RundUmschau#06
In der RundUmschau widmen wir uns internationalen Debatten und Neuigkeiten rund um das literarische Übersetzen. In dieser Ausgabe erreichen uns Ein- und Ausblicke aus China, dem Vereinigten Königreich, Thailand und der Schweiz.
Sie/er/they/dey/hen/xier/wir: genderinklusive Sprache beim Übersetzen
Anlässlich des Besuchs eines Panels zum Übersetzen inklusiver Sprache beim tschechischen Literaturfestival Svět knihy Praha macht sich der*die schottische Übersetzer*in Annie Rutherford Gedanken um sprachspezifische Besonderheiten genderneutraler Sprache und darüber, inwiefern Übersetzer*innen dazu beitragen können, diese zu normalisieren.
KI und die Zukunft der Übersetzer·innen
Eine Reflexion am Tag der thailändischen Übersetzer·innen und Dolmetscher·innen
Im Juni 2024 wurde der 17. Tag der Übersetzer·innen und Dolmetscher·innen vom thailändischen Übersetzer- und Dolmetscherverband gefeiert. Das zentrale Thema der Tagung war die Künstliche Intelligenz: Gefährdet die KI den Übersetzer·innenberuf, oder ist sie ein wertvolles Werkzeug? Gibt es beim Umgang mit der KI besondere Herausforderungen for literarische Übersetzer·innen? Die thailändische Übersetzerin Nantana Anuntkosol berichtet für die RundUmschau.
„Mir brennt das Wort im Körper“
Gender, Übersetzung und Zensur im zeitgenössischen chinesischen Theater
Die Rolle der Frauen – sei es als Autorinnen, Regisseurinnen oder Schauspielerinnen – ist in China bis heute ein Tabuthema. Zhijun Yang berichtet von den Bestrebungen der Zensur, alles Weibliche aus Texten zu herauszustreichen und von den Hürden, die sich auftun, wenn Stücke radikal feministischer Dramatikerinnen in China auf die Bühne gebracht werden sollen.
Die literarische Produktivität der Mehrsprachigkeit
Ein Besuch der Solothurner Literaturtage, der Werkschau des Schweizer Literaturschaffens, gibt Aufschluss darüber, wie Autor·innen und Übersetzer·innen ihre Mehrsprachigkeit in kreativer Weise nutzen.
RundUmschau#05
In der RundUmschau widmen wir uns internationalen Debatten und Neuigkeiten rund um das literarische Übersetzen. In dieser Ausgabe erreichen uns Ein- und Ausblicke aus der Schweiz, dem Iran und der Ukraine.
„Es bleibt genau ein Wort, um den Satz zu beenden“
Moeen Farrokhi schreibt über den Kreislauf von Hoffnung und Verzweiflung, den Generationen von Literaturübersetzer·innen im Iran im Laufe ihres Arbeitslebens durchlaufen und warum – trotz unberechenbarem Zensurapparat im Rücken – weiter gelesen, geschrieben und übersetzt wird.
Die Krym ist in der Ukraine
Chrystyna Nazarkewytsch berichtet über die Rolle, die das Krymtatarische in der ukrainischen Aktualität spielt und über Anastasija Lewkowas großen „Krymroman“ Hinter Perekop liegt Land, der im vergangenen Jahr zu einem der wichtigsten literarischen Ereignisse in der Ukraine wurde.
KI und Übersetzung: zur Frage der Zuständigkeit
Ausgehend von seiner Teilnahme am Übersetzungssymposium des Verbands der Autorinnen und Autoren Schweiz denkt Florian Bissig über das Selbstverständis von Übersetzer·innen in Zeiten von maschineller Übersetzung nach und stellt sich die Frage der kulturellen und gesellschaftspolitischen Relevanz des Übersetzens.
RundUmschau#04
In der RundUmschau widmen wir uns internationalen Debatten und Neuigkeiten rund um das literarische Übersetzen. In dieser Ausgabe erreichen uns Ein- und Ausblicke aus Kolumbien, Indien und den USA.
