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Journal zur Übertragung von HAIKU von Richard Wright
817 Haiku (von über 4000) gibt Richard Wright im Jahr seines Todes 1960 zur Veröffentlichung frei. Mithilfe seiner Tochter Julia Wright gelingt diese über 40 Jahre später. In den letzten fünf Jahren hat Jonis Hartmann versucht sich einer deutschen Übertragung zu nähern. Hier schreibt er über Zu-, Auf- & Abgänge beim Konstruieren mit Verlust, Bewegungsmustern, Silbenzahl, -rollen.
Queering Translation. Vom fehlenden Wort als Membran
Zur Übersetzung von Logan Februarys Gedichtband Mental Voodoo
Christian Filips stigt tief ein in Geburtsmythen der Yorùbá-Tradition, in queere Übersetzungspraktiken und stellt sich die Frage, wie man einen Text übersetzt, „der mit dem Statement beginnt, es könne keine Übersetzung von ihm geben“.
Ein Übersetzungsdialog: Im Gespräch mit Annette von Droste-Hülshoff
Im dritten Labor des Trans|Droste-Projekts haben Kaouther Tabai, Barbara Fontaine und Annie Rutherford eine Auswahl von Annette von Droste-Hülshoffs Gedichten zum Thema „Schreiben als Frau“ ins Arabische, Französische und Englische übersetzt. In ihrem kollaborativen TOLEDO-Journal annotieren sie Zeile für Zeile und farbkoordiniert ein Gedicht und beleuchten so ihren gemeinsamen Übersetzungsprozess: In „Mein Beruf“ steckt – verschleiert – viel von Drostes Selbstverständnis als Dichterin.
Kadenzen mit Sprengkraft
Journal zur Übersetzung von Phillis Wheatleys Gedichten und Briefen
250 Jahre nach der Originalausgabe der Lyriksammlung Poems on Various Subjects, Religious and Moral von der Sklavin Phillis Wheatley erscheint ihr bahnbrechender Band in Florian Bissigs deutscher Übersetzung. In seinem TOLEDO-Journal stellt uns Bissig diese beachtenswerte Dichterin vor und setzt sich anschließend mit den Feinheiten der Form, des Rhythmus und der Stilmittel sowie mit seiner Position als weißer, männlicher Übersetzer dieser Schwarzen Dichterin auseinander. Ergänzt wird das Journal mit einem Beitrag von Bissigs Mentor Jonis Hartmann.
„Wir essen die Bestie, das macht uns zum Surfen so frei.“
Journal zur Übersetzung des Gedichtbandes Funkhaus von Hinemoana Baker
Die neuseeländische Lyrikerin Hinemoana Baker, seit 2016 in Berlin lebend, ist insbesondere im Bereich der internationale Performancepoesie beheimatet. Ulrike Almut Sandig ist durch Übersetzungen einzelner Gedichte und gemeinsame, zweisprachige Poesieperformances zu ihrer deutschen Stimme geworden und hat nun „Funkhaus“ übersetzt – ihren ersten Einzelband als Übersetzerin. In ihrem TOLEDO-Journal skizziert sie das Zusammentreffen der beiden Lyrikerinnen mit ihren eigenen poetischen Universen, ihre Entdeckungsreise durch die Māori-Kultur und wie sie den indigenen Konzepte in Hinemoana Bakers Dichtung begegnet, die augenscheinlich zu groß sind, um sie einfach ins Deutsche nachzudichten.
»V« ÜBERSETZEN
Journal zur Übersetzung der Gedichte von Veronica Forrest-Thomson
„Wearied with myself I want / a picture that simplifies.“ In den Gedichten von Veronica Forrest-Thomson (1947-1975) ist die Projektionsfläche „Ich“ keiner und alle zur selben Zeit. „Ich, das ist Ich und Nicht-Ich, ein Pronomen ebenso wenig wie das ihm zugewiesene Prädikat," schreibt ihr Übersetzer Norbert Lange und geht der Frage nach, wie vielfältig sich das Zeichen „V“ des Namens „Veronica“ übersetzen lässt.
Translating Šalamun
Journal zur Übersetzung von Tomaž Šalamuns späten Gedichten (Teil 2)
Tomaž Šalamun ist ein Dichter mit vielen Stimmen, ein mehrsprachiger Chor, aus den Stimmen all seiner Übersetzer und Übersetzerinnen zusammengesetzt, ein Stimmenschwarm, der ausfliegt und manchmal auf Baumwipfeln oder Stromleitungen wieder zusammenkommt. Jüngst hat sich ein neues Trio gebildet – und ihm ihre Stimmen geliehen.
