Ich kann arbeiten und tue das auch, obwohl es während der Besetzung der Region Tschernihiw Probleme mit der Internetverbindung gab; ich musste das mobile Internet benutzen, das aber aufgrund der Kämpfe ebenfalls schlecht funktionierte. Ansonsten kann ich sagen, dass sich an den Arbeitsbedingungen nichts geändert hat.
Ich habe Konzentrationsprobleme. Jetzt, im dritten Kriegsmonat, beginnt man sich daran zu gewöhnen, aber anfangs war es sehr schwierig, nicht an all die Schrecken zu denken, die sich in der Umgebung abspielen und dabei Literatur zu übersetzen (ironischerweise handelte das Buch, an dem ich arbeitete, vom Leben nach dem Tod). Die übersetzten Sätze schienen schwach und karg, das Gehirn weigerte sich, kreativ zu arbeiten. Der Krieg machte sich unterbewusst bemerkbar, obwohl ich mich im Allgemeinen beherrschen konnte und ruhig blieb, während die meisten Menschen um mich herum nachts nicht schlafen konnten. Jetzt ist es zumindest gefühlsmäßig besser, das Denken fällt leichter.
Ich erinnere mich oft an eine Kugel, die ich zu Kriegsbeginn in Kyjiw zurückgelassen habe; ich hatte sie 2012 in Jewpatorija in einem Antiquitätengeschäft gekauft. Laut Verkäufer stammt die Kugel aus dem Krimkrieg. Angesichts der Tatsache, dass das Russische Reich diesen Krieg verloren hat und kapitulierte und die ukrainischen Kosaken an der Seite der Alliierten kämpften, wäre es jetzt ein gutes Zeichen, sie bei mir zu haben.
Zwei Monate nach dem Beginn des Großangriffs von Russland auf die Ukraine wollten wir von ukrainischen Literaturübersetzer·innen wissen, wie sie die ersten beiden Kriegsmonate erlebt haben. Die Befragten konnten selbst entscheiden, welche Fragen sie beantworten wollten und ob sie anonym bleiben wollten. Um die eingesandten Fotos stilistisch anzugleichen, haben wir sie leicht bearbeitet, die Darstellung der Gegenstände oder Tiere, die den ukrainischen Übersetzer·innen in dieser schweren Zeit Rückhalt geben, haben wir jedoch unverändert gelassen. Wir möchten uns bei allen bedanken, die auf unsere Anfrage reagiert haben. Eure Aussagen sind ermutigend und helfen uns allen, dem Krieg zu widerstehen.
Idee und Konzept – Nelia Vakhovska
Deutsche Übersetzung – Susanne Macht
Graphische Bearbeitung der Bilder – Іryna Stasiuk und Viktoria Cherniakhivska
Webseite – Nebho.agency
Das Projekt wird gefördert vom TOLEDO-Programm des Deutschen Übersetzerfonds aus Mitteln von Neustart Kultur.
Alle Rechte vorbehalten.
Zwei Monate nach dem Beginn des Großangriffs von Russland auf die Ukraine wollten wir von ukrainischen Literaturübersetzer·innen wissen, wie sie die ersten beiden Kriegsmonate erlebt haben. Die Befragten konnten selbst entscheiden, welche Fragen sie beantworten wollten und ob sie anonym bleiben wollten. Um die eingesandten Fotos stilistisch anzugleichen, haben wir sie leicht bearbeitet, die Darstellung der Gegenstände oder Tiere, die den ukrainischen Übersetzer·innen in dieser schweren Zeit Rückhalt geben, haben wir jedoch unverändert gelassen. Wir möchten uns bei allen bedanken, die auf unsere Anfrage reagiert haben. Eure Aussagen sind ermutigend und helfen uns allen, dem Krieg zu widerstehen.
Idee und Konzept – Nelia Vakhovska
Deutsche Übersetzung – Susanne Macht
Graphische Bearbeitung der Bilder – Іryna Stasiuk und Viktoria Cherniakhivska
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