Der indische Sprachraum und Übersetzungen
„In der Literaturwissenschaft dieses sprachenreichen Landes ist Übersetzung als einheitliches, fertiges Konzept nie postuliert worden.“ Jayashree Joshi beschreibt, welche Rolle das Englische im indischen Übersetzungskosmos spielt, wie der Booker-Preis für ein aus dem Hindi ins Englische übersetztes Buch der indischen Übersetzungsszene Aufwind verschaffte, und wie sich der renommierte JCB-Literaturpreis mehr und mehr übersetzten Büchern öffnet.
„Das Wort aufgehen lassen“?
(Ökologische) Überlegungen zu zukünftigen Übersetzungsbedingungen
Rike Bolte berichtet vom Skandal, dass selten aus indigenen in hegemoniale Literatursprachen übersetzt wird und macht sich Gedanken über eine zukünftige Übersetzungskultur: Einer neuen Ko-Existenz von übersetzenden (und zu übersetzenden) Communities und warum es dafür neue Worte braucht. Sie ruft die Zusammenhänge von Übersetzung, Techno-Ökofeminismus, dark ecology und Künstlicher Intelligenz auf, und fragt sich, welches zukünftige Klima Dichter·innen imaginieren.
A New Translation Manifesto Calls for Change
Tess Lewis writes about the Manifesto on Literary Translation, published by PEN America's Translation Committee in April 2023, which, amongst other things, calls for increased visibility, sustainability, and recognition of the creative and necessary work translators do.
Neues Übersetzungsmanifest fordert Veränderungen
Tess Lewis schreibt über das im April 2023 vom Translation Committee des PEN America veröffentlichte Manifesto on Literary Translation, das unter anderem zu mehr Sichtbarkeit und Anerkennung der kreativen und notwendigen Arbeit von Übersetzer·innen aufruft.
Unschöne Namen
Eine Antwort auf Amalija Mačeks RundUmschau-Beitrag Beauty
Im Februar 2023 beschrieb Amalija Maček in der RundUmschau, dass slowenische Verlage vermehrt auf die Nennung von Übersetzern auf dem Cover verzichten. In ihrer Antwort auf diesen Beitrag gibt Claudia Hamm einen Überblick, welche Gründe auf dem deutschen Buchmarkt für die Nicht-Nennung von Übersetzer·innen auf dem Cover angeführt werden und ob Bücher in Zukunft Fairness-Label tragen sollten.
RundUmschau#03
Die RundUmschau geht in die nächste Runde. Wir widmen uns internationalen Debatten und Neuigkeiten rund um das literarische Übersetzen. In dieser Ausgabe erreichen uns Ein- und Ausblicke aus Argentinien, Frankreich und Slowenien.
Von maschineller Übersetzung und Staubsaugervertretern
„In Frankreich ist das Thema maschinelle Übersetzung wie ein Seeungeheuer, das in regelmäßigen Abständen an die Oberfläche kommt“ – Durch die von Kolloquien und Debatten ausgelösten Wellen navigiert uns Olivier Mannoni mit Humor und anschaulichen Anekdoten aus der eigenen Übersetzungspraxis. Gnadenlos verrät er uns seine Prognose, was eine Zukunft reiner KI-Übersetzung bedeuten würde: nämlich „das Ende jeglicher fremdsprachigen Literatur“.
Gemeinsam anpacken zur Rettung der Sprachen
Über Oralituren, Oralithografien und Konzepte, die uns neue Kraft geben
„Gemeinsam anpacken zur Rettung der Sprache“, ruft Carla Imbrogno. Ein brandaktueller Bericht zu aktuellen Bewegungen im Bereich indigener Sprachen Südamerikas, ihrer Literaturen und Übersetzungen. Wir erfahren von Kollektiven und Netzwerken, die sich der Verdrängung indigener Sprachen entgegenstellen. Carla Imbrogno berichtet, wie „Oralituren, Oralithografien und Konzepte, die uns neue Kraft geben“, die indigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu miteinander verknüpfen – und was das mit Chumbe, einem traditionellen Gürtel, zu tun hat!