Columbusted & unpresidented
Annäherungen an Amanda Gormans Call Us What We Carry / Was wir mit uns tragen
Die Übersetzerinnen Marion Kraft und Daniela Seel beleuchten die besonderen Herausforderungen, mit denen sie bei der Übersetzung von Amanda Gormans Gedichtband Call Us What We Carry / Was wir mit uns tragen konfrontiert waren. Der Band versammelt Erasure und Found Poems, dokumentarische Lyrik und immer wieder stellt sich die Frage: Verfahren übersetzen oder Sinn?
Joséphine Bacon, Nomadin der Tundra & Bewohnerin der Stadt
Ein Journal zur Übersetzung des Gedichtbands Uiesh. Irgendwo
Über den notwendigen Luxus, mit vier Ohren und vier Augen zu übersetzen – und wie dieses Verfahren den poetischen Sinn erhitzt, gerade bei so kurzen und dichten Texten wie den Gedichten der Grande Dame der indigenen Dichtung Québecs Joséphine Bacon. Das Journal beleuchtet, was es konkret heißt, Schlüsselbegriffe aus dem Leben der Innu sensibel zu übertragen und eine Sprache durch Übersetzung am Leben zu erhalten.
Die ganze Küche ist heute gut drauf.
Nachdenken über das Nachdichten aus fremden Sprachen.
Zu Bela Chekurishivili, Das Kettenkarussell, mit Reisenotizen aus Georgien.
Wie übersetzt man aus einer Sprache, die man kein bisschen versteht? Wieso greift man zu Reimen, obwohl das Original darauf verzichtet? Und wie schmecken Churchkhela? Norbert Hummelt nimmt uns mit auf eine persönliche und sinnlich-kulinarische Reise: Das Journal liefert uns viele Einblicke in die poetischen Traditionen Georgiens sowie Zutaten und Rezepte zum Nachdichten.
Keine Kunst …
Journal zur Übersetzung von No Art. Poems von Ben Lerner
Steffen Popp lässt uns teilhaben am »Re-Enactment« seiner erneuten Materialsichtung und gräbt sich noch einmal hinein in die genial verflochtenen Verse des amerikanischen Autors Ben Lerner. Und plötzlich stehen wir vor assoziativen Soundskulpturen, naturwissenschaftlichen Phänomen, optischen Wellenbewegungen oder mal eben mitten im Maschinenraum eines Sonetts.
TRANSLATION GAMES.
Ein kollektives Journal zu »Renga« (1971) mit Beiträgen von Marina Agathangelidou, Hannes Bajohr, Lea Hopp, Dagmara Kraus, Dong Li, Franziska Paul, Felix Schiller, Kinga Tóth und Versatorium – Verein für Gedichte und Übersetzen
Im März 1969 treffen sich die Dichter Octavio Paz, Jacques Roubaud, Edoardo Sanguineti und Charles Tomlinson in einem Pariser Hotelkeller zu einem Akt kollektiver Autorschaft. Ausgehend von der Form des ‚renga‘, eines traditionellen japanischen Kettengedichts, erschaffen sie in fünf Tagen »Renga« (Gallimard, 1971) – 27 Sonette, in denen das Spanische, Französische, Englische und Italienische sich vermischen, verschwimmen, in- und untereinander übersetzen. Translation Games nimmt diese literarische Versuchsanordnung, das Spiel zwischen den Sprachen und Formen auf und transponiert es in die Gegenwart.
