert
Ein Podcast-Journal zur Übersetzung von Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert
Anna sagt, sie wurde vergewaltigt. Jonas sagt, es war einvernehmlicher Geschlechtsverkehr. In den drei Folgen ihrer Podcast-Reihe nimmt Julie Tirard uns mit hinter die Kulissen der französischen Übersetzung von Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert und fragt sich: Wie lässt sich beim Übersetzen der journalistische Ton treffen, der diesen Roman so einzigartig macht, und dabei der allem zugrunde liegenden feministischen Absicht gerecht werden?
Schwarz oder rot?
Journal zur Übersetzung von Oleg Senzows Haft. Notizen und Geschichten
Mit ihrem Journal „Schwarz oder rot?“ führt uns die Übersetzerin Claudia Dathe in die Gedanken- und Erlebniswelt des ukrainischen Regisseurs und Maidan-Aktivisten Oleg Senzow. „Haft. Notizen und Geschichten“ (Voland & Quist 2021) vereint Notizen und Tagebuchausschnitte, die vom Alltag im russischen Strafgefangenenlager »Eisbär« in Labytnangi berichten: Senzow, der insgesamt 145 Tage im Hungerstreik verbrachte, beschreibt die körperlichen Veränderungen, die mit ihm vor sich gehen, sinniert über das launische, lebensfeindliche Wetter am Polarkreis, erklärt die informellen Hierarchien, porträtiert einzelne Häftlinge des Lagers und erinnert sich zurück an die Maidan-Revolution im Winter 2013/14. Claudia Dathe lässt uns in ihrem Journal teilhaben an ihrer Übersetzungsarbeit, die nicht nur zwischen Sprachen sondern vor allem zwei Systemen vermittelt, deren Ausrichtung nicht unterschiedlicher sein könnte.
Eine schwindelerregende Berührung
»Die ganze Schwierigkeit, aber auch die Schönheit der Übersetzung rührt daher: Das Andere als Anderes zu respektieren, ein tiefgreifendes Verständnis seiner lyrischen Sprache zu erwerben, um sie in dem gleichen Moment, in dem man sie webt, wie eine zweite Haut überzustreifen.«
Von dem Buch, das ich nicht übersetzen konnte
»Ein hartnäckiges Unwohlsein packte mich, sobald ich das Buch aufschlug, es verfolgte mich bis in meine Träume – und zum ersten Mal hatte ich mit der berühmten Schreibblockade zu kämpfen, vor der ich immer geglaubt hatte, als Übersetzerin grundsätzlich gefeit zu sein. Mit leerem Kopf starrte ich auf die leere Seite.«
Widersacher?
Zur Neuübersetzung von Emmanuel Carrères L’Adversaire
Nicht oft erscheinen Bücher lebender Autor·innen in mehreren Übersetzungen – Emmanuel Carrères L’Adversaire gehört dazu. Warum Neuübersetzungen besonders deutlich machen, welche Stimmen in Texten sprechen, zeigt Claudia Hamms Blick auf die beiden deutschen Übersetzungen Der Widersacher und Amok. In einer komplexen (Selbst-)Beobachtung beschreibt sie, was beim und zwischen dem Lesen und dem Schreiben, sprich Übersetzen, passiert und warum ein Buch ruft.