Beauty
„Wir müssen gegen das Übersehenwerden kämpfen“: In Slowenien, wo die Namen von Übersetzer·innen traditionell oft auf Buchcovern genannt wurden, lässt sich seit einiger Zeit ein gegenläufiger Trend beobachten. Amalija Maček berichtet von verschiedenen Ereignissen, bei denen die Arbeit der Übersetzer·innen unsichtbar gemacht wurde. Sie beschreibt den rasanten Sprachwandel der slowenischen Sprache und gibt einen Ausblick auf die Rolle der Übersetzer·innen während des Gastlandauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst.
RundUmschau#02
Lange hat sie auf sich warten lassen – endlich ist sie da! Die zweite Ausgabe der RundUmschau präsentiert sich in neuem Gewand und neuer Zusammensetzung. Als Gemeinschaftsprojekt der DÜF-Schwestern TOLEDO und Babelwerk widmen wir uns internationalen Debatten und Neuigkeiten rund um das literarische Übersetzen. Im Herbst 2022 schauen wir in Richtung USA, Polen und Brasilien.
Auf der Suche nach einem gewaltfreien Übersetzen
Zur soeben erschienenen Anthologie Violent Phenomena
Susan Bernofsky empfiehlt uns in ihrem Bericht dringend die Lektüre der frisch in den USA erschienenen Anthologie Violent Phenomena. Hier versammeln die Herausgeber Kavita Bhanot und Jeremy Tiang 21 Essays, die in ihrer Zusammenstellung unter den US-amerikanischen Rezensent∙innen als provokative Intervention für die internationale Übersetzungstheorie angesehen werden. Sowohl Übersetzer∙innen als auch Wissenschaftler∙innen nähern sich in ihren Beiträgen dem breiten Gebiet der literarischen Übersetzung im postkolonialen Zeitalter und rühren dabei auch an ganz grundsätzlichen Fragen, etwa zu Vielsprachigkeit, Diversity im Literaturbetrieb oder zum Einfluss persönlicher Erfahrungen und Erlebnisse beim Übersetzen literarischer Texte.
Sich von außen betrachten und von innen sehen
Über Kannibalen, ehemalige Arbeiter, Übersetzer·innen und Milizen
Die Übersetzerin Simone Homem de Mello taucht für uns in ihrem Beitrag tief in die Geschichte Brasiliens ein und begibt sich gemeinsam mit ihren Landsleuten auf die Suche nach einer nationalen Identität. Ein Meilenstein für die brasilianischen Künstler∙innen war das Anthropophagische Manifest des Dichters Oswald Andrade von 1928, in dem er eindrucksvoll beschreibt, wie sich die Künstler∙innen der brasilianischen Moderne die europäische Kunst einverleibten und in etwas ganz anderes, etwas Eigenes, umwandelten – eine Metapher, deren Anwendung auf die Tätigkeit des literarischen Übersetzens sich sofort erschließt. Heute wiederum gewinnt die Auffassung zunehmend an Bedeutung, dass Amerika und Brasilien nicht entdeckt, sondern von den Europäern besetzt worden sind. Dieser Paradigmenwechsel wirkt sich auch auf die Theorie und Praxis des literarischen Übersetzens aus, so Simone Homem de Mello.
Hügel und Giebel
Zu den polnischen Neuübersetzungen von Ulysses & Anne Of Green Gables
In Polen ist die Neuübersetzung eines Klassikers eher selten ein Thema, das nationale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vor kurzem jedoch sorgten Klassikerneuübersetzungen von James Joyce und Lucy Maud Montgomery für Furore im polnischen Feuilleton.
RundUmschau#01
Tess Lewis berichtet über zwei kostbare Übersetzungsressourcen, die aus der pandemiebedingten Not eine digitale Tugend gemacht haben: die Tagung „Translating the Future“ und die Literary Translation Clinics. Gábor Schein und Lídia Nádori haben sich für uns die Neuübersetzungen von Dantes Göttlicher Komödie und Victor Klemperers Kultbuch LTI – Notizbuch eines Philologen ins Ungarische angeschaut und geben uns damit einen Einblick in die aktuelle ungarische Übersetzungspolitik.