„…ich kann mich hinter dem Originaltext verstecken und damit spielen“
Filmreihe Übersetzen. Werke und Tage
Übersetzen. Werke und Tage: Ganna-Maria Braungardt
Ganna-Maria Braungardt wurde 1956 in Crimmitschau in eine Schauspielerfamilie hineingeboren, wollte aber nie Schauspielerin werden. Sie ging in die UdSSR, studierte Slawistik und wurde 1984 als Lektorin für Sowjetliteratur im Verlag Volk und Welt eingestellt. „Eine traumhafte Arbeitsstelle“, erinnert sie sich heute. Bald begann Ganna auch zu übersetzen: Der Redakteur und Übersetzer Thomas Reschke vermittelte der jüngeren Kollegin die ersten Übersetzungsaufträge und half ihr solidarisch als Mentor. Als die Wende kam und sie alle gekündigt wurden, wollte Ganna ihren Beruf nicht aufgeben. Jetzt war sie es auch, die den älteren DDR-Kolleginnen als Mentorin half, sich den neuen Arbeitsbedingungen anzupassen. Ganna-Maria Braungardt hat sich als Übersetzerin aus dem Russischen einen Namen gemacht. In ihren Übersetzungen lesen wir u.a. Swetlana Alexijewitsch und Ljudmila Ulitzkaja. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sieht sie ihre Arbeit als noch wichtiger an: „Wir sind heute nicht weniger, ja wir sind vielleicht sogar mehr gefragt als Vermittler“, sagte sie am 29.03.22 im WDR Kultur.
Die Reihe Übersetzen. Werke und Tage porträtiert zehn Übersetzer·innen verschiedener Generationen, die über ihr Leben und ihre Arbeit erzählen. Alle übersetzen aus den slawischen Sprachen ins Deutsche. In den 9 Filmen sprechen zu uns Ganna-Maria Braungardt, Claudia Dathe, Christiane Körner, Gabriele Leupold, Aljonna Möckel, Thomas Reschke, Rosemarie Tietze, Thomas Weiler sowie das Duett Günter Hirt & Sascha Wonders alias Sabine Hänsgen und Georg Witte. Die Berichte über die Herkunft, Begegnungen, Entdeckungen und Erfahrungen sind mit Bilddokumenten unterlegt. Die persönliche Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund der großen Geschichte ab. Die Reihe war im Entstehen, als Russland am 24. Februar 2022 die großangelegte Invasion gegen Ukraine begann. Damit entstand in den Filmen das letzte Zwischenkapitel: Der Krieg.