„Ich übersetze gern Texte, die etwas Extremes haben“
Filmreihe Übersetzen. Werke und Tage
Gabriele Leupold wurde 1954 in eine Familie von Heimatvertriebenen hineingeboren: Ihr Vater stammte aus Schlesien, ihre Mutter aus Ostpreußen. Sie wuchs in Rheinland-Pfalz auf, mit dem Gefühl, „das eigentliche Leben spielt sich woanders ab“. Als Teenager las sie Dostojewskij und wollte Psychologie studieren. Dann aber wandte sie sich der Slawistik zu. Als sie Anfang der 1970er zum ersten Mal in die UdSSR fuhr, war sie von der Größe des Landes und der Vielfalt der Welten tief beeindruckt. Sie schloss Freundschaften, unter anderen mit Dissidenten. Bereits als Studentin begann Gabriele Leupold, anspruchsvolle Literatur zu übersetzen. Sie hatte von Anfang an eine Vorliebe für Autoren, „die aus Sprache bestehen“. Ossip Mandelstams „Gespräch über Dante“, übersetzt zusammen mit Wolfgang Beilenhoff, gehörte zu ihren ersten Publikationen. Heute können wir Andrej Belyj, Andrej Platonow und Warlam Schalamow in Gabriele Leupolds Übersetzung lesen. Gerne baut sie auch Brücken zwischen Menschen. Kurz vor dem Mauerfall hat sie zusammen mit anderen die Berliner Russischgruppe gegründet. Sie existiert bis heute und ist ein wichtiger Ort des Austauschs zwischen Übersetzer·innen unterschiedlicher Generationen.
“I enjoy translating texts that are a bit extreme”
Film Series Translating. Work and Days.
Gabriele Leupold was born in 1954 into a displaced family: her father originally came from Silesia, her mother from East Prussia. She grew up in Rhineland-Palatinate with the feeling that “real life is happening somewhere else”. She read Dostoyevsky as a teenager and wanted to study psychology. But then she turned to Slavic Studies. When she travelled to the USSR for the first time in the early 1970s, she was impressed by the size of the country and the variety of worlds. She made friends, also with dissidents. As a student she already began translating challenging works of literature. From the beginning, she had a love for authors who “consist of language”. Ossip Mandelstam’s “Conversation about Dante”, translated together with Wolfgang Beilenhoff, was one of her first publications. Today, we can read Andrei Bely, Andrei Platonov and Varlam Shalamov in Gabriele Leupold’s translation. She likes building bridges between people. Shortly before reunification, she founded the “Berliner Russischgruppe” with others. The group is still active and is an important place of exchange between translators of different generations.