Von der Höhe der Berge bis auf Hohe See
Journal zur Übersetzung von Philosophie der Weltbeziehung, Poesie der Weite von Édouard Glissant
Eine Annäherung an die Philosophie der Weltbeziehung, dem bahnbrechenden Werk des karibischen Dichters und Philosophen Édouard Glissant, das nun erstmals auf Deutsch vorliegt. Beate Thill, die sich seit vielen Jahren der Übertragung von Glissants Werk widmet und Pionierarbeit leistete, navigiert uns durch die Irrfahrten und Spielarten des Archipelischen Denkens. Ihre Leidenschaft für semantische Feinheiten gibt uns analytische Werkzeuge, um das Imaginäre Glissants neu zu betreten. Beate Thill eröffnet Parallelwelten, die uns zu Walter Benjamin, Robert Musil und bis hin zu Gombrowicz‘ „Allwelt“ führen. Ihr Journal zelebriert Glissants offenen Zugang zur Welt und zeigt eindringlich, wie aktuell dieser ist – und wie befreiend.
IN SICH
Ausgehend von dem Video „Zwischen der Zeit“ von Judith Albert wird in Michael Donhausers Journal die Form von Zeitlichkeit dargestellt, welche diesseitige Vergänglichkeit und jenseitige Ewigkeit in eins setzt und die des Irdischen Paradieses ist.
Bastelarbeit.
Journal zur Übersetzung von Alain Damasios Roman Die Flüchtigen
Mit Collagen und Textfragmenten schildert Milena Adam ihre Übersetzungsarbeit an einem flirrenden, dystopischen Text. In ihrem Journal steigen wir hinab in die albtraumhaften Kulissen dieses von der Kritik hochgelobten Science-Fiction-Romans, in dem Damasio einen von Lobbyismus geprägten Kapitalismus im Endstadium zeigt: Überwacht werden wir nicht, um unterdrückt zu werden, sondern damit man uns Dinge verkaufen kann, die uns das Leben in der Überwachung erträglicher machen.
1984 neuübersetzen
Frank Heibert und Josée Kamoun haben mit ihren Neuübersetzungen von Orwells „1984“ viel gewagt, gerade auch mit der Entscheidung, den Roman ins Präsens zu setzen. Im Videogespräch tauschen sie sich über Tempus, Legitimität, Dialekt und Neologismen aus sowie über die verschiedenen stilistischen Herausforderungen ihrer jeweiligen Sprachwelten. Josée Kamoun hatte in den französischen Medien auch dadurch eine Debatte ausgelöst, dass sie das etablierte „Novlange“ in „Néoparler“ abänderte – und Big Brother beobachtet uns nicht nur, er duzt uns auch!
Friederike Mayröcker übersetzen – Eine vielstimmige Hommage
Aus den Perspektiven einer vielsprachigen Gruppe von Übersetzer·innen lässt sich der weltweite Resonanzraum Friederike Mayröckers erspüren: Bei der Lyrikkonferenz in Halle kamen sie alle zusammen, jeweils mit ihrer eigenen Mayröcker, um unseren Blick auf die Dichterin zugleich zu weiten und zu schärfen. Ausgehend von ihren Übertragungen diskutierten die Übersetzer·innen über Fragen der Texttreue und der dichterischen Freiheit. Auf dieser Reise durch verschiedene poetische Traditionen und Übersetzungskulturen offenbart sich, wie Mayröckers Werke in anderen Sprachuniversen neue Relevanz entfalten.
Bewegen wir uns in Richtung eines „Sensitivity Translating“?
Podiumsdiskussion. Berührungsängste haben nicht nur in Zeiten der Coronapandemie Sonderkonjunktur – auch die Gespräche und Podien rund um das „Sensitivity Reading“ und „Sensitivity Writing“ haben seit der Debatte um Amanda Gorman die Übersetzungszone erreicht. Hinterfragt wird, was ein·e Übersetzer·in übersetzen darf und was nicht, ob das Übersetzen nicht über Fachwissen und Sprachexpertise hinaus auch ganz bestimmte persönliche Berührungspunkte voraussetzt. Ist nicht die Literatur und erst recht die Poesie der Ort, an dem in höchster Verantwortlichkeit für das Denken und Fühlen auch der Anderen agiert wird? Reicht sprachliche Sensibilität aus, um die Lücken zu füllen oder Ungerechtigkeiten zu beheben, die durch die weißen Flecken und Verdrängungen in Historiographie, Kulturgeschichte und Mentalitätsforschung erst entstanden sind? Gibt es Sensibilisierungsstrategien für Literaturvermittler·innen, die zu mehr Rücksichtnahme, Einfühlsamkeit und Gerechtigkeit führen, und wie lassen diese sich beschreiben?
