Apollo 18 / Allons Enfants !
Französisch-deutsche Expeditionen
11. Dezember 2018
Literarisches Colloquium Berlin
Neues Bildmaterial aus der Apollo18-Sonde: Kein Wasser auf dem Mond, dafür Wein, Champagner, Bestiarien und viel mehr... Dank an das Institut Français und Peer Kugler für das Fotoalbum!
LCB, Institut Français Deutschland und TOLEDO laden zum Einstieg in die Apollo18- Rakete!
Apollo 18 - eine Anspielung auf die Rakete aus den »Gedichten vom Frieden und vom Krieg« von Guillaume Apollinaire, dessen Tod sich 2018 zum 100. Male jährt – lädt zu deutsch-französischen Expeditionen ein!
Das Thema Übersetzung lässt uns in Apollinaires Kosmos, in seine Lieblingsthemen Liebe, Krieg und Alkohol, eintauchen. Übersetzung führt uns in verschiedenste künstlerische Richtungen, in die Poesie, die Musik, den Film – und offenbart sich als Heilmittel gegen die Melancholie und als Feier von Humor und Übermut.
Präsentiert werden eine Performance zu Apollinaires »Bestiarium«, das im Rahmen eines Lyriklabors neu übersetzt wurde, ein Film in progress zur Übersetzung der Gedichte der polnisch-jüdischen Dichterin Zuzanna Ginczanka sowie eine Buchpremiere mit Jacques Darras.
Ebenfalls an Bord sind die Allons-Enfants- Autor*innen, die 2017 und 2018 als deutsch-französische Tandems in verschiedene Städte Europas reisten, dort eigene und fremde Perspektiven auf europäische Zustände abglichen und sich nun in Gespräch-Salons über ihre Erfahrungen austauschen.
Den Abend abschließen werden Konzerte von Marie Modiano und von Fiston Mwanza Mujila mit Neuinterpretationen der Texte Apollinaires und Improvisationen.
Eine gemeinsame Veranstaltung von LCB, Institut Français Deutschland und TOLEDO. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts.
11.12.18 in Berlin, LCB. Eintritt frei
PROGRAMM APOLLO 18:
19h
Begrüßung mit
Myriam Louviot (Institut Français), Solveig Bostelmann (LCB) und Aurélie Maurin (TOLEDO)
Eröffnung mit Apollinaires Bestiarium
Performance
mit den Übersetzer*innen Marion Poschmann, Leopold von Verschuer, Gernot Krämer, Dagmara Kraus, Aurélie Maurin und Hans Thill. Mit neuen Zeichnungen von Monika Rinck. Musik: Christian Filips und Katia Tchemberdji.
Apollo 18 wurde von der Rampe des LCB hinaufgeschossen in das Sternbild des Apollinaire’schen Bestiariums, um 33 poeto-zoologische Wortplaneten neu zu vermessen. Das Experiment ging auf: Die 6 orpheischen Übersetzer vermögen gemeinsam mehr als jeder allein. 30 funkelnde Vierzeiler wurden an den Heimatplaneten TOLEDO gesendet, denn: „Durch Arbeit wird man reich gemacht. / Übersetzer, lasst uns ackern! / Wenn Raupen unablässig rackern, / entsteht ein Schmetterling voll Pracht.“
19.45h
KRIEG in Übersetzung
Buchpremiere und Gespräch
»Endlich raus aus dem Wald: 1914 noch einmal von vorne. Ein rasendes Thesengedicht« (KLAK Verlag): Der Dichter und Übersetzer Jacques Darras, der selbst die englischen „Kriegsdichter“ ins Französische übertragen hat, unterhält sich mit seiner Übersetzerin Odile Kennel darüber, wie man Krieg in Text übersetzt und Text über Krieg übersetzt. Der Patriot, Poet, Soldat und Meisterartillerist Apollinaire muss sich dabei die Frage gefallen lassen: Entschuldigt bitte das bisschen/Das winzige bisschen/Realität/Sagt mir, wer hat sie/So gewollt/Wilhelm I, genannt Apollinaire?
