Können Sie jetzt arbeiten? Hat sich seit der Vorkriegszeit etwas verändert?

Ja, ich kann glücklicherweise. Das Krakauer Institut für Literatur hat mir angeboten, Redakteurin des ukrainisch-polnischen Portals "Posestry" zu werden. Und jetzt gibt es viele Angebote für Übersetzungen aus dem Polnischen ins Ukrainische, darunter auch Gedichte.

Hat der Krieg Ihre Beziehung zu den Sprachen beeinflusst? Sind Sie sensibel für die Arbeit mit Nuancen?

Als ich im Februar bis Anfang März in Kyjiw war, konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Jetzt arbeite ich in Krakau. Der Krieg hat schon seit 2014 Auswirkungen: Ich habe fast aufgehört, ins oder aus dem Russischen zu übersetzen, stattdessen lerne ich Polnisch und übersetze viel aus dieser Sprache. Die Angst wirkt sich natürlich aus, besonders, als Kyjiw augenscheinlich bedroht war. Und als ich Gedichte polnischer Autoren über den Krieg in der Ukraine übersetzte, musste ich aufpassen, dass ich meinen Feindeshass nicht in die Übersetzung einbringe, sie nicht zu extrem mache.

Machen Sie ein Foto von einem Gegenstand auf Ihrem Arbeitsplatz – eines, das während des Krieges eine symbolische Bedeutung für Sie hatte oder hat. Was bedeutet er für Sie?

Er gefällt mir vielmehr und ist mit neuen Erfahrungen und einem neuen Lebensabschnitt verbunden. Ich hatte die Gelegenheit, an einem Poesieabend in Sevilla teilzunehmen, der von polnischen und spanischen Kulturinstitutionen organisiert wurde. Dafür wurden meine Gedichte zum ersten Mal ins Spanische übersetzt (von der Übersetzerin Amelia Serraller). Dieser Salamander erinnert mich an die faszinierenden spanischen Eindrücke jener Tage und symbolisiert gewissermaßen die Möglichkeit, im Feuer zu überleben.

Natalia Belchenko