Die Sprache des Feindes
»Allmählich wurde mir klar, dass diese Sprache nicht nur schön klingt, sondern auch die Grenzen meiner Welt verschieben kann. Zu Hause rief meine Liebe zur deutschen Sprache eher verhaltende Reaktionen hervor: „aber es gibt doch so viele schöne Sprachen auf der Welt!“ Meine spätere Berufswahl stieß auf ähnlich gedämpfte Begeisterung, zuletzt auf ein resigniertes „na gut, die Sprache des Feindes muss man können“.«
Als Mann Carolin Emcke übersetzen
– Aber trotzdem findest du, dass das möglichst von jemand anderem hätte übersetzt werden sollen?
– Naja, ich denke, es wäre gut, wenn es mehrere Übersetzungen gäbe.
Berührungsängste. Ein Video
- Hattest du Berührungsängste, als du mich übersetzt hast?
- Ich hab sie immer noch.
TOLEDO goes Québec
Eine Frau, die sich ihrer dysfunktionalen Familie, ja, eigentlich der ganzen Lebensrealität seit ihrer Jugend konsequent durch eine Flucht in die Welt der Bilder entzogen hat, wird 30 Jahre später beim Sterben ihrer Mutter zur Auseinandersetzung mit ihren Eltern gezwungen. Karoline Georges liest gemeinsam Frank Heibert, ihr deutscher Übersetzer, liest gemeinsam mit ihr einige Passagen und spricht mit ihr über ihre Thesen und Figuren und über die Übersetzung (Secession Verlag).
TOLEDO goes Québec
Karoline Georges et son traducteur Frank Heibert lisent des extraits de Synthese et s'échangent sur les sujets et les personnages du roman.
Kyiv übersetzen
Jede Übersetzung beginnt mit einer Analyse: Was ist das für ein Text und wie ist er zu lesen? Was zeichnet ihn aus? Welcher Zugang soll gewählt werden? Einen ähnlichen Zugang haben wir für die Stadt gesucht.
Der Raum der Stadt und des Textes
Was heißt es, Übersetzerin in einer Großstadt zu sein? Ähnelt die Stadt dem Text und wie leben wir in beiden? Die Übersetzerin Olesia Kamyshnykova flaniert durch Kyiv und ihre literarischen Erfahrungen.
TRANSLATORIUM
Lernen Sie das einzige ukrainische Festival für literarisches Übersetzen kennen! Näheres über die Konzeption, die Ziele und die Ausgestaltung erfahren Sie von der Gründerin und Geschäftsführerin des TRANSLATORIUMs Tanja Rodionova.
Translators in Action
Translators in Action nennt sich eine Initiativgruppe der ukrainischen literarischen Übersetzer·innen, die sich für die Einhaltung von Rechten und Standards in ihrem Beruf einsetzen. Über ihre Ziele, Projekte und Pläne berichtet Polina Horodyska.
Streifzug mit Übersetzerin:
»Wir haben uns Ende Oktober getroffen, an einem warmen, sonnigen Tag, wir konnten noch draußen Kaffee trinken, ohne zu frieren, ehe wir zu einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt von Kyiv aufgebrochen sind, die Route hatte Olena zusammengestellt.«
Der ukrainische Buchmarkt
Existiert in der Ukraine ein Buchmarkt? Welchen Stellenwert haben Übersetzungen auf diesem Markt? Wird der Markt die Corona-Krise überstehen? Über das ukrainische Publikations- und Verlagswesen spricht Polina Horodyska.
Die Frage der Sprache
Die argentinischen Übersetzer·innen zwischen Markt und Tradition
Das argentinische Spanisch unterscheidet sich vom europäischen – nicht nur im Wortschatz. Klingen deshalb in Buenos Aires übersetzte Bücher anders? Ein Videogespräch.
Die Obsession der Form
Lyrikübersetzung zwischen Versmaß und Experiment
In Buenos Aires wird nicht nur viel Lyrik übersetzt − es wird auch leidenschaftlich über Lyrikübersetzungen diskutiert. Ein Videogespräch.