Das Gespräch findet auf Französisch statt und wird simultan gedolmetscht.
20h30
Z / Die Übersetzerin als Matrix
Gespräch und Filmausschnitte
In Joanna Grudzinskas Filmprojekt geht es um die polnisch-jüdische Dichterin Zuzanna Ginczanka, die während des Zweiten Weltkrieges ermordet wurde, und um die Übersetzung ihrer Gedichte. Der Film setzt den Übersetzungsprozess selbst in Bilder und zeichnet ein Portrait der Übersetzerin Isabelle Macor. Überdies wird der APOLLO-18-Abend von einem Kamerateam festgehalten und seinerseits Teil des Filmes werden. Eine Hommage an eine vergessene Dichterin und an die Kunst des Übersetzens als Heilmittel gegen die Melancholie! Eine dreisprachige Lesung von Gedichten, die eigens für den Abend neu übersetzt wurden. Mit der Filmregisseurin Joanna Grudzinska, der Literaturkritikerin Agata Araszkiewicz und der Dichterin und Übersetzerin Dagmara Kraus.
PROGRAMM ALLONS ENFANTS:
19h45
- Kiew & Barcelona: Salon in deutscher Sprache mit Cécile Wajsbrot, Anne Weber, Pierre Ducrozet und Hannes Köhler.
„Und da taucht dieses Wort auf, dieses sonderbar deutsche Heimat, für das es in vielen Sprachen offenbar keine Entsprechung gibt, ich überlege, was ihm im Französischen am nächsten kommt, patrie ist es nicht, terre natale vielleicht? Wobei am deutschen Heimat ja eigentlich schön ist, dass es per se nicht mit dem Geburtstort, nicht einem Land identisch sein muss, es kann ein Platz sein, an dem man sich angekommen fühlt, aber auch ein Gruppe Menschen, ein einzelner Mensch.“
(Hannes Köhler an Pierre Ducrozet, 16.06.2018)
- Russland & Belgrad: Salon auf Deutsch und Französisch mit Dolmetscher*in. Mit Marion Poschmann, Frédéric Ciriez und Sascha Reh.
„Denn ja, was haben wir in Belgrad [in Moskau, in Sibirien...] zu suchen gehabt, und was ist das für ein Druck der Sprache, die in uns panikartig Worte sucht für die Erfahrung?“,
(Frédéric Ciriez an Sascha Reh; Paris, 28.12.2017)
20.30h
- Athen & Budapest: Salon in französischer Sprache mit Mathieu Larnaudie, Julia Schoch, Matthias Nawrat und Alice Zeniter.
„Die europäische Kultur existiert schon viel länger als die europäische Politik. Hält nicht sie das ganze zerschossene Gebilde noch zusammen? Ja. Nein. Ja. Wir greifen nochmals nach dem Wein, zeigen uns versöhnt, aber natürlich nur leicht! Wie einem jedes Mal schwindlig wird von Halbgemeintem.“ (Julia Schoch)
-Sarajevo & London: Salon auf Deutsch und Französisch mit Dolmetscher*in. Mit Pascal Richmann, Oliver Rohe, Yvan Alagbé und Ulli Lust.
„Ich weiß, dass es mir in diesen wenigen Tage kaum möglich sein wird, mehr als ein oberflächliches Fragment von Sarajevo [London, …] kennenzulernen […]. Doch aus der Begrenzung eines solchen Aufenthaltes die Unmöglichkeit abzuleiten, über das wenige, was wir sehen und hören nachzudenken (es zu versuchen und zu scheitern), würde bedeuten, es sich rhetorisch leicht zu machen. Jeder Aufenthalt ist letztlich zu kurz.“
(Oliver Rohe, Die Namen von Sarajevo)
Zum Abschluss des Abends zwei intergalaktische Konzerte
Marie Modiano & Peter von Poehl
Fiston Mwanza Mujila mit Johannes Schleiermacher am Saxofon. Neuinterpretation der Texte Apollinaires und Improvisationen.
Kleiner Dessertempfang im Anschluss