Können Sie jetzt arbeiten? Hat sich seit der Vorkriegszeit etwas verändert?

In der ersten Zeit, als der Krieg begonnen hatte, im Februar und bis Mitte März, machte ich viele Übersetzungen als Freiwillige, obwohl ich meinen Arbeitsplatz und die Bedingungen für die Arbeit aufgrund der Überbelegung der Wohnung aufgeben musste (wir haben Verwandte bei uns aufgenommen). Dann wurde es ruhiger, auch die Verwandten zogen wieder aus, mit dem Übersetzen musste ich trotzdem aufhören. Ich begann eine unüberwindbare Erschöpfung zu spüren, und ich musste auch zugeben, dass meine mangelnde Arbeitskraft in den ersten Wochen eher darauf zurückzuführen war, dass ich mich, wie das ganze Land, so viel wie möglich mobilisieren wollte. Etwas Nützliches tun. Überhaupt etwas tun. Aber ich hielt das nicht lange durch.

Hat der Krieg Ihre Beziehung zu den Sprachen beeinflusst? Sind Sie sensibel für die Arbeit mit Nuancen?

Konzentration ist wie eine Achillesferse. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so leiden würde. Der Mangel an Energie für Arbeit und Konzentration ist so stark, dass ich eine Zeit lang einen ganzen Tag (!) für eine Übersetzung von drei Zeilen brauchte und mich danach wie von einem Panzer überrollt fühlte. Die Fähigkeit, effektiv zu arbeiten, ist noch nicht zurückgekehrt. Mit großem Bedauern musste ich sogar ein gut bezahltes Jobangebot ablehnen, was in dieser Zeit eine Seltenheit ist. Ich hätte den Zeitplan von 10 bis 19 Uhr einfach physisch nicht ausgehalten. Wenn ich früher morgens und abends arbeiten und bis zu zehn Seiten übersetzen konnte, kann ich jetzt nur die einfachsten Arbeiten erledigen (Comicübersetzung, simple Lokalisierung von Spielen), und das in einem sehr freien Zeitrahmen, weil ich nie weiß, wie viel Kraft ich morgen haben werde. Schon zwei bis drei Stunden Arbeit am Tag verbraucht alle Ressourcen. Ich führe das auf eine starke emotionale Erschöpfung vor dem Hintergrund von Nachrichten über Kampfhandlungen, Hinrichtungen, Misshandlungen, Gewalt gegen unsere Menschen zurück. Es ist, als würdest du jedes Mal lebend sterben.

Machen Sie ein Foto von einem Gegenstand auf Ihrem Arbeitsplatz – eines, das während des Krieges eine symbolische Bedeutung für Sie hatte oder hat. Was bedeutet er für Sie?

Das ist die weiche Plüschmotte Althea. Es tut gut, sie in den Händen zu drücken, wenn ich Angst habe. Ich habe mit ihr Fliegeralarme erlebt und sie sogar in meinen Not-Rucksack gepackt. Sie ist nicht nur weich, sondern sieht auch recht beeindruckend aus; sie weiß genau, wie man im Krieg den Feinden und im Frieden den Pelzmänteln den Tod bringt. Das trägt zum Gefühl der Sicherheit bei.

Mia Marchenko