Gefundenes, Wiedergefundenes
Journal zur Übersetzung von István Keménys Essay 50 + 1 literarische Pfeiler
In „50 + 1 literarische Pfeiler“ schreibt István Kemény in Kurzessays über die fünfzig Texte, die ihn in seinem Leben am meisten geprägt haben. Um diese Lesebiographie zu übersetzen, öffnet sich ein Gedankenspiel: Lese ich als Übersetzerin all die Originaltexte, über die der Autor schreibt? In ihrem TOLEDO-Journal berichtet Timea Tankó von Unordnung und Unübersetzbarem, der Fragmentierung der Welt, von murmelndem Lesen und gefiederten Worten.
Ich sehe, also bin ich
Journal zur Übersetzung und Herausgabe von Ozean. Dinge, die ich gesehen habe von Victor Hugo
Als Hugo das Meer sah. „1412 Seiten, mehr als 1000 Personen, unüberschaubar viele geographische Orte, 500 zitierte Werke, 5000-mal und mehr „Moi““. Wie er sich als Vorbereitung für seinen Übersetzungsmarathon von Victor Hugos autobiografischem Nachlass in die Sichtweise und die Zeit des Flaneurs versetzt hat, beschreibt der Herausgeber und Übersetzer Alexander Pschera in diesem TOLEDO-Journal ebenso anschaulich wie die wesentliche Rolle des Sehens für das Übersetzen historischer Texte sowie für Hugos schriftstellerisches Schaffen.
„Aus dem Anderslusischen oder auf Irwegischem überwitzend“
Multiple Joyce. Auf dem Weg zu einem deutschen Finnegans Wake
Finnegans Wake bildet den Gipfelpunkt der klassischen Moderne und hat die Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg so nachhaltig geprägt wie kaum ein anderes Einzelwerk. 17 Jahre lang arbeitete James Joyce daran, bevor es 1939 publiziert wurde. Über 80 Jahre später arbeitet Ulrich Blumenbach derzeit an einer kompletten Übersetzung ins Deutsche. In seinem Work-in-Progress-Journal bringt Blumenbach gemeinsam mit seinen Leser·innen die anarchische Assoziationsmaschinerie auf Touren, illustriert an sprechenden Beispielen, was es braucht, um die wilde Semiose des Werks ins Deutsche zu übertragen und beschreibt, welche Freiheiten er sich nehmen muss, um der deutschen Leserschaft eine Ahnung davon zu vermitteln, wie Sinnenergien Synergien generieren.
Ein Frauenporträt in der Restauratorinnenwerkstatt
Zur Neuübersetzung von Honoré de Balzacs Cousine Bette
Dass der französische Klassiker Cousine Bette von Honoré de Balzac nach einer Neuübersetzung geradezu schrie, zeigt Nicola Denis eindrücklich in ihrem Text. Mit dem Feingefühl einer Restauratorin antiker Gemälde bringt sie unter den Arbeiten ihrer Vorgänger – deren Fassungen aus den Jahren 1911 und 1923 stammen – einen Text zum Vorschein, der gerade in Bezug auf das Frauenbild Balzacs eine bedeutend andere Geschichte erzählt.
Portrait of a Woman in the Restorer's Workshop
On the retranslation of Honoré de Balzac’s Cousin Bette
The French classic Cousine Bette by Honoré de Balzac was crying out to be retranslated, as Nicola Denis shows indisputably in this text. With the delicacy of a restorer of classical paintings she reveals what lies underneath the work of her predecessors, whose translations were published in 1911 and 1923. The text that emerges tells a significantly different story, especially with regard to Balzac's women.
Wie ich lernte, den Krieg zu lieben
»Aus diesem Sumpf gezogen hat mich kein anderer als Remarque persönlich. In einem Fernsehinterview über Im Westen nichts Neues sagte er: „Mein eigentliches Thema war ein rein menschliches Thema, dass man junge Menschen von 18 Jahren, die eigentlich dem Leben gegenübergestellt werden sollten, plötzlich dem Tode gegenüberstellt.“«
How I Learned to Stop Worrying and Love the War
'Eventually it was Remarque himself who pulled me out of this rut. On a television interview about All Quiet on the Western Front, he once noted: “My subject matter was in fact purely human, that is, 18-year-olds who were meant to face life, then suddenly sent to face death.”'
1984. Schrecken übersetzen
In ihrer Neuübersetzung den Orwells 1984 trifft die französische Übersetzerin Josée Kamoun die Entscheidung, den Roman ins Präsens zu holen und die in die Alltagssprache übergegangenen Neologismen der ersten Übersetzung zu ersetzen. „Novlange“ wird „Néoparler“ und der Big Brother duzt einen künftig. In diesem Essay beleuchtet sie ihre Übersetzungsentscheidungen und wir erleben, wie diese Neuübersetzung uns aus der literarischen Komfortzone holt.
1984 und die Zeit
1984 – ein Klassiker, bei dem bislang meistens über den dystopischen Inhalt diskutiert wurde. Was er uns heute zu sagen hat und wie er in Gestalt von Neuübersetzungen lebendig bleiben kann, hat ebensoviel mit stilistischen Entscheidungen tun. Darüber denkt Frank Heibert – als Antwort auf Josée Kamoun – in seinem Essay nach.