Oft ist man zu schnell fertig
Doppelpremiere von JUNIVERS und RENGA am 12. Januar 2023 im Haus für Poesie
»Für mich, seit 30 Jahren in Sachen Poesie unterwegs, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich Bücher mit und Bücher zu Übersetzungen mache. Poesie liebt Übersetzung. Damit hat es sich aber auch schon mit den Selbstverständlichkeiten. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich alles, was nicht selbstverständlich ist. Was sich von selbst versteht, wird schnell langweilig und öde. Mit dem, was sich von selbst und was man selber versteht, ist man schnell fertig. Je älter ich werde, weiß ich aber auch: Oft ist man zu schnell fertig. Oft verstehen wir vorschnell. Wir glauben, verstanden zu haben, haben aber vielleicht nichts erkannt.«
Friederike Mayröcker übersetzen – Eine vielstimmige Hommage
Aus den Perspektiven einer vielsprachigen Gruppe von Übersetzer·innen lässt sich der weltweite Resonanzraum Friederike Mayröckers erspüren: Bei der Lyrikkonferenz in Halle kamen sie alle zusammen, jeweils mit ihrer eigenen Mayröcker, um unseren Blick auf die Dichterin zugleich zu weiten und zu schärfen. Ausgehend von ihren Übertragungen diskutierten die Übersetzer·innen über Fragen der Texttreue und der dichterischen Freiheit. Auf dieser Reise durch verschiedene poetische Traditionen und Übersetzungskulturen offenbart sich, wie Mayröckers Werke in anderen Sprachuniversen neue Relevanz entfalten.
Gedichte Übersetzen als Berührungsfeier / wie wider besseres Wissen
»Von all der Berührerei – warum nur steckt Rührei darin? – abgeleitete Malaisen, die beim Übersetzen das Haupt heben und gern schlaflose Nächte bereiten, lassen sich bereits an dessen Oberflächen besichtigen, und wo man tiefer hinabsteigt, nehmen sie eher noch zu.«
Cluster, leaps, agenda.
»I think we should work towards a future in which translation is acknowledged as the blood-flow of cultural exchange and that its actors, the translators, become ever more evident and relevant in society.«
Cluster, Sprünge, Plan
»Wir müssen auf eine Zukunft hinarbeiten, in der die Übersetzung als Blutkreislauf des kulturellen Austauschs anerkannt ist und die dabei Handelnden, die Übersetzerinnen, in unserer Gesellschaft immer sichtbarer und wichtiger werden.«
Setting Foot Where You've Never Stepped Before
»Because this, yes, is my biggest fear when translating: that in the act of translation, I should turn my text, and the way it affected me and moved me as a reader, transparent and invisible.«
Mit den Füßen dort landen, wo man noch nie zuvor war
»Denn das ist meine größte Angst bei der Übersetzung: dass mein Text im Akt der Übersetzung, die Art und Weise, wie er meine Lektüre beeinflusst und mich verändert hat, transparent und letztlich unsichtbar wird.«
Aterrissar os pés onde nunca havia pisado antes
»Pois este sim é o meu maior medo na tradução: de no ato tradutório tornar meu texto, a forma como ele afetou minha leitura e me deslocou, transparente e invisível.«
Ein neues Lied, ein besseres Lied – Mit Gedichten übersetzen
»Mit dieser Haltung kommt man jedoch weder dem Weltfrieden noch einer guten Übersetzung näher, und beide hängen meiner Meinung nach unmittelbar zusammen. Denn die ganze Idee der Übersetzung an sich, auch als das, was man einstmals mit Völkerverständigung bezeichnete, wird ad absurdum geführt, wenn die Voraussetzung für sie ist, dass sich Autorin und Übersetzerin (männliche Form stets mitgemeint) möglichst ähnlich sein müssen (wobei sich noch die Frage stellt, was Ähnlichkeit eigentlich ist).«
A new song, a better song - Translating Poetry
"But this attitude doesn’t bring us closer to world peace, nor does it lead to good translations. The two, I’d argue, are directly linked: the whole idea of translation as such – and also as a form of what used to be called “intercultural understanding” – is reduced to absurdity if the prerequisite for it is that author and translator be as similar as possible. (This begs the question of what similarity actually means.)"
Eine schwindelerregende Berührung
»Die ganze Schwierigkeit, aber auch die Schönheit der Übersetzung rührt daher: Das Andere als Anderes zu respektieren, ein tiefgreifendes Verständnis seiner lyrischen Sprache zu erwerben, um sie in dem gleichen Moment, in dem man sie webt, wie eine zweite Haut überzustreifen.«
»The Hill We Climb – Den Hügel hinauf«
Amanda Gorman in deutscher Übersetzung. Podiumsgespräch
Amanda Gormans »The Hill We Climb« wurde durch ihren Auftritt bei der Amtseinführung von Joe Biden innerhalb kürzester Zeit berühmt. Die Bekanntgabe, dass Marieke Lucas Rijneveld als weiße Person die niederländische Übersetzung des Textes übernehmen sollte, löste große identitätspolitische Diskussionen aus, die schließlich im Rücktritt Rijnevelds mündeten.